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Herzflattern im Duett

Herzflattern im Duett

Titel: Herzflattern im Duett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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war es. Bei ihrem Nachbarn war grundsätzlich alles möglich.
    In dem Moment erklang ein lautes, langes Gähnen am oberen Treppenende.
    Mihai, Elvira und Daka Tepes spähten in den Flur und sahen, wie Silvania langsam barfuß und in ihrem rot-weiß gepunkteten Nachthemd die Treppe herunterkam. Ihre Füße berührten kaum die Stufen. Silvania schwebte.
    »Boi motra!«, sagte sie, als sie am unteren Treppenende angekommen war. Dann setzte sie zu einem weiteren, langen Gähnen an.
    Mihai, Elvira und Daka Tepes starrten Silvania an. Silvania hatte Sommersprossen. Das war neu. Die Sommersprossen waren dunkelrot. Sie sahen aus wie eingetrocknete Blutspritzer. Silvanias Haare waren zerwühlt. Zwei Gurkenscheibchen steckten in den rotbraunen Locken. Das war auch neu.
    Silvania gähnte zum dritten Mal. Mihai, Elvira und Daka Tepes starrten in ihren Mund. Zwischen den Backenzähnen klemmte etwas. Es sah aus wie ...
    Salami, dachte Frau Tepes.
    Blutwurst, dachte Herr Tepes.
    Karlheinz, dachte Daka.
    »Oh!« Silvania nahm schnell die Hand vor den Mund. »Verzeihung. Bin noch nicht ganz wach.«
    Mihai, Elvira und Daka Tepes nickten.
    »Aber satt bist du schon«, sagte Elvira Tepes. Sie schielte auf das leere Wursttablett und zurück zu Silvania.
    »Äh ... wieso?« Silvania kratzte sich am Kopf. Dabei fiel eins der Gürkchen aus den Haaren. Es kullerte über den Fußboden bis zu Herrn Tepes, der es aufhob und wie ein Beweisstück hochhielt.
    »Oh.« Silvania sah schnell auf ihre Füße.
    »Du hast Opa Gustavs extragroße Wurstplatte geplündert!« Elvira Tepes hielt Silvania das leere Tablett wie ein Stoppschild entgegen.
    »Und meine Blutreserven ausgetrunken!« Mihai Tepes hielt sowohl das Gürkchen als auch die leere Ampulle hoch.
    Daka musterte ihre Schwester nachdenklich.
    Silvania stülpte die Lippen nach außen und zuckte mit den Schultern. »Ich hatte eben Hunger.«
    Frau Tepes zog die Augenbrauen hoch. »Hunger? Mitten in der Nacht? Auf 75 Scheiben Wurst und 85 Blutampullen?«
    Herr Tepes wiegte den Kopf. Sooo ungewöhnlich fand er das nicht.
    »Ich weiß doch auch nicht. Ich konnte nicht schlafen und dann hat mein Magen geknurrt. Es klang wie Gewittergrollen. Ich dachte, wenn ich nicht gleich etwas esse, werde ich verrückt.« Silvania sah ihre Eltern schuldbewusst an. »Es tut mir leid wegen Opa Gustavs extragroßer Wurstplatte und wegen der 85 Blutampullen. Aber ich musste etwas essen.«
    Elvira Tepes sah ihren Mann ratlos an.
    Herr Tepes legte den Arm um Silvanias Schulter. »Diesen Hunger kenne ich. Er kommt immer in der Nacht. Und du hast vollkommen recht: Man muss sofort etwas essen. Sonst ... sonst geschieht noch ein Unglück.« Herr Tepes sah seiner Tochter ernst in die Augen. »Allerdings«, sagte er dann und warf einen Blick auf die leere Ampulle, »hättest du mir wenigstens ein paar Spritzer für meinen Kaffee übrig lassen können. Jetzt muss ich ihn schwarz trinken.«
    »Ein paar Scheiben Wurst hättest du auch übrig lassen können.« Elvira Tepes sah traurig auf das leere Tablett und steckte sich ein Gürkchen in den Mund.
    »Heißt das, Silvania wird jetzt nicht die eiskalte Rache des Mihai Tepes, zweiter Sohn einer ehrwürdigen Vampirfamilie, zu spüren bekommen?«, fragte Daka. Nicht, dass sie ihrer Schwester diese eiskalte Rache wünschte. Es war nur gut zu wissen, sollte sie selbst mal so eine nächtliche Hungerattacke bekommen.
    Herr Tepes schüttelte wirsch den Kopf. »Natürlich nicht. Wenn Silvania das Blut und die Wurst gegessen hat, ist alles sozusagen in Familienbesitz geblieben. Und Silvania kann ja nichts dafür, dass sie solchen Hunger hatte. Das ist nun mal so bei Vampiren und Halbvampiren.« Herr Tepes strich sich über den Lakritzschnauzer. »Ich hatte mich ehrlich gesagt schon gewundert, dass ihr nachts kaum Hunger habt. Aber vielleicht ist das alles eine Frage des Entwicklungsstandes.«
    Elvira Tepes nickte nachdenklich. »Vielleicht müssen wir einfach mehr Wurst kaufen.«
    »Und ich muss die Blutreserven aufstocken«, sagte Herr Tepes.
    »Also ich muss jetzt erst mal noch eine Runde schlafen.« Silvania gähnte erneut.
    Daka, die sonst immer für ein Nickerchen tagsüber zu haben war, wollte sich ihrer Schwester schon anschließen. Doch dann fiel ihr etwas auf: Sie war putzmunter. Sie öffnete den Mund und wartete auf ein Gähnen. Aber es kam keins.
    Silvania ging ins Bett. Daka ging zum Fleischer. Elvira Tepes zog ihren Mann ins Wohnzimmer und sagte: »Findest du das nicht

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