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Herzgespinst - Thriller

Herzgespinst - Thriller

Titel: Herzgespinst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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saß direkt unter der Steinnixe und starrte zu der Bar herüber. Sie wirkte seltsam fremd, mit einem abwesenden, fernen Blick. Keine Ahnung, wie lange sie dort bereits gesessen hatte.
    Oliver konnte nicht einmal sagen, ob Julia ihn durch die Scheiben überhaupt erkannt hatte, aber aus irgendeinem Grund fühlte er sich plötzlich unwohl – und so rückte er mit seinem Stuhl ein ganzes Stück nach hinten, bis ihn die hellrote Marmorsäule, die die Decke der Bar abstützte, ganz und gar verbarg.

4
    D a draußen sitzt Julia!«, sagte Bosse. »Sieht mal wieder verschärft aus. Wo hast du ihr das Piercing denn gestochen?«
    Tom sah neugierig aus dem Fenster. »Wer ist Julia?«
    Oliver warf Bosse einen warnenden Blick zu. »Julia ist so was wie Familie für mich«, sagte er. »Wie eine Schwester.«
    Tom nickte wissend. »Ach, deine Stiefschwester. Kenn ich. Mein Alter ist mittlerweile schon zum dritten Mal verheiratet. Ich habe sogar vier Stiefschwestern, mein Stiefbruder ist drei Monate alt. Nur sehen die Bräute in meiner Familie nicht so heiß aus, wie diese. Du hast eine Glückssträhne, Mann, in jeder Beziehung.«
    Er stand auf. »Stell uns doch mal deine Schwester vor. Ich möchte schließlich deine ganze Familie kennenlernen.« Er schnippte nach dem Kellner. »Zahlen bitte. Alles zusammen.«
    Der Kellner schüttelte abwehrend den Kopf. »Geht aufs Haus, Kollege. Die UNDERGROUND s sind uns immer willkommen.«
    Tom bedankte sich mit dem Victory Zeichen. »Verstehst du langsam, was ich meine?«, sagte er zu Oliver. »Das sind die einfach coolen Momente. Aber du musst verdammt aufpassen, dass du dir das nicht kaputt machst. Wenn sie dich erst mal hassen, dann für immer.« Er machte eine auffordernde Handbewegung und ging vor zur Tür. Bosse sprang eilig auf und lief ihm hinterher, Ronnie und Luis folgten ihm lässig.
    Nur Oliver zögerte einen Augenblick, bevor er seiner neuen Band nachging.
    Er hatte überhaupt keine Lust, Tom mit Julia bekannt zu machen. Das war sein eigener Weg, und den wollte er wenigstens am Anfang alleine gehen.
    Keine Frage, dass sich Julia für ihn freuen würde. Das hatte sie ja immer getan. Aber er musste selber erst kapieren, was gerade passiert war.
    Julia war auch nicht eifersüchtig gewesen, dass ihr Vater und Oliver sich so gut verstanden. Nicht alle wären da so entspannt geblieben. Aber es hatte ihr ohnehin nie Spaß gemacht, auf einem Trecker über den Acker zu brettern. Für Oliver war das eine Weile sein ganzes Glück. Und Julias Vater machte es denselben Spaß. Zum Schluss hatte er ihn sogar Sohn genannt.
    Julia kümmerte sich bis heute lieber um Tiere. Sie befreite heimlich Mäuse aus Fallen, leistete Geburtshilfe bei Katzen und päppelte Lämmchen mit der Flasche auf. Sie hatte einfach ein großes Herz.
    »Hallo, Schöne. Du siehst ja aus wie Schneewittchen! Dein Bruder ist ein echter Glückspilz und außerdem ein ganz cooler Typ. Jetzt wollte ich mal antesten, ob das in der Familie liegt.« Tom setzte sein süßestes Lächeln auf. Das konnte er ausgesprochen gut.
    »Wer? Mein Bruder?« Julia lachte verwundert und schaute in Olivers Richtung.
    Sie kicherte und antwortete mit einem leicht hysterischen Unterton: »Okay, na, im Grunde genommen sind wir ja alle eine große Familie.«
    Tom schaute sie hingerissen an. »Da sagst du wirklich ein wahres Wort. Ich liege dir zu Füßen. Vielleicht könntest du mich auch unter deine Fittiche nehmen? Ich bin sehr anspruchslos. Da Oliver in unsere Band einsteigt, sind wir ja praktisch miteinander verwandt.«
    Bosse kriegte einen Lachanfall. »Cool, Mann. Am besten du adoptierst uns alle und die sieben Zwerge dazu.«
    Julia schaute ihn herablassend an. »Der kleine Bosse kann im Kinderparadies abgeholt werden«, sagte sie.
    Bosse lachte gutmütig. »Ich will doch nur spielen. Zeigst du deinen neuen Brüdern das Piercing? Wo ist es denn, Schwester?«
    Julia zögerte einen Augenblick. Sie suchte Olivers Blick.
    Oliver stand wortlos dabei und machte ein verschlossenes Gesicht.
    »Darf ich, Olli?«, fragte sie überraschend unsicher.
    Tom wandte sich um und witzelte: »Au ja, darf sie uns das neue Piercing zeigen, Olli? Bitte, bitte!«
    Oliver runzelte ärgerlich die Stirn. »Mach doch, was du willst, Julia«, sagte er. »Was soll diese merkwürdige Frage? Geht mich das was an?«
    Julias Blick verfinsterte sich. »Du hast recht. Es geht dich tatsächlich nichts an«, sagte sie und zog mit einem Ruck den Stoff nach oben. Ihr Brustansatz war zu

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