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Herzflattern im Duett

Herzflattern im Duett

Titel: Herzflattern im Duett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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warf einen letzten Blick auf den Lindenweg. Dann suchte sie das Weite. Eine große, dunkle Wolke zog am Mond vorüber. Die Eule war verstummt. Im Keller des letzten Reihenhauses rumpelte es. Dann klirrte es. Etwas knallte. Jemand schlurfte und grunzte. Danach war es einen Augenblick ruhig. Plötzlich rülpste jemand. Das Geräusch kam aus der Küche. Etwas schepperte. Etwas quietschte. Etwas schnorpste. Jemand schmatzte, gluckste und schnaufte. Danach hörte man ein rätselhaftes Rauschen. Und dann blieb alles still.
    Der Mond versteckte sich hinter einer Wolke. Am liebsten hätte er nichts gesehen.

Böses
Erwachen
    D ie Sonne stand blassgelb und noch etwas verschlafen über der Reihenhaussiedlung.
    Im Haus Nummer 24 klingelte bei Familie Schenkel der Wecker. 8 Uhr. Armin Schenkel schaltete den Wecker aus und drehte sich zu seiner Frau Janina um. Vielleicht war es besser, wenn er heute nicht ins Büro ging. Die angebrannten Fischstäbchen gestern Abend waren seinem Magen nicht gut bekommen. Er hätte sie nicht essen, sondern seinem Sohn Linus geben sollen. Er hatte die restlichen Fischstäbchen an die alte, dicke Katze verfüttert. Jetzt war es zu spät. Er fühlte sich selbst wie ein Fischstäbchen und nicht wie ein Abteilungsleiter. Konnte er unter diesen Umständen eine Führungsperson sein? Nein. Armin Schenkel vergrub seine Nase in den blonden Locken seiner Frau und schlief wieder ein. Er träumte vom Meer.
    Sein Sohn Linus stand auf einem Hocker und ließ gerade zwei Fischstäbchen, die er heimlich unter seinem Bett aufgehoben hatte, behutsam ins Aquarium gleiten.
    Im Haus Nummer 21, schräg gegenüber von Familie Schenkel, machte Dirk van Kombast bei offenem Schlafzimmerfenster im fliederfarbenen Pyjama seine Morgengymnastik. Dabei fiel sein Blick auf die Terrasse. Einer der drei Säulenwacholder war umgefallen. Hatte es gestern Nacht gestürmt? Seltsam. Er hatte gar nichts gehört.
    Auf Höhe des Hauses Nummer 18 lief ein Postbote. Er schob sein schwer beladenes gelbes Fahrrad neben sich her und summte leise vor sich hin.
    Der Himmel war grau. Doch es regnete nicht. Der Morgen war nicht wunderschön. Er war auch nicht furchtbar. Es war ein normaler Morgen. Wenn auch nicht für jedermann. Im letzten Haus im Lindenweg stand Elvira Tepes in der Küche und ...
    »AAAHHH!«, schrie sie.
    »FUUUMPFS!«, schrie Mihai Tepes gleichzeitig aus dem Keller.
    Die Schreie waren so laut, dass Dirk van Kombast bei einer Storchenübung umkippte. Linus Schenkel ließ vor Schreck ein Fischstäbchen direkt auf einen Guppy fallen. Der Postbote klemmte sich die Finger im Briefschlitz.
    Dakaria Tepes kam die Treppe heruntergestürmt. Ihre Mutter stand in der Küche vor dem geöffneten Kühlschrank. Auf ihrer Hand lag ein großes, rundes Silbertablett. Auf dem Tablett lagen ein hübsches weißes Spitzendeckchen aus Papier und ein paar Gürkchen. Sonst nichts.
    »Weg«, sagte Frau Tepes und starrte auf das Tablett. »Wurst weg.«
    »Ist das die extragroße Wurstplatte für Opa Gustav?«, fragte Daka.
    Elvira Tepes schüttelte den Kopf. »Das war sie.«
    In dem Moment stürmte Mihai Tepes in die Küche. Er hielt eine zerbrochene Ampulle in der Hand, als wollte er damit auf jemanden losgehen. »Meine eisernen Blutreserven!«, rief er. »Znicnak!«
    ›Znicnak‹ hieß ›verschwunden‹ oder ›weg‹.
    »Alle Ampullen sind leer. Bis auf den letzten Tropfen!« Herr Tepes hatte die Augen weit aufgerissen. Sie funkelten dunkel und zornig. Der Lakritzschnauzer zitterte vor Wut. Herr Tepes warf die halblangen schwarzen Haare nach hinten, streckte die Brust heraus und verkündete: »Wer auch immer es gewagt hat, meine Blutreserven zu stehlen, wird die eiskalte Rache des Mihai Tepes, zweiter Sohn einer ehrwürdigen Vampirfamilie, zu spüren bekommen. Und danach wird er gar nichts mehr spüren.«
    Elvira Tepes sah ihren Mann besorgt an. Sie hielt noch immer das leere Wursttablett in der Hand. »Aber wer sollte denn deine Blutreserven stehlen? Ich meine, das macht doch kein normaler Mensch.«
    Daka nickte bestimmt. Sie hatte sofort einen Verdacht. »Ein normaler Mensch nicht. Aber ein Mensch, der auf fremden Terrassen herumschleicht und einen stinkenden Pflanzentrunk klaut, der schleicht sich auch in den Keller und klaut Blutampullen.« Haarscharf kombiniert, fand Daka.
    Elvira Tepes und Mihai Tepes drehten gleichzeitig den Kopf langsam zum Nachbarhaus. Dirk van Kombast? Sollte ihr Nachbar tatsächlich schon wieder zugeschlagen haben? Möglich

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