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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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unbefangen lächelnden Gesichter der Massai, die tiefe Stille des Buschs hatten eine tiefe, befreiende Wirkung auf Sondra. Einmal mußte sie, eine Spritze in der Hand, einfach in der Arbeit innehalten und ihr Gesicht in den Wind heben. Fünfzig Meter entfernt zu ihrer Linken stand ein mächtiger Elefantenbulle im lohfarbenen Gras und riß gemächlich die Äste von einem Baum, wobei er hin und wieder mit seinen großen Ohren schlug. Rechts von ihr standen zwei junge Massai Krieger lässig auf ihre Speere gestützt und beobachteten sie mit wachem Interesse.
    Durch das helle Gras kam eine kleine Menschengruppe, angeführt von einem alten Massai, der ein
rukuma
trug, die kurze schwarze Keule, die das Symbol seiner Würde war. Sieben Massai Mädchen folgten ihm. Lachend mischten sie sich unter die Menge, wurden mit Küssen empfangen, die sie heiter zurückgaben, tanzten springend und singend von einem zum anderen.
    Derry erklärte Sondra, daß dies
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waren, unverheiratete junge {210} Mädchen, die sich in einen Zustand ekstatischer Beschwingtheit hineingesteigert hatten und nun den Segen der Menge suchten, in der Hoffnung, daß ihnen Glück, Fruchtbarkeit und Liebe gegeben werden. Eine von ihnen, eine reife junge Frau mit glutvollem Blick, schien ihr Auge auf Derry geworfen zu haben. Sie tanzte für ihn und sang dazu mit Worten, die den Umstehenden beifällige Bewunderung entlockte.
    Als der Häuptling etwas zu Derry sagte, worauf Derry lachte, fragte Sondra Kamante, worum es ging.
    »Der alte Massai hat Derry gesagt, daß sie ein Auge auf ihn geworfen hat. Sie mag Derry und fragt, ob er sie haben will.«
    Sondra sah, wie Derry lächelnd den Kopf schüttelte, dann zog die kleine Gruppe weiter.
     
    Zum Abendessen gab es Rindfleisch aus Dosen und harte Biskuits, die man in Soße tauchte. Danach blieb man noch eine Weile zusammen im großen Zelt sitzen, um auszuspannen und abzuschalten. Die Fahrer spielten Karten und Pastor Thorn zog Derry in eine Diskussion über afrikanische Politik. Sondra setzte sich ein wenig abseits, trank langsam ihren Kaffee und blickte durch das Moskitonetz zu den Sternen hinauf.
    Ein innerer Friede erfüllte sie. Ihr war, als wäre sie endlich am Ziel einer langen Reise angekommen.
    Nach einer Weile sagte sie den anderen gute Nacht und ging zu ihrem eigenen Zelt hinüber. Zwischen Kartons mit Verbandszeug und Medikamenten sitzend, bürstete sie sich im Licht der Petroleumlampe das Haar, als sie hörte, daß sich Schritte näherten. Sie glaubte, es wäre Pastor Thorn auf dem Weg zu seinem Nachtlager unter dem Baum. Aber dann hörte sie Derrys Stimme.
    »Sondra? Sind Sie noch wach?«
    Er ließ sich auf einem der Kartons nieder und verschränkte die Arme.
    »Ich habe Ihnen nie richtig gedankt für das, was Sie für Ouko getan haben.«
    »Das haben wir doch alle gemeinsam getan.«
    »Ja, aber Sie haben uns die Möglichkeit gezeigt, sein Leben zu erhalten. Und weitere Leben. Eines der größten Probleme, mit denen wir auf der Missionsstation zu kämpfen haben, ist die Unterernährung. Mit diesem neuen Verfahren der künstlichen Ernährung ist unsere Chance, Leben zu retten, viel größer als zuvor.« Einen Moment lang sah er sie schweigend an. »Ich habe Sie falsch eingeschätzt, Sondra«, sagte er dann. »Das tut mir leid. Ich war nicht sehr nett zu Ihnen, als Sie zu uns kamen.«
    Sie sah ihn nur an, wie gebannt von den tiefblauen Augen.
    {211}
    »Was haben Sie vor, wenn Ihr Jahr hier abgelaufen ist?«
    »Ich weiß noch nicht. Ich habe eigentlich noch gar nicht darüber nachgedacht.«
    »Werden Sie Alec heiraten?«
    »Nein.«
    »Warum nicht? Er ist ein feiner Kerl. Er hat viel zu bieten und er ist offensichtlich hingerissen von Ihnen.«
    »Sollte ich Ihnen nicht sagen, daß das nicht Ihre Angelegenheit ist?«
    »Aber es ist meine Angelegenheit!«
    Sondra lächelte schwach. »Wieso? Weil Sie der Leiter des Krankenhauses sind?«
    »Nein. Weil ich Sie liebe.«
    Ihr Lächeln erlosch. Sie sah ihn erstaunt an.
    »Ich glaube, es geschah an dem Abend, als Sie mit Ihrer Wahnsinnsidee zur Rettung von Ouko bei mir klopften. Ich weiß es nicht. Vielleicht geschah es schon am allerersten Abend, als Sie mit dem Moskitonetz nicht zurechtkamen und aus Versehen bei mir klopften statt bei Alec.« Er sah sie unsicher an. »Ich sollte Sie jetzt wahrscheinlich wie der Held in der großen Oper in meine Arme reißen oder so was, aber ich fürchte, da würde ich mich nur lächerlich machen.« Er hielt inne und fügte

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