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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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überall. Die Beleuchtung war grell, weiß und kalt. Es gab keine Fenster, durch die man die Außenwelt hätte wahrnehmen können. Das Echo gedämpfter Stimmen, fließenden Wassers, leise klirrender Flaschen hallte in diesen Räumen. Es roch nach Seife und Desinfektionsmittel, und die gereinigte Luft, die hereingeblasen wurde, lag kühl und trocken auf der Haut.
    Sondra stand verschüchtert in der allgemeinen Hektik, bis Miss Timmons sie auf die Seite zog und ihr ein Mundtuch gab. Sie zeigte ihr, wie man es umband.
    »Legen Sie es fest über die Nase. Ja, so ist es richtig. Ein paar Dinge gibt es noch zu besprechen.«
    Trotz der hektischen Betriebsamkeit an diesem Morgen nahm sich die Oberschwester auf Dr. Parsons Bitte hin die Zeit, die Medizinstudentin gründlich zu informieren.
    »Rühren Sie nichts an. Das Beste ist, Sie bewegen sich überhaupt nicht von der Stelle. Ich weise Ihnen irgendwo im Saal einen Platz an, und da bleiben Sie, als wären Sie festgewurzelt. Es wird proppenvoll werden da drin, das ist bei Gehirnoperationen meistens so.«
    »Muß ich mich abschrubben?«
    {44}
    »Aber nein, Kind, Sie sind ja mindestens zweieinhalb Meter vom Tisch entfernt. Nein, wir lassen niemanden, der nicht zum Team gehört, in die Nähe des Operationsfelds.«
    Die Oberschwester eilte davon und ließ Sondra bei den Waschbecken zurück. Betten, in denen Patienten lagen, wurden vorbeigeschoben und kehrten leer wieder zurück; rote Narkoseapparate wurden von einem Raum in den anderen gerollt; jemand rannte wie in Panik an ihr vorüber, zwei Männer in Grün standen mit verschränkten Armen an die Wand gelehnt, Schwestern in wehenden Kitteln hasteten mit Schalen voll dampfender Instrumente vorbei.
    Ein Mann in Grün, das Mundtuch über dem Gesicht, das Haar unter der Operationshaube verborgen, trat zu den Waschbecken, nahm einen Schwamm aus seiner Verpackung und musterte dann Sondra genüßlich von Kopf bis Fuß, während er sich die Arme befeuchtete.
    »Hallo«, sagte er, und seine Augen verrieten, daß er lächelte. »Sind Sie neu hier?«
    »Ich bin nur Gast.«
    Er zog die Augenbrauen hoch.
    »Ich bin Medizinstudentin«, fügte sie hinzu und sah das Interesse in seinem Blick augenblicklich erlöschen.
    Sie ging zur Seite, als zwei weitere Ärzte, die Gesichter hinter den Mundtüchern verborgen, an die Becken traten. Während sie Hände und Arme mit den Schwämmen wuschen, unterhielten sie sich angeregt, bis der eine von ihnen Sondra bemerkte und sich aufrichtete.
    »Hal-lo!« sagte er. »Wo bin ich nur Ihr Leben lang gewesen?«
    Sondra lachte leise.
    Der zweite Chirurg drehte sich nach ihr um, starrte sie einen Moment lang an und sagte: »Nehmen Sie’s ihm nicht übel, er ist nun mal ein ungehobelter Bursche. Sie sind wohl eine von den neuen Schwestern?«
    Ehe Sondra antworten konnte, sagte der erste Arzt: »Mit dem brauchen Sie gar nicht zu reden. Der hat einen Gehirnschaden. Schnüffelt immer Äther, wissen Sie.«
    Der andere warf seinen Schwamm weg, trat dicht zu ihr und sah sie mit lachenden Augen an. »Das Leben ist viel zu kurz für diesen ganzen Klimbim. Was für eine Telefonnummer haben Sie und wann machen Sie hier Schluß?«
    In diesem Augenblick kam eine Schwester angelaufen und rief: »Dr. Billings, das Labor hat eben angerufen. Sie sagen, daß für Ihren Patienten kein Blut da ist.«
    {45}
    »Was!« Er riß sich ein Papierhandtuch ab und stürzte davon, die Schwester dicht auf seinen Fersen.
    Der andere Chirurg war immer noch dabei, seine Arme zu schrubben. Einen Moment lang betrachtete er Sondra schweigend, dann fragte er: »Wie kommt es, daß Sie als einzige hier nicht rumlaufen wie ein Huhn ohne Kopf? Ist das Ihre Einführung?«
    »Ich arbeite nicht hier. Ich bin nur Gast.«
    »Ach so.« Er seifte seinen anderen Arm ein. »Und wem wollen Sie zuschauen?«
    »Dr. Parsons.«
    »Richtig. Hab’s schon gesehen. Eine Kraniotomie. Haben Sie schon einmal eine Gehirnoperation gesehen?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie was? Wenn Sie’s bis zum Ende durchstehen, lade ich Sie zum Abendessen ein. Was sagen Sie dazu?«
    Er hatte schöne braune Augen mit dichten dunklen Wimpern. Aber das war auch alles, was Sondra sehen konnte.
    »Ich glaube nicht, daß daraus etwas wird«, erwiderte sie lächelnd.
    »Wie meinen Sie das? Daß Sie die Operation nicht durchstehen?«
    »Oh, daß ich die durchstehen werde, das
weiß
ich.«
    Er warf seinen Schwamm in einen Eimer, spülte dann beide Arme von den Fingerspitzen zu den Ellbogen, wobei er

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