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Herzgrab: Thriller (German Edition)

Herzgrab: Thriller (German Edition)

Titel: Herzgrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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übersetzte er das Schreiben.
    Ich möchte mit meiner Krankheit niemandem länger zur Last fallen. Ich entschuldige mich bei meiner Familie für die Leere, die ich hinterlasse. Das Leben schmerzt zu sehr, jeder weitere Atemzug ist ohne Sinn. Einzig der Gedanke heilt mich, endlich mit Isabella vereint zu sein.
    Der Brief war mit S. signiert und mit dem heutigen Datum versehen.
    In diesem Moment raste ein Schatten am Fenster vorbei, gefolgt von einem dumpfen Aufprall im Kies.

56
    Der Mann lag auf dem Vorplatz zwischen Zitronenbäumen und zersplitterten Terrakottatöpfen. Blätter, Tonscherben und schwarze Erde vermischten sich mit seinem Blut. Arme und Beine waren verrenkt und an vielen Stellen gebrochen. Der Schädel war mit voller Wucht in den Kiesboden gefahren und vom Aufprall deformiert worden.
    Gerink fühlte den Puls des Mannes. Nicht einmal eine sofortige Notoperation hätte ihn retten können. Gerink schob die langen grauen Haare des Toten beiseite. Das Gesicht war schmal und unrasiert. Es sah ziemlich verhungert aus. Gerink kannte den Mann von einigen Fotos.
    » Salvatore Del Vecchio « , entfuhr es Elena.
    Gerink ahnte, was gerade in ihr vorging. Sie hatte tagelang nach diesem Mann gesucht, und nun war er vor ihren Augen gestorben.
    Er blickte nach oben. Im zweiten Stock des Gebäudes ragte ein Balkon über den Vorplatz. Die Tür stand offen.
    » Meinst du, er hat sich die ganze Zeit hier versteckt, um sich ausgerechnet dann das Leben zu nehmen, wenn jemand herkommt und das Geheimnis seiner Gefangenschaft lüftet? « , fragte sie.
    Gerink schüttelte den Kopf.
    » Siehst du, ich auch nicht « , pflichtete sie ihm bei. » Meinst du, er war schon tot, als er … «
    » Das Blut ist frisch, er hat während des Sturzes noch gelebt. «
    In diesem Moment erhellte ein Blitz den Vorplatz, sodass der Glockenturm einen bizarren Schatten warf. Zugleich krachte ein Donner über ihnen. Es begann zu tröpfeln.
    Gerink beugte sich zu dem Leichnam hinunter und tastete über dessen Rücken, Arme, Beine und Oberkörper. Vermutlich war die Lunge gequetscht, und die Rippen hatten mehrere Schlagadern durchbohrt.
    » Seine Wirbelsäule ist zusammengestaucht. Arm-, Fuß- und Beckenknochen sind mehrfach gebrochen. Die Handgelenke gesplittert. «
    Elena nickte. » Das bedeutet, Salvatore wurde gestoßen. «
    Gerink blickte zu dem Balkon. Der Regen fiel ihm ins Gesicht. Elena hatte recht. Wenn Selbstmörder von großer Höhe zu Boden stürzten, trafen sie meist mit dem Kopf oder Oberkörper auf. Dagegen hatte Salvatore versucht, den Fall im Reflex zu mildern, indem er mit den Füßen aufkam und sich mit den Armen abfangen wollte.
    Gerink zog die Pistole. » Sein Mörder muss noch im Haus sein. Ruf Dino an. Er soll den Maresciallo mit seinen Leuten herschicken. Ich gehe rein. «
    Elena griff zum Handy. » Sei vorsichtig. «
    Er lief zum Hintereingang und betrat das Gebäude. Immer öfter krachte der Donner. Das Blitzlicht erhellte die düsteren Räume und warf zuckende Lichtfächer durch die Fenster.
    Gerink lief zu der zweiteiligen Metalltür, die in den Keller führte, und drückte sie zu. Danach zog er die Kette durch die Griffe und ließ das Schloss zuschnappen. Falls sich Salvatores Mörder im Keller versteckt hielt, würde er von dort nicht mehr fliehen können. Anschließend lief er die Treppe nach oben und warf einen kurzen Blick in jeden Ausstellungsraum. In dem Gebäude befand sich niemand. Selbst der zweite Stock war leer. Bloß das Gemälde der schwitzenden Kirche hing an der Wand, dessen Reprint er in Teresas Wohnung gesehen hatte.
    Er lief zur offenen Balkontür. Regen peitschte ihm ins Gesicht. Auf dem Vorplatz lag Salvatores Leiche. Elena stand mit dem Handy telefonierend neben ihrem Wagen. Als sie ihn sah, nahm sie das Telefon herunter und schirmte mit der Hand die Augen vor dem Regen ab.
    » Jemand hat die Reifen unseres Wagens zerstochen! « , rief sie ihm zu.
    Verdammt! Was für ein mieses Timing! Womöglich hatten sie den Mörder dabei überrascht, als er das Equipment aus dem Keller schaffen wollte und die Tür wieder rasch absperren musste. Bestimmt hatte er nicht damit gerechnet, dass sie das Geheimnis entdecken würden. Kurz bevor Elena das Gebäude verließ, um die Taschenlampe vom Wagen zu holen, hatte der Mörder vermutlich ihre Reifen aufgeschlitzt und den Brief unter die Fußmatte gesteckt.
    Gerink hielt sich mit einer Hand an der schmiedeeisernen Brüstung fest und überblickte die Gegend. Er bekam gar

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