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Herzflattern im Duett

Herzflattern im Duett

Titel: Herzflattern im Duett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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auch hin, fand Gustav Wagenzink. Der Schwiegersohn selbst dagegen sollte einmal zum Arzt gehen. Der Meinung war Gustav Wagenzink, seit er den schlanken, großen, blassen Mann mit dem seltsamen Schnauzer und so manch seltsamer Angewohnheit zum ersten Mal gesehen hatte. So ganz verstand er immer noch nicht, warum seine Tochter nicht lieber den freundlichen, zuverlässigen und zurückhaltenden Verkaufsberater Oliver Rumske aus dem Autohaus geheiratet hatte. Dann würden sie jetzt mit Sicherheit in einem neuen Wagen sitzen, in dem alle Türen und Fenster tadellos funktionierten.
    Immerhin schien sein Schwiegersohn auf dem Weg der Besserung zu sein. Denn der begann mit der Einsicht und die wiederum war Mihai Tepes offenbar gekommen. Er hatte seinen Schwiegervater zumindest die ganze Feier über mit Fragen über Ärzte gelöchert. Es waren sehr seltsame Fragen. Fragen, die zeigten, dass Mihai Tepes einen Arzt brauchte. Wenn nicht sogar mehrere.
    Opa Gustav musterte seinen Schwiegersohn aus den Augenwinkeln. Der summte ein Lied und nahm gerade einem Kleinlaster die Vorfahrt. Der Kleinlaster hupte. Mihai Tepes hupte fröhlich zurück. Opa Gustav starrte auf einen Schmutzfleck an der Windschutzscheibe und seufzte.
    »So, da wären wir«, sagte Mihai Tepes.
    Sie standen auf einem riesengroßen Parkplatz, der voller Autos war. Vor ihnen erhob sich ein großes, ovales Gebäude. Es war aus grauem Beton und wurde von gewaltigen Stahlpfeilern gestützt. Es war das Wiesenstadion – das größte Fußballstadion Bindburgs. Es bot Platz für 42 000 Zuschauer, hatte Naturrasen und entsprach internationalen Standards. Opa Gustav war bei dem Eröffnungsspiel im Jahre 1984 dabei gewesen. Damals gewann der FC Bindburg 3 : 1 gegen den damaligen Tabellenführer. Und so sollte es auch heute wieder sein. Der FC Bindburg würde als unumstrittener Sieger vom Platz gehen. Das hatte Gustav Wagenzink zumindest für sich beschlossen.
    Opa Gustav stieg aus dem Vehikel seines Schwiegersohns, warf sich den grün-weißen Fanschal über die Schulter und sah voller Zuversicht zum Stadioneingang. Dann lächelte er seiner Frau zu, die gerade aus dem Dacia stieg. Es war Roses Idee gewesen, dass sie gemeinsam zum Fußballspiel gingen. So konnte Opa Gustav seinen Geburtstag mit den beiden wichtigsten Sachen der Welt feiern: seiner Familie und dem FC Bindburg. Es kamen sogar noch Ludo und Helene, die neuen Freunde der Zwillinge.
    Helene war offenbar ein Fußballfan, was sie Gustav Wagenzink gleich sympathisch machte.
    Opa Gustav lief mit seiner Frau, seiner Tochter und den Enkeltöchtern im Schlepptau auf den Stadioneingang zu. Mihai Tepes folgte mit etwas Abstand. Er musterte die Fußballfans und lauschte erstaunt den Gesängen, dem Getröte und dem Gejohle. Er war noch nie bei einem Fußballspiel gewesen. Er hatte noch nie ein Fußballspiel im Fernsehen gesehen oder eine Übertragung im Radio gehört. In Bistrien spielte man keinen Fußball. Man spielte Flugball, Schrumpfkopfkegeln oder Höhlenhockey. Doch von seinem Schwiegervater wusste Mihai schon viel über Fußball. Der Ball war rund. Der Rasen grün. Und ein Spiel dauerte 90 Minuten.
    90 Minuten.
    Wie sollte er das aushalten? Mihai Tepes runzelte die Stirn. In dem Moment legte ein grün-weißer Fan seinen Arm um Herrn Tepes' Schulter und sang ihm ins Ohr: »So sehen Sieger aus, schalalalala, so sehen Sieger aus, schalalalala.«
    Mihai Tepes nickte dem Fan wohlwollend zu. Immerhin waren die Zuschauer freundlich. Und sie hatten Menschenkenntnis. Beziehungsweise Vampirkenntnis.

Die erste
Halbzeit
    B is zur Halbzeitpause waren es nur noch zwei Minuten. Zwischen dem FC Bindburg und Blackcastle United stand es 0 : 0. Trotzdem war es eine spannende erste Halbzeit gewesen. Blackcastle United war zwar öfter im Ballbesitz gewesen, doch der FC Bindburg hatte die besseren Torchancen gehabt. Leider hatte er sie alle vergeben. Einmal ging der Ball an die Latte, dann kam der gegnerische Torwart noch mit den Fingerspitzen an den Ball heran und einmal pfiff der Schiedsrichter auf Abseits. Obwohl sich Opa Gustav und alle FC-Bindburg-Fans einig waren, dass es kein Abseits war. Aber sie wurden nicht gefragt.
    Opa Gustav hatte in den ersten 45 Minuten mindestens zehn Haare verloren, da er sie sich so oft gerauft hatte. Helene hatte jedes Mal laut geschrien, wenn ihr Lieblingsspieler Florian Schwertfeger sich den Ball erobert hatte. Daka hatte sich mitreißen lassen. Sie schrie, pfiff und sang, als wäre sie in einem

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