Herzgefaengnis
nagelneue Zahnbürste. Nur gab es keinen Bademantel. Also klaute ich Leos Hemd von gestern Abend und zog es über. Es hatte einen Lippenstiftfleck und duftete nach ihm. Tief einatmend zog ich es enger um mich, als ich die Holzterrasse hinter dem Haus betrat. Kühler Nieselregen empfing mich. An die Terrasse schloss sich eine Wiese an. Sie fiel leicht ab zu einem Seeufer mit einem flachen Steg, der auf dem Wasser zu schwimmen schien. Links und rechts auf der Terrasse blühten lila und gelbe Hornveilchen in weißen Blumenkübeln. Das Wasser gab die Farbe des Himmels wieder: ein helles Grau.
Keine Farbe, nach der man sich sehnt. Doch heute erschien mir dieses Grau als die leuchtendste Farbe der Welt. Die Regentropfen glitzerten noch ein bisschen mehr als sonst. Die Blumen schienen üppiger zu blühen und selbst der Lastkahn, der gerade inmitten des Sees vorbeizog, machte den Eindruck, als sei er extra für mich gewaschen und poliert worden. Mir fiel dieses Lied ein von Stefan Gwildis: „Wunderschönes Grau“.
Nur hier zu Haus
gibt´s dieses wunderschöne Grau
so reich und bedeutungsvoll
wie ein langer, tiefer Traum …
„Marsch zurück ins Bett“, kommandierte da eine barsche Stimme hinter mir. SEINE Stimme. Ich wandte mich um, und die Lachfältchen um seine Augen straften seinen strengen Ton Lügen. Achtlos schmiss er eine umfangreiche Brötchentüte auf den Küchentresen. Die Schrippen kullerten aus der offenen Tüte heraus.
„Leo!“
Wir fielen uns in die Arme. Ein langer Kuss brachte meine Sinne in Aufruhr. Seine Hände hatten meinen Po umfasst, und er drückte mich an sich. Er roch so gut. „Du holst dir doch den Tod da draußen“, murmelte er und kaute dabei an meinem Ohrläppchen.
„Ich hab´ genug innere Hitze.“
Heiß und unwiderstehlich stieg die Erregung in mir auf, als er seine Hüften an mich drängte.
„Dann wärme mich jetzt. Ich will dich. So wie du bist.“
Er schob mich durch die Tür ins Schlafzimmer und schubste mich auf das Bett, ein lüsternes Lächeln auf den Lippen.
„Aber …“
„Kein Aber. Ich weiß, was gut für dich ist. Halt jetzt still.“
Irgendwie war er auf mir, über mir, in mir, und er presste seinen festen Mund auf meinen, während er sich in mir bewegte. Oh. Mein. Gott. Mein Unterleib zog sich zusammen, als ich ihn in mir spürte. Er ließ mich in einer gewaltigen Eruption kommen, die mich voller süßer Schwäche zurückließ. Mit einem Stoßseufzer ergoss er sich in mich, es klang so erleichtert und zufrieden, dass mein Herz einige Hopser machte.
Ich war überwältigt davon, wie einfach, mühelos und schnell ich auf ihn reagierte. Und er auf mich. Ohne ein einziges Mal nachzudenken, was jetzt richtig oder falsch ist.
„Das war so – wunderschön“, hauchte ich, als er sich neben mich legte.
„Ja.“ Zärtlich strich er mir eine Haarsträhne zurück und küsste mich auf die Schläfe.
„Ich wusste es ja … danke, dass du mir vertraut hast.“
Ich lächelte, angenehm ermattet. Mit geschlossenen Augen dösten wir ein Weilchen vor uns hin, seine Hand auf meinem Bauch. Warum konnte nicht jeder Tag so beginnen?
„Ich muss jetzt was essen.“ Mit diesen Worten richtete ich mich wenig später auf und betrachtete den Mann neben mir. Er verfolgte jede meiner Bewegungen, und als ich aufstehen wollte, hielt er mich fest. „Einen Moment noch.“
Ich beugte mich über ihn und ließ mein Haar über seinem Gesicht baumeln.
„Was wünscht mein Gebieter?“
Seine Hände umfassten meine Brüste. Ganz sanft.
„Dass du mich das nächste Mal genau in dieser Position nimmst.“ Seine Augen hielten meinen Blick fest. „ Sei un mito . Ich möchte alles von dir haben. Verstehst du das?“
„Äh – das erste nicht.“ Verlegenheit wärmte mein Gesicht, wie so oft. Er lächelte. „Oh, macht nix. Ist ein Kompliment. Du brauchst deswegen nicht gleich rot zu werden. Bitte nicht schon wieder. Wir sollten erst etwas essen.“ Augenzwinkern.
Kaffeeduft verführte meine Nase, die Brötchen waren frisch und knusprig. Er hatte sogar Nutella da. Ich erzählte ihm beim Frühstück von meiner Examens-Ernährung, und er lachte.
„Na, die Phase ist ja wohl vorbei. Gestern hast du jedenfalls ordentlich zugegriffen“, meinte er. „Endlich mal eine Frau, die zugibt, dass sie gerne isst. Hör´ bitte niemals auf damit. Ich stehe nicht auf salatblätterknabbernde Hungerharken.“
Ich musste grinsen. „Sondern?“
„Auf dich. Du bist griffig.“ Seine Augen funkelten.
Ich
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