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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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lachende Männer und Frauen; Wärme, Licht und Lebendigkeit waren überall.
    »Oh, hallo!« rief Ruth vergnügt, als sie Steve Schonfeld entdeckte, einen großen, gutaussehenden Jungen, der im vierten Jahr in Castillo studierte. Sie hatte ihn zwei Wochen zuvor bei einer Party in der Encinitas Hall kennengelernt und war am vergangenen Wochenende mit ihm im Kino gewesen. »Kommt, er winkt uns«, sagte sie. »Wir sollen zu ihnen an den Tisch kommen.«
    Mickey warf den drei Männern, die mit Steve am Tisch saßen, einen scheuen Blick zu und senkte sofort die Lider.
    »Ach, bleiben wir doch lieber für uns«, meinte sie.
    »Mickey hat recht«, sagte Sondra. »Suchen wir uns einen eigenen Tisch. Dann kann er sich ja zu uns setzen, wenn er will.«
    Es war nicht so einfach, in Gilhooley’s einen freien Tisch zu finden. Aber Ruth entdeckte einen und drängte sich energisch durch das Getümmel am Tresen. Sie stellte ihre Handtasche auf einen der Stühle, schob schmutziges Geschirr und zerknüllte Papierservietten an den Tischrand und setzte sich. Als Mickey und Sondra sich zu ihr gesellt hatten, kam auch schon Steve.
    »Hallo, Ruth«, sagte er lächelnd. »Wieso sitzt du nicht über deinen Büchern? Das ist ja das reinste Wunder.«
    Es war schon zum Scherz zwischen ihnen geworden. In den zwei Wochen ihrer Bekanntschaft hatte Ruth vier Einladungen abgelehnt, jedesmal mit der Begründung, daß sie unbedingt lernen müsse.
    Nachdem Ruth ihre beiden Freundinnen mit Steve bekanntgemacht hatte, setzte dieser sich zu ihnen. »Ich bin leider im Dienst«, erklärte er. »Ich kann euch also nicht versprechen, daß ihr lange in den Genuß meines sonnigen Gemüts kommen werdet.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme. »Und was ist der Anlaß für euren Besuch hier? Hat jemand Geburtstag?«
    Ruth schnitt ein Gesicht. »Erster Sektionstag.«
    {35}
    »Ach so, darum ist es hier so voll. Sonst ist nämlich mittwochs hier nie so viel los. Kein Wunder. Ich weiß noch, wie es mir nach meiner ersten Leiche ging. Ich war wochenlang total deprimiert.«
    Ruth verspürte Neid. Steve und seine Freunde arbeiteten schon im Krankenhaus mit Patienten, marschierten wie fertige Ärzte mit Stethoskopen in den Taschen und Namensschildchen an den Revers ihrer weißen Kittel von Zimmer zu Zimmer. So sah die moderne medizinische Ausbildung aus: Zwei Jahre reine Theorie unter Professoren, die zumeist Philosophen waren, nicht Mediziner; und im dritten und vierten Jahr dann kamen die Studenten zum erstenmal mit Krankheit und praktischer Medizin in Berührung. Ruth war voller Ungeduld; sie konnte es kaum erwarten, mit der Praxis zu beginnen, das zu tun, was ihr Vater tat.
    Einer von Steves Freunden eilte an ihrem Tisch vorüber und sagte verdrossen: »Ich muß rüber. Neuen Tropf anlegen.«
    Steve schüttelte lachend den Kopf. »Das ist schon das siebtemal in dieser Woche, daß er rübergerufen wird, um einen neuen Tropf anzulegen. Aber er wird’s schon noch lernen. Er wird schon noch dahinterkommen. Bei mir ist das ganz schnell gegangen.«
    »Wovon redest du?« fragte Sondra, die nach einer Kellnerin Ausschau hielt.
    »St. Catherine’s ist ein Lehrkrankenhaus. Da überlassen sie möglichst viel Kleinkram den Studenten, damit die Übung bekommen. Einen Tropf anlegen, gehört auch dazu. Die Folge ist natürlich, daß die Schwestern überhaupt nicht darauf achten, wieviel noch in der Flasche ist, und daß die Dinger immer leer laufen. Dann muß jedesmal ein neuer Tropf angelegt werden. Im letzten Frühjahr mußte ich in einer Nacht
viermal
raus, um einen Tropf anzulegen, und da kam mir plötzlich die Erleuchtung. Ich zeigte dem Patienten die Flasche über dem Bett und sagte: ›Sehen Sie die Flüssigkeit in der Flasche? Sehen Sie den Schlauch da? Lassen Sie die Flasche ja nicht ganz leer werden, sonst kommt Luft in Ihre Vene, und das ist tödlich.‹«
    »Nein!« rief Sondra entsetzt.
    »Ich sag euch, das klappt wie am Schnürchen. Seitdem hab ich nicht ein einzigesmal einen neuen Tropf anlegen müssen. Meine Patienten läuten sofort der Schwester, wenn die Flüssigkeit zu Ende geht, und die legt eine neue Flasche ein.«
    »Aber dann muß der Patient ja die ganze Nacht wach liegen«, sagte Sondra.
    »Lieber er als ich.« Als Steve die Mißbilligung auf Sondras Gesicht sah, neigte er sich zu ihr. »Wart’s nur ab. Wenn du anfängst Nachtdienst zu {36} machen, wirst du bald merken, daß Schlaf wichtiger ist als alles andere. Wenn du die

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