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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Tränen kamen. Im selben Moment stellte {204} Rebecca die Schale mit dem Haferschleim weg, stand auf und sah Sondra mit klarem Blick an. »Haben Sie neue Anweisungen zu Oukos Betreuung?«
    Einen Moment lang war Sondra sprachlos. Rebecca war bei Oukos Pflege unermüdlich gewesen, hatte mehr Zeit am Bett des Jungen verbracht als alle anderen Schwestern. Sie war es gewesen, die die ersten Anzeichen der Lungenentzündung entdeckt hatte; sie hatte dafür gesorgt, daß Ouko stündlich im Bett herumgedreht wurde, hatte darauf geachtet, daß der Katheter dabei nicht verschoben wurde. Sie war eine gute, zuverlässige Frau, eine Krankenschwester wie jeder Arzt sie sich nur wünschen konnte.
    »Tun Sie, was Sie für richtig halten, Rebecca«, antwortete Sondra.
    Der Schatten eines Lächelns huschte über Rebeccas dunkles Gesicht. »Ja,
memsabu«
, sagte sie und nahm ihren Platz wieder ein.
    Während Alec zum alten
Mzee
Moses ging, um noch einmal seine Brust abzuhören, gingen Derry und Sondra hinaus. Es begann jetzt dunkel zu werden. Ein leichter Wind war aufgekommen. Die Luft roch nach den Ausdünstungen der Tiere, nach Blumenduft und versengtem Gras. Derry blieb stehen und sah zu den dunklen Bergen hinaus.
    »Ich fahre in ein paar Tagen nach Norden auf Safari«, sagte er. »Ins Massai-Land. Wollen Sie nicht mitkommen?«

24
    Sie hatten eine Fahrt von weit mehr als sechshundert Kilometern vor sich. In Nairobi wollten sie Station machen, um Medikamente abzuholen. Sondra fuhr zusammen mit Derry im ersten Auto; im zweiten folgte Pastor Thorn mit Kamante; im dritten Fahrzeug saß nur Abdi, der Suaheli Fahrer.
    Die drei Wagen rollten schwankend über die holprige, staubbedeckte Straße von der Missionsstation zur Verbindungsstraße zwischen Moshi und Voi, die pfeilgerade durch flaches rotes Wüstenland schnitt, das nur hier und dort von kleinen Gruppen grüner Bäume und mannshohen Dornbüschen gesprenkelt war. Als sie die Straße nach Mombasa erreichten und sich nach Norden wandten, begann der Tag schon warm zu werden. Zu beiden Seiten der Straße dehnte sich brettebene, rostrote Einöde, deren Monotonie nur gelegentlich von einem Lavabrocken oder einem merkwürdigen Baum unterbrochen wurde, der aussah, als streckte er nicht seine Krone, sondern seine Wurzeln zum Himmel hinauf.
    {205}
    »Der Affenbrotbaum«, erläuterte Derry. »Die Afrikaner glauben, daß der Baum Gott einst so zornig machte, daß er ihn herausriß und verkehrt herum wieder in die Erde stieß. Und genauso sieht es ja auch aus. Die Afrikaner behaupten, die Äste, die man sieht, seien in Wirklichkeit die Wurzeln, während Zweige und Blätter unter der Erde wüchsen.«
    Von der Legende über den Affenbrotbaum kam Derry auf andere Mythen und Sagen, und als sie kurz vor Mittag Nairobi erreichten, wußte Sondra mehr über Kenia und seine Bewohner als sie in den vergangenen fünf Monaten gelernt hatte.
    Nach einem angenehmen Mittagessen im neuen Stanley Hotel, holten sie im Forschungszentrum der Weltgesundheitsorganisation die bestellten Medikamente ab, dann fuhren die drei Wagen auf einer verkehrsreichen Straße wieder aus der Stadt hinaus. Derry wurde zusehends lebhafter und lebendiger und unterhielt Sondra mit immer neuen Geschichten und Anekdoten.
    Sie war fasziniert von dieser Veränderung in seinem Wesen. Nie zuvor hatte sie ihn so heiter und angeregt erlebt.
    Sie folgten einer von Schlaglöchern durchsetzten Straße zwischen kleinen Farmen und Plantagen hindurch. Die Afrikaner nannten sie ›Mussolinis Rache‹, weil sie von italienischen Kriegsgefangenen gebaut worden und in katastrophalem Zustand war. Etwa eine Stunde nach Nairobi erreichten sie auf kurvenreicher Straße das Dorf Kijabe. Sie waren jetzt auf mehr als 2000 Meter Höhe, und hinter der letzten Kurve bot sich ihnen ein atemberaubender Blick auf das Great Rift Valley [sog. Afrikanischer Grabenbruch].
    »Da unten war die Ranch meines Vaters«, sagte Derry. »Da bin ich aufgewachsen.«
    Er hielt das Auto an, stieg aus, und öffnete ihr die Tür. »Sie müssen sich das ansehen.«
    Tief unten zu ihren Füßen lag in einer von mauvefarbenen Hügeln geschützten Mulde ein weizengelbes Tal, ein Flickenteppich von Feldern und Weiden, über denen vom kühlen Wind getragen Adler kreisten. Sondra war wie gebannt.
    »Ich habe die Ranch dort unten vor Jahren verkauft«, bemerkte Derry. »In unserem früheren Wohnhaus ist jetzt eine
harambee
Schule.«
    Sondra drehte den Kopf, um Derry anzusehen. Sie bemerkte, wie

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