Herzgrab: Thriller (German Edition)

«
    Ein Mann wie König würde lieber sterben, als langsam im Gefängnis zu verrecken.
    Elenas Augenlider begannen zu zucken. » Bist du verrückt? « , hauchte sie.
    » Versuch nicht, mich abzuhalten! «
    » Was ist in dich gefahren? « , rief sie. » Das ist Mord! «
    » Dann geh raus! « , brüllte Gerink. Für einen Moment dachte er an den Mann, der Elena ins Bein geschossen hatte und den er damals fast umgebracht hatte. Er spürte, wie diese längst vergessene Aggression wieder von ihm Besitz ergriff. Gemeinsames Ballen der Fäuste mit der Kriminalpsychologin würde jetzt nichts nutzen.
    Elena blieb stehen.
    König fixierte Gerinks Augen, als wollte er seine Gedanken lesen. » Sie meinen es ernst « , stellte er fest.
    » Todernst « , antwortete Gerink. » Warum haben Sie Salvatore Del Vecchio entführt? Warum seine Familie ausgerottet? Wo steckt Teresa? «
    König biss die Zähne vor Schmerzen zusammen. » Als Franco Citti führte ich diese Galerie . Es war nur eines von mehreren Geschäften, das ich in Italien leitete. Nicht sehr einträglich. Salvatore kannte meinen wahren Namen und meine Vergangenheit, aber das stellte für ihn kein Problem dar. Vor einem Jahr beauftragte ich ihn, ein Porträt von seiner Frau zu malen. Er sagte zu. Doch nach ihrem Tod wurde er vertragsbrüchig. Ich wollte das Gemälde einfordern und bedrängte ihn in seinem Landhaus in San Michele, doch der Scheißkerl weigerte sich. «
    » Monica hat den Streit beobachtet « , fügte Elena hinzu.
    König lächelte, wobei sein Gesicht einer blutverschmierten Fratze glich. » Mein Fehler, ich dachte, Salvatore sei an diesem Abend allein im Haus gewesen. « Er hustete und spuckte Blut. » Ich entführte Salvatore und zwang ihn, einen Abschiedsbrief zu schreiben. Es gehörte nicht viel dazu, das Museum vollends vor die Hunde gehen zu lassen. In völliger Abgeschiedenheit zwang ich Salvatore, im Keller das versprochene Bild zu malen. «
    » Und die Morde an Salvatores Brüdern? «
    » Ein Anreiz. Salvatore war nicht immer motiviert. «
    » Aber wozu das alles? « , fragte Gerink.
    » Ich wollte das Gemälde haben. « Er wandte sich an Elena. » Aber Sie begegneten mir während der Auktion und nannten mich ›Viktor‹. Ich konnte nicht zulassen, dass jemand meinen echten Namen kannte. «
    » Hätten Sie überhaupt siebzehn Millionen Euro gehabt? « , fragte Elena.
    König lachte. » Die Summe hat mich selbst überrascht, aber sie wäre kein unlösbares Problem gewesen. Nach Salvatores dramatischem Selbstmord wäre der Wert des Gemäldes und seiner anderen Werke, die er noch zu Lebzeiten der Galerie vermacht hatte, ins Unermessliche gestiegen. Die Exponate hätten unglaubliche Summen auf dem Markt erzielt. «
    » Es ging Ihnen die ganze Zeit also nur um Geld? « Elenas Stimme klang ungläubig und enttäuscht zugleich.
    » Aber als der Zuschlag des Gemäldes an jemand anders ging « , vermutete Gerink, » hatten Sie Angst, jemand könnte das Gemälde genauer unter die Lupe nehmen. Die Spur hätte zu Lyashenko geführt, und alles wäre aufgeflogen. «
    König schwieg.
    » Da wurden Sie aktiv! « , mischte sich Elena in das Gespräch ein. » Sie haben Vadini im Leuchtturm getötet und wollten Piroli in seinem eigenen Haus verbrennen, um so alle Hinweise zu vernichten. «
    » Was wollen Sie von mir? « , spie König aus. » Sie wissen doch ohnehin schon alles. «
    » Nicht alles « , widersprach Gerink.
    In diesem Moment erklang eine Polizeisirene.
    König bäumte sich auf. » Tun Sie, was Sie versprochen haben! «
    Zerhacktes Blaulicht fiel durch die offene Tür in den Turm. Die Sirene verstummte. Mehrere Autoreifen hielten knirschend im Kies.
    » Tun Sie es! « , presste König hervor. Im gleichen Moment verzerrte er die Wangenknochen, sodass es aussah, als wollte er sich den Unterkiefer ausrenken.
    Als Gerink das Knacken hörte, war es bereits zu spät.
    » Nein! « Er griff zum Wagenheber und wollte die Eisenstange in Königs Mund zwängen.
    » Was ist los? « , kreischte Elena.
    Gerink versuchte, Königs Mund aufzupressen. » Er hat seinen Backenzahn zerbissen. «
    Schaum quoll aus Königs Mund. » Ich gehe nicht … ins Gefängnis … « , gurgelte er und drehte den Kopf zur Seite. Der Wagenheber rutschte ab.
    » Scheiße « , fluchte Gerink.
    König hatte eine Giftpille zerbissen. Sein Herz würde nur noch wenige Sekunden schlagen.
    » Wo ist Teresa del Vecchio? « , brüllte Gerink.
    König verdrehte die Augen. Seine Arme und Beine begannen