Herzgefaengnis
blickte überaus missmutig drein, als er die Tür öffnete. Draußen standen zwei uniformierte Polizeibeamte. Das schien ihn keineswegs zu überraschen. Kam wahrscheinlich öfter vor, dass Kollegen bei ihm erschienen, um ihn abzuholen oder irgendwelche Infos zu liefern.
„Bitte entschuldigen Sie die Störung, Herr König. Wir sind auf der Suche nach Sabina Jung. Ihre Eltern haben uns gesagt, dass sie hier bei Ihnen sein könnte.“
Mir blieb das Herz stehen, und ich griff nach Leos Hand, die meine beruhigend drückte.
„Hier ist sie. Was gibt es denn?“ Er blieb äußerlich ganz gelassen.
„Dürfen wir kurz hereinkommen?“ Der ältere der beiden Beamten lächelte entschuldigend.
„Bitte.“ Leo ließ sie eintreten und führte sie in die Küche.
„Frau Jung, sind Sie Halterin des PKW Citroën C2 mit dem Kennzeichen B-SJ 99?“, fragte der Jüngere. Seine Stimme schnarrte ein wenig, und sein hageres Gesicht hatte etwas Humorloses. Was in aller Welt war das für eine Frage? Wegen Falschparkens würde man uns doch kaum an einem Ostermontag zu Hause aufsuchen …
Ich bestätigte es. Was war damit passiert?
„Es tut mir leid, Frau Jung, aber Ihr Fahrzeug ist in der vergangenen Nacht einem Brandanschlag zum Opfer gefallen.“
Wie bitte? Ich schnappte nach Luft und meine Knie wollten nachgeben. Leo schob mich auf einen der Küchenhocker. Seine Hand hielt meine fest umfasst.
Sie berichteten, dass jemand um zwei Uhr nachts die Feuerwehr gerufen hatte, weil ein Auto brannte. Mein Auto. Und als die Feuerwehr eintraf, war nichts als ein rauchender Haufen Schrott übrig. Total ausgebrannt. Eiskalt kroch die Angst in meinen Eingeweiden hoch. Es gab nur einen Menschen, dem ich so etwas zutraute.
Fieberhaft dachte ich darüber nach, ob ich irgendetwas Wichtiges im Auto gelassen hatte. Aber mir fiel nichts ein. Glück im Unglück. Sagt man ja so.
Sie hatten mich nicht erreicht. Kein Wunder: Mein Handy hatte ich ausgeschaltet. Oder nicht gehört. Verdammt. Schließlich hatten sie meine Eltern gefragt, wo ich sein könnte. Warum hatten sie mich nicht vorgewarnt?
„Auf Ihrem Handy geht nur die Mailbox ´ran“, sagte der jüngere Polizist da gerade.
„Oh, dann – dann war wohl der Akku leer.“ Meine Stimme zitterte.
„Wir haben dazu nur ein paar Fragen an Sie. Das Auto wurde ganz normal angezündet. So wie bei all den anderen Autobränden in den vergangenen Jahren. Mit Grillanzünder auf den Autoreifen, das haben Sie sicher auch schon mal gesehen.“
Ganz normal. Ja klar. Ist völlig normal, wenn Autos brennen. Na ja. Wir sind hier ja auch in Berlin ...
„Keine Ahnung.“ Was sollte das jetzt?
„Sagen Sie uns, wo Sie gestern Nacht waren?“
„Erst waren wir in Potsdam, im Ruderclub. Dort war eine Party. Dann sind wir direkt hierher gefahren. Sie glauben doch nicht, dass – dass ich das war?!“
Der Schock verursachte mir Übelkeit. Die Blicke der Polizisten wanderten zu Leo. Fragend. Leo verdrehte die Augen.
„Sie war den ganzen Abend mit mir zusammen. Seit gestern um 19 Uhr. Noch weitere Fragen?“
Zwischen seinen Augenbrauen bildete sich eine senkrechte Falte.
„Wann haben Sie das Auto zum letzten Mal benutzt? Und wo haben Sie es danach abgestellt?“
„Das war am Karfreitag. Ich habe es in der Antonstraße geparkt.“
„Haben Sie eine Idee, wer als Täter infrage kommen könnte? Irgendein Nachbar, vor dessen Tür Sie mal geparkt haben oder so?“ Der Ältere hatte sein Notizbuch gezückt. Mein Puls ging schneller. Durfte ich meinen Verdacht einfach so äußern? Noch dazu in Leos Gegenwart?
„Ich – ähh – weiß nicht. Wer sollte so etwas machen? Ich habe niemandem etwas getan“, stotterte ich. Leo durfte es nicht jetzt erfahren. Auf keinen Fall. Die Beamten sollten erst gehen.
„Ich werde darüber nachdenken.“
„Na gut. Hier ist die Vorgangsnummer. Die brauchen Sie für Ihre Versicherung. Rufen Sie am besten gleich morgen dort an und melden Sie den Schaden. Wenn Ihnen noch etwas dazu einfällt, melden Sie sich bitte unter dieser Telefonnummer.“ Der Ältere gab mir seine Visitenkarte und einen Zettel mit dem polizeilichen Aktenzeichen.
„Ja, danke. Das mach´ ich.“
Leo brachte die Beamten zur Tür. Ich hockte auf dem Küchenstuhl und starrte vor mich hin. Mein erstes eigenes, selbst bezahltes Auto. Ich war so stolz darauf gewesen. Es hatte nie Ärger gemacht. Und jetzt das.
Leo holte ein Glas aus dem Schrank und goss mir einen Cognac ein.
„Hier. Du bist ja ganz
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