Herzgrab: Thriller (German Edition)
Auf einmal musste sie lachen.
» Halt’s Maul! « , keuchte er.
Wenigstens starb sie mit Würde. Der Gedanke brachte sie erneut zum Lachen.
» Halt’s Maul! « , schrie er und steckte das Skalpell in die Manteltasche. » Die Schlampe ist kurz vorm Verrecken und lacht wie eine Irre. «
Vielleicht hatte ihr Verstand auf ein biologisches Notstromaggregat geschaltet, um die Schmerzen in den letzten Minuten ihres Lebens zu mildern. Vielleicht kam jetzt gleich das legendäre Licht am Ende des Tunnels. Sie war völlig entspannt, hörte das Würgen und Röcheln des Alten und lachte innerlich.
» Du armseliges Muttersöhnchen « , presste sie hervor.
Plötzlich war sein Gesicht über ihr. Er hatte die Deckenlampe mit dem Seilzug heruntergezogen und leuchtete ihr in die Augen. Das Gegengewicht klebte an der Decke.
» Was? « , kreischte er.
» Muttersöhnchen « , spie sie aus.
» Ich kann noch ganz anders « , schrie er, während Geifer von seinen Lippen tropfte.
Wieder roch sie den penetranten Geruch von Salzwasser. Der Alte würgte, Schaum stand ihm im Mundwinkel, und aus der Nase tropfte ein zäher Schleim. Möglicherweise stand er kurz vor einem Lungenödem.
» Weißt du, was deine Landsleute, diese Arschlöcher, drei Tage lang mit mir gemacht haben? « , brüllte er sie an. » Die wollten mich Dutzende Male ertränken, aber ich hab das Maul gehalten. Du wirst mich nicht verarschen! Ich habe genug von euch italienischem Dreckspack! «
Er zog die Lampe direkt vor ihr Gesicht und drückte ihr die heiße Glühbirne auf die Stirn.
Teresa schrie auf.
» Jetzt vergeht dir das Lachen, was? «
Sie roch verbrannte Haut. Es fühlte sich an, als brannte sich die Lampe durch die Stirn bis auf ihre Knochen.
» Alles muss heute Abend erledigt sein « , äffte der Alte den Glatzkopf nach. » Das Gemälde muss morgen fertiggestellt werden. Scheiß drauf! «
Er presste ihr die heiße Glühlampe auf die Wange. » Ich lasse dich anders verrecken, auf meine Art, danach erst weide ich dich aus wie eine alte Kuh. «
Er nahm die Lampe von ihrer Wange.
» Schrei nur! Hier unten kann dich niemand hören. «
Er zog mehr Kabel vom Seilzug herunter, dann fuhr er ihr mit der Lampe in den geöffneten Mund. Ihre Lippen platzten auf, ihr Zahnfleisch verbrannte. Er presste die Glühlampe mit einer Besessenheit in ihren Mund, dass das Glas an ihren Zähnen splitterte. Augenblicklich wurde es stockfinster.
Mit einem Ruck fuhr ihr die Fassung mit dem Glühfaden in den Mund. Ein Stromstoß peitschte durch ihren Körper. Sie bäumte sich auf. Es dampfte und roch nach verbranntem Fleisch. Ihr Gaumen schwoll sofort an. Die Glasscherben zerschnitten ihre Zunge und den Gaumen. Blut lief ihre Kehle hinunter. Unwillkürlich musste sie schlucken und spürte, wie winzige Splitter ihren Rachen zerschnitten.
» Scheiße! « , fluchte er und zog die Fassung mit der kaputten Glühlampe aus ihrem Mund.
Teresas Herz schlug so schnell, als wäre sie einen Marathon gelaufen. Ihre Sinne waren hellwach.
Sie hörte, wie der Alte die Lampe am Seilzug wieder zur Decke zog und danach in der Dunkelheit nach der Kommode tastete, die Schubladen aufzog und durchwühlte. Es klimperte. Schließlich knallte er die Schubladen zu und stapfte nach oben.
Teresas Herzschlag beruhigte sich. Sie spuckte die Glasscherben aus, dann schluckte sie Blut. Aber ein besonders großer gebogener Splitter lag in ihrem Rachen. Sie würgte ihn nach vorn, hustete ihn auf die Zunge und schob ihn langsam aus dem Mund, bis sie die Scherbe zwischen den Lippen spürte.
Kraftlos sank ihr Kopf auf die Pritsche. Musste er sie so quälen? Warum konnte er es nicht einfach beenden? Du hättest ihn nicht provozieren dürfen, warf sie sich vor.
Sie wollte die Glasscherbe bereits wegspucken, als ein Hoffnungsschimmer in ihr aufkeimte. Sie hob den Kopf, so weit es das Lederband an ihrer Stirn zuließ, und spuckte den Glassplitter über ihren Bauch auf ihren linken Oberschenkel. Sie drehte ihre Hüfte ein wenig hin und her, bis der Splitter auf die Holzpritsche fiel. Mit den Fingern tastete sie danach, und nach einigen Versuchen hielt sie die Glasscherbe so in den Fingern, dass sie, wenn sie die Hand verbog, mit der scharfen Kante die Lederfessel berührte.
Mit einer inneren Ruhe, völlig ohne Hektik, begann sie, an der Lederfessel zu ritzen. Vorsichtig. Die Glasscherbe durfte nicht zerbrechen.
Während sie arbeitete, drehte sie den Kopf zur Seite und lauschte. Oben hörte sie Lyashenko mit
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