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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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dann leiser hinzu: »Oder habe ich mich schon lächerlich gemacht?«
    »Ach, Derry!« flüsterte Sondra nur.
    Er nahm sie in die Arme und küßte sie, behutsam und zart zuerst, dann mit Leidenschaft. Sondra fühlte seine starken Arme, seinen Körper und sie schmiegte sich fest an ihn. Kein Suchen mehr. Sie hatte ihre Heimat in Derry und seiner Liebe gefunden. Und beide wußten es.
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    Ruth war wütend. Als wolle sie eine Fliege erschlagen, klatschte sie mit dem Handrücken auf die Zeitung.
    »Hör dir das an, Arnie. ›Entbindung zu Hause kommt Kindesmißhandlung gleich.‹« Sie warf die Zeitung auf den vollbeladenen Tisch und sah Arnie so zornig an, als wolle sie ihn fressen. »Kindesmißhandlung! So ein Quatsch!«
    Arnie, der gerade die zehn Monate alte Sarah fütterte, blickte nicht auf. Wenn er ihr nicht mit schöner Regelmäßigkeit einen Löffel nach dem anderen ins Mündchen schob, würde sie sofort anfangen zu quengeln.
    »Worum geht’s denn, Ruthie?« fragte er, während er den Löffel in den warmen Brei tauchte. »Was veranlaßt die Leute zu so einer Feststellung?«
    »Ach, dieser idiotische Prozeß in Kalifornien. Du weißt doch, man hatte die Hebamme wegen Mordes angeklagt, als das Baby nach einer Hausgeburt starb. Mein Gott, ist das ein Blödsinn!« Noch einmal schlug sie auf die Zeitung, daß das Frühstücksgeschirr klirrte. »Es ist erwiesen, daß das Kind selbst unter idealen Bedingungen gestorben wäre. Aber nein, sie stürzen sich auf diesen Fall wie eine Meute ausgehungerter Hunde auf einen Knochen. Und das Schlimmste ist, daß die Leute es glauben werden.«
    »Mama?«
    Ruth sah von der Zeitung auf, und ihr Gesicht wurde weich.
    »Was ist denn, Schatz?«
    Rachel, fünf Jahre alt – fünf Jahre und zwei Monate, wie sie allen ernsthaft zu erklären pflegte –, stand an der Tür, die von der großen alten Küche ins Wohnzimmer führte.
    »Das hier«, verkündete sie, »ziehe ich heute in die Schule an.«
    Ruth lächelte. Rachel war gerade in die Vorschule gekommen und nahm sich selber sehr ernst.
    »Aber du hast es doch verkehrt herum an, Rachel.«
    Rachel hatte es geschafft, sich in ihr neues Schulkleid hineinzuwinden, ohne die Knöpfe zu öffnen.
    »Aber so will ich es doch, Mama«, erklärte Rachel und stemmte dabei die Hände in die Hüften wie Miss Salisbury das zu tun pflegte. »So kann ich {216} mich nämlich, wenn ich heute heimkomme, ganz allein wieder ausziehen, und Beth braucht mir nicht zu helfen, weil die Knöpfe ja gleich hier vorn sind.«
    Ruth mußte lachen. »Geh wieder nach oben und laß es dir von Beth richtig anziehen.«
    Rachel seufzte wie eine vielgeplagte Erwachsene, sagte, »Na gut«, und trippelte davon.
    Arnie stimmte in Ruths Lachen ein, während er Sarah aus ihrem Kinderstühlchen hob und auf die Decke unter dem Tisch setzte. Er warf einen Blick zum Fenster und sagte: »Sieht nach Regen aus, Ruthie. Zieh dich richtig an.«
    Während er das Frühstücksgeschirr abdeckte, beugte sich Ruth zu Sarah hinunter und legte ihre Hand auf das kleine Köpfchen mit dem weichen Haar. Ruth bevorzugte keines ihrer Kinder, aber sie hatte festgestellt, daß jedes der vier kleinen Mädchen sich durch eine besondere Eigenschaft auszeichnete, die sie auf ihre eigene Art liebenswert machte. Rachel war mutig und packte den Stier gern bei den Hörnern; Naomi besaß eine rasche Auffassungsgabe, ihre Zwillingsschwester Miriam war gründlich und wissensdurstig; und die kleine Sarah schien sich zu einer stillen Denkerin zu entwickeln. Im Gegensatz zu den anderen, die schon im Säuglingsalter laut und lebhaft gewesen waren, konnte sie lange in schweigender Beschaulichkeit dasitzen, und manchmal wirkten ihre unergründlichen Augen viel zu alt für das Babygesicht.
    Und wie wird dieses hier werden? dachte Ruth, als sie sich aufrichtete und eine Hand auf ihren Bauch legte. Wirst du eine Künstlerin, eine Politikerin, eine Pionierin auf irgendeinem Gebiet? Vielleicht, dachte sie, den Blick auf Arnie gerichtet, der am Spülbecken stand, wird es ja diesmal sogar ein Junge.
    Von oben kam lautes Krachen. Sie hob den Kopf, aber ohne Beunruhigung. Lärm war an der Tagesordnung im Hause Roth. Diese hundertjährigen Mauern hatten in den letzten fünf Jahren kaum einen Moment der Stille erlebt.
    Sie liebte dieses alte Haus. 1972, als Ruth gerade als Assistenzärztin angefangen hatte und mit Rachel schwanger war, hatte Arnie ängstlich behauptet, sie könnten es sich unmöglich leisten; aber

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