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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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zur Wehr setzen müssen, ein pubertierendes Kind allein großziehen, eine geschwätzige, rechthaberische Schwester ertragen und weit und breit keine männliche Schulter zum Ausweinen.
    So. Schluss jetzt mit dem Geheule. Wenn man doch Tränendrüsen einfach auf Knopfdruck abstellen könnte!
    Entschlossen lasse ich den Motor an, aber meine Beine sind immer noch völlig gefühllos. »Ich kann nicht«, jammere ich kraftlos. »Ich werde mich nie wieder bewegen können! Und daran sind Sie schuld!«
    Plötzlich kommt Leben in den Mann auf dem Rücksitz. Er öffnet die Hintertür, krabbelt umständlich aus dem Wagen, kommt mit wehenden Mänteln zu mir nach vorn und schiebt mich ganz sachte auf den Beifahrersitz.
    Der abgescheuerte Hemdkragen und das, was mal eine Tweedjacke war, kommen mir bekannt vor.
    Ein schelmisches Lächeln gleitet über sein mit Bartstoppeln übersätes Gesicht, als er sich die Hände reibt: »Na, dann wollen wir mal!«
     
    Wenig später stehen wir auf einem Autobahnparkplatz. Der Penner hat ganz sorgfältig eingeparkt und schaut mich nun besorgt an.
    »Was glotzen Sie so?«, knurre ich, während die ersten Lebenssäfte wieder in meinen Adern zu fließen beginnen. Wenn ich jetzt wieder einen Termin verpasse wegen ihm, der Prinz von Zamunda es sich anders überlegt und womöglich noch Karsten Korzkamp den Deal kriegt, dann … Schon schnaufe ich vor Wut wie ein wilder Stier, dem man ein rotes Tuch vor die Nase hält.
    »Sie sind mir ja fast draufgegangen, Mädchen.«
    »Nennen Sie mich nicht Mädchen!«
    Was bildet der sich ein?! Ich starre ihn schweigend an.
    Nur weil ich ihn einmal in mein Badezimmer gelassen habe? Oder weil er eine nette Zeit in der Villa am Sonnenhang hatte? Und weil er regelmäßig in meinem Auto pennt? Glaubt er, dass ich ihn jetzt mit auf Geschäftsreise nehme, oder was?
    Oder mit dem Prinzen von Zamunda zum Frühstück ins Arosa einlade?
    »Juliane«, sagt er schließlich. »Ich bin Ihnen eine Erklärung schuldig.«
    »Für Sie bin ich immer noch Frau Hempel«, belle ich beleidigt, muss aber wider Willen ein wenig grinsen, weil ich mich original wie Christiane anhöre. Das ärgert mich schrecklich.
    »Also gut, Frau … Hempel«, sagt der Penner, und um seine Mundwinkel zuckt es unmerklich. »Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.«
    »Das tun Sie aber !«, rufe ich mit Nachdruck. »Sie treten mir jetzt schon zum dritten Mal entschieden zu nah.«
    »Das lag nicht in meiner Absicht.«
    »Mann!«, mache ich meiner angestauten Aggression Luft.
    »Ich wollte Ihnen Ihre kostbare Zeit nicht rauben.«
    »Ach, hören Sie doch auf, so geschwollen daherzureden!«, raunze ich ihn an, und plötzlich beginnt mir das Ganze Spaß zu machen. »Wie kommen Sie überhaupt in mein Auto?«
    Ich komme mir vor wie in einer Gangsterkomödie. Ich bin das unschuldige, aber mutige und gut aussehende Opfer, das zu keiner Zeit die Nerven verliert und den Gangster in Wirklichkeit voll im Griff hat. Gleich ramme ich ihm den Autoschlüssel ins Auge, trete ihm in die Weichteile, werfe mich auf ihn und fessele ihn mit meiner Seidenstrumpfhose, die ich mir mit den Zähnen ausgezogen habe, ans Lenkrad. Danach rauche ich erst mal eine.
    Jetzt lässt allerdings der Gangster eine Bombe platzen.
    »Ihre Tochter Fanny schließt mir an kalten Abenden immer Ihr Auto auf.«
    »Sie tut was ?«
    »Sie steht abends um neun am Fenster und schaut nach mir«, sagt er, wobei er fast so etwas wie ein verschmitztes Grinsen aufsetzt, »und dann entsichert sie vom Fenster aus die Alarmanlage und entriegelt den Wagen.«
    Ich starre ihn wortlos an. Meine Fanny steckt mit diesem … Landstreicher noch immer unter einer Decke? Obwohl sie mir hoch und heilig geschworen hat …
    »Ich dachte, Sie sind im Knast«, entfährt es mir. Im gleichen Moment bereue ich meine Kaltschnäuzigkeit.
    »Aber nein! Wenn man alle Obdachlosen in den Knast stecken würde, hätten echte Verbrecher ja gar keinen Platz mehr!«
    Erleichterung macht sich in mir breit. Ich seufze tief.
    »Aber wo haben Sie dann gesteckt?«
    »Mal hier, mal dort.« Er zuckt vieldeutig die Schultern. »Allerdings habe ich in Fanny eine echte Freundin. Sie ist die Einzige, die sich wirklich Sorgen um mich macht. Ein unglaubliches Mädchen.« Er schüttelt den Kopf, und ich sehe ein seltsames Leuchten in seinen Augen. »Sie ist ein ganz besonderer Mensch.«
    »Fanny hat mir hoch und heilig versprochen …«, hebe ich an, wobei sich meine Stimme überschlägt, »… Sie nie mehr in

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