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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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uns beide hinaus. Ich nehm es nur bei Kindern herunter, damit sie mein Gesicht sehen und mich erkennen können und weniger Angst haben.«
    »Rick, wie sind seine –«
    »– Aussichten?« Rick führte Sondra in den Operationssaal zu einem Platz in einer Ecke, abseits der keimfreien Zone. »Das können wir erst sagen, wenn wir aufgemacht haben. Wenn es ein Tumor ist, sieht es nicht so gut aus. Wenn es eine Zyste ist, sind die Aussichten wesentlich besser. Und wenn wir das Nodulum der Zyste finden und herausholen können, sind seine Chancen ausgezeichnet. Wenn Sie ein Gebet sagen wollen, nehmen wir das dankbar an.«
    Viel später erst konnte Sondra die Eindrücke dieses Morgens ordnen. Es war ein verwirrendes Durcheinander von grünen Kitteln und blitzendem Chrom, zu vielen Menschen und zu vielen Apparaten, von unnatürlichen Geräuschen und grellen Lampen, in deren kaltem Licht die Instrumente blank zur Hand genommen und rostrot von Blut zurückgereicht wurden. Scharfe Befehle und knappe Meßmeldungen jagten einander, dann wieder folgten lange Pausen, in denen Rick und sein Assistent in schweigender Konzentration am offenliegenden Gehirn des kleinen Jungen arbeiteten. Tommy saß aufrecht, den Kopf auf die Brust gesenkt, den Operateuren den Rücken zugewandt. Sie hatten vom ersten Halswirbel bis zum Kleinhirn den Schädel freigelegt. Nachdem sie eine gelbliche, zähe Flüssigkeit abgesaugt hatten, wandte sich Rick einer der Schwestern zu und sagte: »Rufen Sie bitte in der Pathologie an. Wir können jetzt Proben abgeben.« Sich an alle im Saal Anwesenden richtend, fügte er {48} dann hinzu: »Die Masse ist zu siebzig Prozent zystisch, wir machen eine Biopsie der Zystenwand.«
    Nachdem Dr. Williams, der Pathologe, die Proben zur Untersuchung mitgenommen hatte, trat eine Wartepause ein. Rick stützte sich, die Füße gekreuzt, mit einer Hand auf den Operationstisch, sein Assistent ließ sich auf einem Hocker nieder und selbst die Operationsschwester setzte sich auf einen Stuhl.
    Nach einer Weile drehte sich Rick nach Sondra um. Sein Mundtuch war feucht, sein Kittel mit Blut beschmiert. Er winkte ihr. »Sie können ruhig ein bißchen näherkommen. Ja, so ist’s gut. Jetzt schauen Sie her, ich möchte Ihnen das zeigen.«
    Mit einer Sonde deutete er vorsichtig auf das elfenbeinfarbene Kleinhirn unter dem weichen Gewebe, das von einem Retraktor auseinandergehalten wurde.
    »Die Zyste befindet sich in der Kleinhirnhalbkugel und nicht im Stammhirn. Sehen Sie, wie der untere Teil des Kleinhirns sich kräuselt, wenn ich ihn berühre? Ich habe zur Druckentlastung einen Katheder in die Hirnkammer eingeführt und die Zyste angestochen, um die Flüssigkeit herauszuholen. Ich vermute ein zystisches Astrozytom, das unter den bei Kindern vorkommenden Gehirnerkrankungen sehr häufig ist. Wenn ich recht habe, und wenn wir das ganze Nodulum herausbekommen, hat Tommy ausgezeichnete Chancen.«
    Als Dr. Wiliams wenige Minuten später mit den Gewebeproben zurückkehrte, rief er: »Sieht mir nach einem Astrozytom aus, Rick. Die Zystenwand ist eindeutig gliomatös.«
    Das Team trat wieder zusammen, um sich von neuem an die Arbeit zu machen. Die folgende Stunde war dem Bemühen gewidmet, das Nodulum von der Zystenwand zu entfernen, um eine Neubildung zu verhindern.
    »Ich mache ihn jetzt zu«, sagte Rick nach einer langen Weile zu Sondra.
    Die Atmosphäre entspannte sich.
    Die Schädeldecke wurde mit Drähten verschlossen, die Kopfhaut genäht, dann ein dicker Verband angelegt. Die weitere Arbeit übernahmen die Schwestern. Sie wuschen den Jungen und trockneten ihn ab, während die beiden Chirurgen ihre Kittel ablegten. Die Hemden darunter waren klatschnaß von ihrem Schweiß.
    Rick nahm die Karte seines Patienten, murmelte etwas davon, daß er jetzt mit den Eltern des Jungen sprechen wolle, und ging zur Tür. Ehe er hinausging, zog er sich das Mundtuch vom Gesicht und sagte zu Sondra: {49} »Lassen Sie mir zwanzig Minuten Zeit, dann lade ich Sie auf eine Tasse Kaffee ein.«
     
    Es war ein sonderbares Gefühl, dessen Ursache sich Sondra nicht recht erklären könnte. In der Krankenhauskantine sitzend, trank sie ihren Kaffee und sah sich um. Um diese Nachmittagszeit war es hier nicht voll – ein paar Besucher, einige Schwestern, die gerade Schichtwechsel hatten –, und darüber war Sondra froh. Sie hatte rasende Kopfschmerzen.
    Sie schaute zu Rick hinüber, der am Telefon stand und redete. War sein Gesicht ärgerlich? Sie konnte es nicht

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