Herzgefaengnis
lachte. „Dein Glück, dass du nicht ‚dick‘ gesagt hast.“
„Weil du es nicht bist. Du bist genau richtig für mich.“
Oh Leo. Ich küsste ihn auf die Wange.
„Danke für das Kompliment“, murmelte ich.
Schmunzelnd holte er den Rest Prosecco aus dem Kühlschrank. „Wir haben noch gar nicht Brüderschaft getrunken.“ Mit diesen Worten schenkte er uns ein Glas ein.
„Brüderschaft?“
„Eigentlich sind wir noch per ‚Sie’. Oder sollte ich überhört haben, dass wir uns das ‚Du' angeboten haben?“
„Ich kann mich nicht erinnern. Plötzlich hast du es einfach gesagt.“
„Wie unhöflich von mir.“
Unhöflich, aber süß.
„Gestatten: Leo Frank Martin König, 34 Jahre, ledig.“
„Freut mich. Sabina Katharina Jung, 26 Jahre, ebenfalls ledig. You can say you to me.“
Wir lachten und verschränkten unsere Arme beim Trinken. Unsere Brüderschaft besiegelten wir mit einem langen, leidenschaftlichen und absolut kein bisschen freundschaftlichen Kuss.
„Erzähl´ mir von dir“, forderte er mich auf.
„Was denn? Du bist Polizist – hast doch alles schon ermittelt."
„Hallo, nicht so frech! Glaubst du, ich scanne dein Facebook-Profil? ‚Sabina Jung, Beziehungsstatus – es ist kompliziert‘?“ Er grinste.
„Du bist gar nicht bei Facebook.“
„Oh, wer ermittelt denn hier gegen wen?“ Er drohte mir mit dem Finger. „Ich möchte jedenfalls nicht, dass wildfremde Leute meinen Beziehungsstatus kennen.“
Aber ich würde ihn gerne kennen. Mein Stolz stemmte die Hände in die Hüften.
„Und wie ist er? Dein Beziehungsstatus?“ Ich konnte es mir nicht verkneifen. Mist. Jetzt verschränkte Leo die Arme vor der Brust.
„Der von gestern oder der von heute?“
„Ach, gibt es da einen Unterschied?“ Ich legte den Kopf schief, und zum ersten Mal bemerkte ich an ihm einen Hauch von – ja, was eigentlich? Verlegenheit? Selber schuld, wer ist denn auf das Thema ‚Beziehungsstatus‘ gekommen? höhnte mein Stolz.
„Nein, sag´ es mir nicht.“ Ich legte eine Hand auf seinen Arm. „Ich ziehe die Frage zurück. Es ist mir – egal. Nein, nicht egal … ich … es wäre aber doch schön, wenn du nicht vergeben wärst.“ Es klang in meinen eigenen Ohren schrecklich zaghaft, und er zog mich in seine Arme.
„Bin ich aber.“ Scheiße. Mein Herz stolperte. Was stellst du denn für dämliche, bescheuerte Scheißfragen. Wunderst du dich wirklich über so eine Antwort? Mein Stolz hatte gerade einen Wutanfall. Ich riss mich los und starrte ihn ungläubig an. Er schüttelte den Kopf, ein spöttisches Lächeln auf den Lippen.
„Mensch, sei doch nicht so schwer von Begriff. Seit heute, Dummchen. Kapiert?“ Er packte meine Schultern und küsste mich auf den Mund. „Mein Schatz, ich weiß ja nicht, wie es mit dir aussieht. Aber seit heute Nacht bin zumindest ich definitiv vergeben. Ich kann mir nur wünschen, dass du es für dich genau so siehst.“
Mir fiel ein Eisklumpen vom Herzen. Ich musste wider Willen strahlen und nickte.
„Ja“, flüsterte ich. Mehr brachte ich nicht heraus. Es war mehr. Viel, viel mehr, als ich erwartet hatte. Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
Er lieh mir einen wundervoll weichen Kaschmirpulli, den ich zu meinem Bleistiftrock anziehen konnte. Ich kuschelte mich hinein und beschloss, ihn mir öfter auszuleihen. Er roch so gut nach ihm .
„Lass sehen.“ Er drehte mich um meine eigene Achse. „Du wirst einen Trend kreieren“, prophezeite er. „Na los. Lass uns fahren – und nachher ...“ Er zog die Augenbrauen hoch und machte eine vielsagende Geste Richtung Schlafzimmer. Ich boxte ihm auf die Schulter, und er griff nach meinen Handgelenken, zog mich an sich und küsste mich auf den Mund. „Oder sollen wir gleich ...“ raunte er mir zu. Ich kicherte. „Nein, Leo. Nicht gleich. Erst möchte ich mit dir an die Luft.“
In Potsdam bummelten wir Hand in Hand durch die Brandenburger Straße. In einer Jeans-Boutique kaufte ich mir ein paar gut sitzende Jeans und ein paar Chucks, die ich gleich anbehielt, froh, dass ich aus meinen High Heels herauskam. Die Verkäuferin war so damit beschäftigt, Leo anzustarren, dass ihr mein etwas ungewöhnlicher Aufzug gar nicht aufzufallen schien. Leo pfiff durch die Zähne wie ein Bauarbeiter, als er mich in den Jeans sah.
Als wir aus dem Laden kamen, zog er mich an der Hand ein Stück weiter Richtung Holländisches Viertel. „Komm, ich zeig´ dir was.“ Wir liefen vorbei an der Peter-Pauls-Kirche, hinein in
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