Herzgefaengnis
die kleinen Sträßchen mit den roten Häusern im typisch holländischen Stil. Dort führte er mich in ein kleines Café. Es duftete verführerisch nach Schokolade und Kakao.
„Mein Lieferant für Mousse-au-chocolat-Rohstoff.“ Leo deutete auf die prall mit Schokolade aller Art gefüllten Regale. Das erklärte allerdings den sensationellen Geschmack von gestern.
Ich trank die beste heiße Schokolade meines Lebens, und Leo grinste, als er Schaum auf meiner Oberlippe entdeckte.
„Aber heute darf ich dir den wegküssen“, flüsterte er, und ich ließ es mir herzklopfend gefallen. Mein Körper reagierte so heftig auf ihn, als hätte er vergessen, dass wir vor gerade mal ein paar Stunden noch im Bett waren.
„Das war wunderschön.“ In seinen Augen hatten die Goldpünktchen Feuer gefangen. „Bitte lass´ uns jetzt ganz schnell zurückfahren.“
„Einen Moment noch“, hauchte ich, schon etwas atemlos. „Ich möchte etwas zu Naschen mitnehmen.“
„Lass´ mich raten: Schokoladen-Brotaufstrich? Oder eine richtige Tafel Schokolade – für hinterher?“
„Beides.“
Er lachte leise und küsste mich auf die Schläfe, als wir an der Kasse standen. Die Verkäuferin bedachte uns mit einem halb neidischen, halb wohlwollenden Blick.
In Menzow angekommen, bogen wir in den Kiesweg ein, und unter dem Carport beugte er sich zu mir. „Lass´ die Sachen hier. Bei mir. Du kommst doch jetzt öfter.“
„Tu ich das?“ Ich wollte hören, wie er mich bittet, dass wir uns wiedersehen. Bitte, sag´ es ...
„Ich werde dafür sorgen, dass du jetzt öfter kommst. In jeder Hinsicht. Ich hoffe, dass ist dir klar.“
Ich musste kichern, und er setzte ein breites Grinsen auf.
„Tut mir ausgesprochen leid, dass ich dir die Sachen jetzt wieder ausziehen muss“.
Mit diesen Worten dirigierte er mich ins Schlafzimmer. Wo wir den ganzen Nachmittag blieben. Und das Bett mit einigen Schokoladenflecken verzierten.
Als er mich abends vor meiner Wohnung absetzte, hielt er mich noch einen Moment fest. „Ich habe heute Nachtbereitschaft. Sonst käme ich mit zu dir. Es ... ich ... oh verdammt.“
„Sagtest du nicht, Nachtbereitschaft sei bei dir eine Ausnahme?“
Mein Stolz hatte sich mal wieder vorzeitig zum Dienst gemeldet.
Leo hob entschuldigend die Hände. „Urlaubszeit. Und in puncto Tatorte bin ich gerade irgendwie vom Pech verfolgt. Immer in meiner Schicht entschließt sich irgendein Idiot, jemanden umzubringen. Ich musste schon einige Fälle abgeben.“
Er umfasste mit einer Hand mein Kinn. Sein Daumen fuhr die Konturen meiner Lippen entlang.
„Vor 24 Stunden wusste ich noch nicht, wie sich das anfühlt. Wie du dich anfühlst. Jedenfalls nicht genau.“ Seine Augen strahlten golden, und er küsste mich.
„Danke dir“, hauchte er. „Ich werde dich heute Nacht sehr vermissen.“
Oh ja. Das beruht wieder ganz auf Gegenseitigkeit.
„Schlaflose Nacht?“ fragte ich, und es klang in meinen eigenen Ohren ein wenig melancholisch. Er nickte. Ein Lächeln erhellte sein Gesicht, als er sagte: „Wir könnten sie uns teilen. E-Mails?“
„Au ja. Dann bin ich wenigstens ein bisschen – bei dir.“
Ich vermisste ihn jetzt schon.
Als ich meine Wohnungstür aufschloss, klingelte das Telefon.
„Und - wie war´s?“ Nick verzichtete sogar auf die Begrüßung.
„Hallo Nick. Schläfst du jetzt schon neben dem Telefon?“ grollte ich.
„Jetzt sag schon. Habt ihr´s gemacht?“
„NICK!“
„Man wird ja noch mal fragen dürfen“, meckerte sie. „Mein Sexleben ist gerade etwas beschränkt.“
Oh Mann. „Das sag´ ich nicht.“
„Bitte, Sabina. Lass doch deine beste Freundin nicht so zappeln.“
„Nick, ich ... es ist anders als du denkst. Ich kann darüber nicht reden. Nicht jetzt.“
„Darf ich wenigstens erfahren, ob es nett war?“
„Mensch, Nick. Nett ist die kleine Schwester von Scheiße. Es war nicht - nett. Es war alles so - unbeschreiblich.“
„Unbeschreiblich schön. Das höre ich an deiner Stimme. Du bist verliebt.“
Ich stöhnte. Warum musste ausgerechnet meine beste Freundin so penetrant neugierig sein? Und mir alles am Ton, an der Nasenspitze oder sonstwo ablesen?
„Na gut, Sabina. Ich mache jetzt Schluss. Aber morgen bist du dran!“
Ich wusste es. Lange würde Nick mein Zustand nicht verborgen bleiben. Obwohl ich mir selbst noch nicht ganz im Klaren war, wie man den überhaupt beschreiben konnte.
Ich legte mich ins Bett, schaltete den Fernseher an und aß ein Joghurt. Die
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