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Herzgrab: Thriller (German Edition)

Herzgrab: Thriller (German Edition)

Titel: Herzgrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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nicht mit, dass er durch das Hemd bis auf die Haut nass wurde. Im Moment schossen ihm mehrere Gedanken gleichzeitig durch den Kopf. Was wusste er über den Mörder? Nachdem er die Reifen aufgestochen hatte, war er nach oben gelaufen, um Salvatore über die Brüstung zu stoßen. Er hatte dafür Sorge getragen, dass sie den Ort nicht verlassen konnten. Vermutlich wollte er verhindern, dass sie ihm folgten. Doch wie wollte er von hier abhauen? Weder an der Vorderseite noch an der Rückseite des Gebäudes hatte ein Fahrzeug gestanden. Es gab nur einen Bereich, den sie von hier aus nicht einsehen konnten – und zwar die Hinterseite des Glockenturms.
    Über den etwa fünfzig Zentimeter breiten Spalt, der das Museumsgebäude vom Turm trennte, ragte das Vordach des Gebäudes. Gerink blickte vom Balkon zum Turm, der zum Greifen nahe schien. Die Fenster des Glockenturms waren nur Maueröffnungen, allerdings mit Brettern vernagelt. Nur ein schmales Fenster stand frei. Ziemlich sicher existierte keine direkte Verbindung zwischen Museum und Turm, aber es gab eine Möglichkeit hinüberzugelangen. Vielleicht hatte der Mörder sie gewählt und befand sich nun drüben.
    Es gab nur einen Weg, das herauszufinden …
    Gerink steckte die Waffe in den Hosenbund und stieg auf das schmiedeeiserne Balkongeländer.
    » Bist du verrückt? Was machst du? « , brüllte Elena.
    Er gab keine Antwort. Als er auf dem nassen Eisen ausrutschte, fing er sich mit der Hand an der Dachrinne. Das Blech gab nach. Er spürte, wie das Regenwasser durch die Rinne lief.
    Elena lief unter den Balkon. » Hör auf damit! Das ist es nicht wert! «
    Das Fenster des Glockenturms lag schräg unter ihm und war nur etwa einen Meter entfernt. Wenn er in den benachbarten Turm sprang, musste er bloß den Kopf einziehen und dann sofort abrollen.
    » Komm auf der Stelle runter! Hörst du! « , rief Elena.
    Er ging in die Hocke und sprang. Für einen Moment peitschte ihm der Regen ins Gesicht und nahm ihm die Sicht. Gerink spürte, wie er mit der Kopfhaut den oberen Mauersockel rasierte, dann kam er auf dem harten Holzbohlen auf und rollte ab. Der Aufprall war härter als erwartet. Ein Schmerz in der Schulter fuhr ihm wie ein Degenstich durch den Körper.
    Als er in hockender Position wieder auf die Beine kam, griff er sogleich zur Walther. Er brauchte nur eine Sekunde, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Ein kreisrunder Raum. Backsteine. Vor ihm eine Wendeltreppe aus Holz.
    Da traf ihn ein harter Gegenstand an der Schläfe.
    Sogleich zerplatzten Sterne vor seinen Augen. Ein Tritt schlug ihm die Waffe aus der Hand, aber den dritten Hieb gegen seinen Kehlkopf blockte er instinktiv mit dem Arm ab. Sogleich sprang er auf und wich einen Schritt zurück. Jetzt endlich sah er seinen Gegner. Ein glatzköpfiger breitschultriger Hüne mit kantigen Gesichtszügen und blutverschmiertem Hemd. Viktor König!
    » Gut reagiert. « Der ostdeutsche Akzent war unüberhörbar.
    Gerink schielte zu seiner Waffe, die einige Meter entfernt auf dem Boden lag.
    » Oh, oh! « , brummte König. Er griff hinter seinen Rücken und zog ein langes scharfes zweischneidiges Messer aus der Scheide.
    Gerink wusste, dass er es mit einem ehemaligen Stasi-Offizier zu tun hatte, vom am meisten gefürchteten Geheimdienst Europas, der nun auf eigene Rechnung arbeitete. Er sah in Königs skrupellosem Blick, dass er gewiss schon mehrere Menschenleben auf dem Gewissen hatte. Elena war ihm bisher zweimal entkommen, und Gerink hasste Typen, die sich an einer Frau vergriffen.
    » Mit dem Abschiedsbrief und der Selbstmordnummer kommen Sie niemals durch « , sagte Gerink.
    » Die Polizei ist frühestens in dreißig Minuten hier « , antwortete König. » Bis dahin sind Sie beide genauso tot wie Salvatore, und ich bin längst verschwunden. «
    » Mit dem technischen Equipment aus dem Keller? «
    König gab keine Antwort.
    » Als Franco Citti mit Bart und Perücke haben Sie mir besser gefallen « , sagte Gerink.
    Der Deutsche blickte ihn irritiert an. In diesem Moment startete Gerink nach vorn, blockte Königs Messerhand und schlug ihm mit der Stirn auf die Nase. Zugleich drängte er König mit Wucht nach hinten zur Holztreppe. Ineinander verkeilt stürzten sie die enge Wendeltreppe hinunter.
    Während sie fielen, drückte Gerink Königs Messerhand zwischen die Holzstreben des Geländers. Königs Gesichtsmuskeln zuckten vor Schmerz einmal kurz auf. Die Holzstreben brachen, aber er ließ das Messer nicht fallen. Da packte

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