Herzgefaengnis
Vorhänge in dezenten Farben ließen das Ganze trotz der imposanten Größe gemütlich wirken.
Leo war der Besitzerstolz anzumerken. Er führte mich in eine traumhafte Küche mit Kochinsel und Granit-Arbeitsplatten.
„Wow, Leo!“ Ich war sprachlos.
Er zog mich an sich. „Ich freue mich, wenn es dir gefällt. Glaubst du, du könntest dich hier wohlfühlen?“
„Oh, das tue ich. Wie kannst du fragen?“
„Ich wollte nur sichergehen.“ Er holte eine Flasche Wasser aus seinem beneidenswert aufgeräumten Kühlschrank und schenkte uns jedem ein Glas ein.
„Wir werden Durst bekommen.“ Er zwinkerte mir zu, und die Goldpünktchen in seinen Augen strahlten und funkelten.
„Du denkst aber auch an alles.“
„Vor allem an dich. Da lang.“ Er dirigierte mich vor sich her in das Schlafzimmer, in einer Hand die Wasserflasche, in der anderen sein Glas.
Ich stoppte an der Türschwelle, um den ersten Eindruck seines privatesten Raumes auf mich wirken zu lassen. Milchkaffeefarbene Wände, weiß abgesetzt. Eine Schrankwand mit Türen aus einem fein gemaserten Holz nahm eine Seite des großen Zimmers ein. An der Stirnseite ein einladendes King-Size-Bett, bezogen mit einem eleganten cremefarbenen Stoff, passend zu den Vorhängen an den hohen Fenstern auf der anderen Seite. Eine Oase der Ruhe.
„Ich kann nicht glauben, dass du dieses Bett noch nie – benutzt hast“, murmelte ich. Er lachte leise.
„Zum Schlafen schon. Und jetzt zieh´ dich aus. Aber ganz langsam.“
Wir weihten dieses Bett nach allen Regeln der Kunst ein. Und bekamen nicht viel Schlaf in dieser Nacht.
Als wir uns zum wiederholten Mal erschöpft und verschwitzt in die Kissen fielen ließen, flüsterte er:
„Und ich dachte, es hätte an deiner langen Enthaltsamkeit gelegen, dass du so sehr auf mich abfährst …“ Ich musste lächeln, fühlte aber, dass mein Gesicht zu glühen anfing. Er glättete mein Haar.
„Hey, nicht rot werden – ich liebe das. Jeder Mann wünscht sich, dass seine Traumfrau verrückt nach ihm ist.“ Er küsste meine Augenbrauen. „Wenn ich ein Stück Holz im Bett haben wollte, hätte ich mir ein Kaminholzscheit aus Menzow mitgebracht.“
„Ach Leo. Du bist so süß zu mir.“ Ich seufzte, schon im Halbschlaf. Traumfrau. Wow.
Ganz wie versprochen, sorgte er dafür, dass ich beim Aufwachen am nächsten Morgen das Gefühl hatte, wund zu sein. Eine ungewohnte Empfindung, die mich bei jedem Schritt an ihn und diese Nacht erinnerte.
Nach dem Frühstück führte er mich in seiner Wohnung herum. Neben einem gemütlichen kleinen Gästezimmer gab es noch ein Arbeitszimmer mit einem großen, mit Papieren übersäten Schreibtisch, auf dem ein Riesen-Computerbildschirm und ein Notebook standen. Ein Bücherregal nahm eine ganze Seite ein. An einer anderen Wand hingen zwei Gitarren.
„Ich dachte, du hast bei der Kripo dein Büro zum Arbeiten. Was machst du denn hier?“
„Mein Haus verwalten und Musik.“
„Dein Haus verwalten?“
„Dieses Haus hier. Ich habe es gekauft, und da steckt Arbeit drin.“
Als er meinen erstaunten Blick sah, fügte er hinzu: „Meine Großmutter hat mir etwas Geld hinterlassen. Also, die Mutter meines Erzeugers. Ich bin ihr einziger Enkel. Und ich dachte, es wäre gut, ein bisschen was daraus zu machen. Also habe ich in Betongold investiert. Mein Erzeuger hat mir dazu geraten. Er versteht etwas von Finanzen, weißt du. Ist Finanzvorstand bei der Cevolia AG. Ein internationaler Mischkonzern.“
Er blickte kritisch an die Decke. „Da oben muss auch mal was am Stuck gemacht werden.“
„Dann bist du also ein Hobby-Kriminalist?“
Er schmunzelte, und das Grübchen auf seiner Wange erschien. „Wenn du so willst. Aber ich nehme meinen Job sehr ernst. Nix mit Hobby.“
„Warum hast du diesen Beruf gewählt?“
Seine Miene verdüsterte sich plötzlich. War ich in ein Fettnäpfchen getreten?
„Das ist eine sehr lange Geschichte. Vielleicht erzähle ich sie dir irgendwann.“
„Entschuldige. Geht mich ja auch nichts an. Ich wollte dich nicht ausfragen.“
„Sabina, du darfst mich alles fragen. Wirklich. Es liegt nicht an dir.“ Er schaute aus dem Fenster und presste die Lippen zusammen. Als wollte er nicht, dass ich diese gewisse Schwermut in seinem Gesicht sah. Ein Schatten legte sich auf mein Herz.
Ich ergriff seine Hand und wechselte das Thema. „Spielst du mir was vor? Auf deiner Gitarre?“
Er wandte sich zu mir um, überrascht.
„Wenn du möchtest? Aber ich übe zu
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