Herzflattern im Duett
fand Daka und biss genüsslich vom Baguette ab. Und da regte sich Silvania immer auf, Daka würde sich nicht anpassen. Silvania hatte einfach keine Ahnung, wie das mit der Integration lief. Sie las, guckte Filme und grübelte – aber von der Praxis war sie mindestens drei Baguettestangen entfernt.
Daka drängte sich an Opa Gustav und Oma Rose vorbei, die Herrn Tepes gerade die Abseitsregel erklärten. Zumindest versuchten sie es. Sie stellte sich neben Silvania, die mit dem rot-blau gestreiften Schal spielte und versonnen zum gegnerischen Fanblock sah. Daka stellte den Becher ab und tippte ihrer Schwester auf die Schulter.
Silvania drehte sich um.
»Probier mal ein Stück«, sagte Daka und hielt Silvania das Knoblauchbaguette direkt vor die Nase. »Ist gut für die Integration.«
Silvania starrte das Baguette an, als wäre es voller Taubenkacke. Sie zog die Oberlippe leicht nach oben und die Augenbrauen zusammen. Sie rümpfte die Nase. Dann schnaufte sie, als wäre eine Mücke in ein Nasenloch geflogen. Die Nasenflügel zitterten.
Daka lächelte ihrer Schwester aufmunternd zu.
Silvania schwankte. Jetzt zitterten nicht nur ihre Nasenflügel, sondern auch ihre Lippen.
»Es ist wirklich lecker«, sagte Daka und hielt das Baguette noch dichter unter Silvanias Nase.
Silvania antwortete nicht. Ihre Pupillen wanderten nach innen, bis sie schielte.
»Silvania?« Daka musterte ihre Schwester besorgt.
WUUUMMMSSS!
Silvania kippte der Länge nach um.
Ludo fing im letzten Moment ihren Kopf auf. Auch Helene, Frau Tepes und die Wagenzinks waren sofort zur Stelle. Sie hoben Silvania vorsichtig hoch und legten sie auf die Sitzreihe. Opa Gustav hielt ihre Beine hoch. »Keine Panik. Ich habe alles unter Kontrolle!«, rief er.
Helene fächerte Silvania mit ihrem Fanschal Luft zu, Frau Tepes hielt ihre blasse, kalte Hand und Oma Rose massierte ihre Füße. Nur Herr Tepes hielt sich etwas im Hintergrund und gab Daka verzweifelt Zeichen, das Knoblauchbaguette zu vernichten. Umgehend. Rapedadi.
Daka stopfte das Baguette in den Mund und spülte es mit der Schorle herunter. Jetzt durfte sie nur nicht aufstoßen. Sie setzte sich neben ihre ohnmächtige Schwester und legte sich Silvanias Kopf behutsam auf den Schoß. Sie musterte Silvanias Gesicht. Es war noch blasser als sonst. Auf der Stirn und an den Schläfen konnte man blaue Äderchen erkennen. Daka strich ihrer Schwester eine rotbraune Strähne von der Wange. Sie beugte sich zu ihr und flüsterte: »Es tut mir leid. Das war eine dumme Idee, das mit dem Knoblauchbaguette. Ich mache es nie wieder. Versprochen. Und jetzt bitte, bitte, wach wieder auf!«
Herr und Frau Tepes standen etwas abseits. Sie steckten die Köpfe zusammen und tuschelten.
»Seit wann isst Daka Knoblauch?«, wunderte sich Herr Tepes.
»Und wieso fällt Silvania gleich in Ohnmacht, wenn sie Knoblauch riecht?«, wunderte sich Frau Tepes. »Sie ist doch sonst nicht so empfindlich.«
»Vielleicht hast du doch recht mit dem Arzt«, sagte Herr Tepes und strich sich über den Lakritzschnauzer.
Frau Tepes nickte langsam. Natürlich hatte sie recht. »Wir müssen einen Arzttermin ausmachen.«
»Sie ist wach!«, rief in dem Moment Oma Rose und deutete auf Silvania, die sich leicht verstört erhob.
»Es geht weiter!«, rief Opa Gustav und deutete auf das Fußballfeld.
Herr Tepes warf einen Blick auf das Spielfeld und seufzte. Hätte er sich nur etwas zu lesen mitgenommen.
Die zweite
Halbzeit
F lorian Schwertfeger rann der Schweiß von der Stirn. So ein Spiel hatte er noch nie erlebt. Obwohl er letzte Woche erst 21 Jahre alt geworden war, hatte er als Profi schon an über 165 Spielen teilgenommen. Darunter waren einfache Spiele gewesen, langweilige, schlechte und brillante. Doch das Spiel gegen Blackcastle United war ein anderes Kaliber. Es war das härteste Spiel, an dem Florian Schwertfeger bis jetzt teilgenommen hatte. Beide Mannschaften kämpften verbissen. Jeder Spieler rannte um den Ball, als ginge es um sein Leben. Keiner gab einen Zweikampf auf. Die Spieler von Blackcastle United waren schnell und unberechenbar. Die Spieler des FC Bindburg waren kopfballstark und beherrschten die Standardsituationen aufs Feinste. Beide Mannschaften hatten den unerschütterlichen Willen zu siegen.
Zunächst sah es auch so aus, als würde das dem FC Bindburg gelingen. In der 81sten Minute gab es für den FC Bindburg eine Ecke. Florian Schwertfeger flankte den Ball direkt auf seinen Teamkollegen Lars Kurbjuweit. Der
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