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Herzflattern im Duett

Herzflattern im Duett

Titel: Herzflattern im Duett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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merkwürdig?«
    Herr Tepes sah seine Frau fragend an. »Dass du mich mit einem leeren Wursttablett in der Hand ins Wohnzimmer ziehst?«
    »Nein.« Frau Tepes stellte das Tablett ab. »Ich meine natürlich unsere Töchter. Sie sind so ... so verändert.«
    Herr Tepes machte ein ernstes Gesicht und nickte.
    »Vielleicht ist es die Pubertät«, flüsterte Elvira Tepes.
    Mihai Tepes zog die Augenbrauen hoch. »Jetzt schon?«
    Elvira Tepes zuckte mit den Schultern. »Was soll es denn sonst sein?«
    »Vielleicht machen sie gerade beide einen großen Entwicklungsschritt«, überlegte Herr Tepes laut. »Ich finde, Silvania macht sich prächtig. Habe ich dir erzählt, wie sie neulich bei unserem Ausflug geflogen ist?«
    Frau Tepes nickte. »Wie Schwippschwägerin Luda in ihren besten Jahren.« Ihr Mann hatte ihr ungefähr dreimal vom Ausflug und von Silvanias neuesten Flugkünsten berichtet. »Also ich finde, Daka hat sich richtig gemacht. Sie ist auf einmal so vernünftig und irgendwie erwachsen. Man muss sie nicht mehr ständig ermahnen, sich an die radikalen Regeln zu halten. Ich weiß gar nicht, wann ich sie in den letzten beiden Tagen fliegen oder flopsen gesehen habe.«
    Herr Tepes nickte nachdenklich. Um Daka machte er sich allerdings ein wenig Sorgen.
    Frau Tepes hatte den Gesichtsausdruck ihres Mannes bemerkt. »Wenn es jedoch kein Entwicklungsschritt und nicht die Pubertät ist ... Vielleicht sollten wir Silvania und Daka doch einmal zur Kontrolle zum Arzt schicken.«
    »WAS? Du willst unsere Töchter zu Porci-Probas machen? Willst du, dass ihnen die Ohren verkehrt herum angenäht werden oder ein Wecker eingepflanzt wird?« Herr Tepes starrte seine Frau ungläubig an. Seit er sich an einem lauwarmen Nachmittag vor 16 Jahren bei einem Streifzug durch die transsilvanischen Wälder in die Halskrause der schönen deutschen Touristin Elvira Wagenzink verbissen hatte, war sie immer für Überraschungen gut gewesen (Elvira, nicht die Halskrause). Herr Tepes mochte Überraschungen. Doch das ging zu weit.
    »Mihai! Deutsche Ärzte sind nicht wie transsilvanische Ärzte«, beteuerte Frau Tepes.
    »Woher willst du das denn bitte wissen? Du hast seit über 13 Jahren keinen deutschen Arzt mehr gesehen.«
    Frau Tepes seufzte. Damit hatte Mihai dummerweise recht. Trotzdem. Deutsche Ärzte nähten doch keine Körperteile verkehrt wieder an.
    Oder?
    »Du kannst dich ja heute den ganzen Tag mit Rose und Gustav über deutsche Ärzte unterhalten«, schlug Elvira Tepes vor.
    »Das wird eine schöne Geburtstagsfeier«, meinte Herr Tepes.
    Hätten Herr und Frau Tepes auch nur geahnt, was mit ihren Töchtern los war, hätten sie Opa Gustavs Geburtstag verschoben. Sie hätten Daka und Silvania nicht aus dem Haus gelassen. Sie hätten eine Krisensitzung einberufen. Doch sie hatten keine Ahnung. Wie so viele Eltern.

Auf dem Weg
zur Südkurve
    O pa Gustav saß auf dem Beifahrersitz und hielt mit beiden Händen die Tür des alten Dacias fest. Sein Schwiegersohn saß auf dem Fahrersitz und warf ab und zu einen Blick auf den Tacho, dessen Nadel die 40 nicht überschritt. Mihai Tepes ignorierte das Hupkonzert hinter ihnen geflissentlich.
    Auf der Rückbank saßen Oma Rose, Elvira, Silvania und Daka Tepes. Sie ignorierten den Fahrstil von Mihai Tepes.
    »Glaub mir. Du musst die Tür nicht festhalten. Sie klappert nur«, versicherte Herr Tepes seinem Schwiegervater nun zum vierten Mal. Der flaschengrüne Dacia war Baujahr 1974. Er war Mihai Tepes' ganzer Stolz. Genau genommen war er seine erste Liebe. Aber das sagte er seiner Frau lieber nicht.
    Gustav Wagenzink brummte. Er löste tatsächlich kurz eine Hand. Aber nur, um seinen grün-weißen Fanschal hochzuraffen. Es zog im Auto. Das Beifahrerfenster klemmte und steckte auf halber Höhe fest.
    Herr Tepes atmete tief ein. »Hm, frische Stadtluft! Ich finde, Klimaanlagen in Autos werden vollkommen überschätzt.«
    Gustav Wagenzink nickte. Allerdings nur, weil der Dacia gerade mit einem Rad über den Bordstein fuhr.
    Herr Tepes hatte die Kurve unterschätzt.»Hoppla!«, sagte er.
    Gustav Wagenzink starrte durch die Windschutzscheibe und hoffte, dass das Stadion bald in Sicht kam. Hätte er vorhin auf der Feier zu Hause nur kein Bier getrunken. Hätte er sich nur nicht von Rose und Elvira überreden lassen, in diese flaschengrüne, rumänische Schrottkiste zu steigen. Seiner Frau gefiel der Dacia. Kein Wunder, sie arbeitete ja auch in einem Museum. Und genau da gehörte das Auto seines Schwiegersohns

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