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Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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sinnvoll überbrücken, bis sich die Staatsanwälte geeinigt haben.« Das war Jennifers Art, ihm mehr oder weniger indirekt mitzuteilen, dass sie sie jetzt sofort haben wollte, nicht erst nächste Woche.
    Freytag gefiel das offensichtlich nicht, trotzdem nahm er ihre Visitenkarte entgegen. »Ich werde die Kollegen bitten, Ihnen die Zugangsdaten zu einem unserer gesicherten Server zu übermitteln und die Dateien bereitzustellen.«
    Was nicht mehr und nicht weniger hieß, als dass ihre Bitte keine allzu große Priorität hatte. Trotzdem bedankte sie sich, im Stillen bereits die Personen durchgehend, die sie anrufen würde, um innerhalb der nächsten Stunde an die Fotos heranzukommen. Ob es Achim Freytag passte oder nicht.
    Als Oliver zwei Stunden später in ihrem Büro eintraf, saß Jennifer am Schreibtisch und blickte konzentriert auf ihren Computerbildschirm. Der Staatsanwalt blieb in der Tür stehen und lehnte sich gegen den Rahmen, die Hände in den Taschen seiner Jeans vergraben.
    Sie sah auf und schaute ihm direkt in die Augen.
    Er musste nichts sagen. Dass er den Blick abwandte, war Antwort genug. Sie hatten den ungeliebten Hauptpreis gewonnen: die Zuständigkeit für die Ermittlungen in den Mordfällen Larissa Schröder und Cedric Mattes.
    Jennifer ließ ihrem Frust freien Lauf. »Ach Scheiße, warum?«
    »Ich könnte dir den gesamten Verlauf der Auseinandersetzung skizzieren, aber ich bin so rücksichtsvoll und erspare dir die Details.« Oliver seufzte gequält. »Letzten Endes war nur von Bedeutung, dass wir recht aktuelle Erfahrungen haben, was die Ermittlungen im Fall eines Mehrfachmörders angeht.«
    »Serienkiller«, berichtigte die Kommissarin ärgerlich.
    »Wie du dir denken kannst, wollte niemand dieses Wort in den Mund nehmen. Aber der ›Künstler‹ hat uns wohl eine gewisse Expertise verliehen, die auch mein Chef per Telefonkonferenz nicht aus der Welt diskutieren konnte.«
    Lemanshain war im Herbst des vergangenen Jahres von einem Serienmörder heimgesucht worden, der seinen Opfern Bilder in den Rücken geschnitzt und deshalb den Spitznamen »Künstler« erhalten hatte. Es war ihr erster gemeinsamer Fall gewesen, dessen Lösung sie auch einer großen Portion Zufall zu verdanken gehabt hatten. Von besonderer Erfahrung mit derartigen Ermittlungen zu sprechen war ein mehr als nur schlechter Scherz.
    Unbewusst massierte sich Jennifer den linken Unterarm, den der Mörder ihr vor gut fünf Monaten gebrochen hatte. Manchmal spürte sie die Verletzung noch, obwohl sie gut verheilt war. Jennifer war hart im Nehmen, aber die direkte Auseinandersetzung mit dem »Künstler« war auch an ihr nicht spurlos vorübergegangen.
    »Herrgott noch mal, was für ein beschissener Grund.«
    »Ich weiß.«
    »Die haben mehr Leute als wir, die haben die Ressourcen, wir sind eine verdammte Provinzstadt …« Jennifer verstummte und starrte einen Moment lang wütend die Wand an, bevor ihr Blick erneut den Staatsanwalt traf.
    »Sieh mich nicht so an. Ich habe getan, was ich konnte.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde war Jennifer versucht, eben gerade das in Zweifel zu ziehen. Sie war wütend genug, Oliver als Zielscheibe für ihren Ärger zu missbrauchen. Doch es war ihm gegenüber nicht fair, also suchte sie sich wieder einen Punkt an der Wand, den sie mit bösen Blicken malträtieren konnte. »Unterstützen sie uns wenigstens?«
    »Formell gesehen, ja.«
    »Was heißt das denn schon wieder?«
    »Es ist hässlich geworden.« Oliver zuckte die Schultern. Er wollte nicht näher darauf eingehen. »Wir sollten nicht damit rechnen, dass sich die Hanauer besonders ins Zeug legen werden.«
    »Also machen wir besser alles selbst«, stellte Jennifer ungerührt fest.
    »So sieht es aus«, bestätigte der Staatsanwalt. »Du findest auf dem Server, für den dich die Hanauer Kripo freigeschaltet hat, alle Daten, die sie bisher haben. Ich habe schon mit Möhring telefoniert. Mironowa und Herzig sind auf dem Weg hierher. Wir müssen Druck machen.«
    Jennifer nickte. »Bevor der oder die Nächste stirbt.«
    »Hoffen wir, dass es dazu nicht kommt. Vor allem nicht in Abständen von fünf Tagen.«
    Bedrücktes Schweigen folgte. Wenn sie es mit einem Serienmörder zu tun hatten, was zu befürchten war, würde er vermutlich in ebenso kurzen Abständen weitermorden.
    Die unangenehme Stille half Jennifer, ihre Wut bis auf eine kleine, kaum noch spürbare Flamme niederzukämpfen. Oliver stieß sich vom Türrahmen ab und nahm einmal mehr Marcels

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