Herzgrab: Thriller (German Edition)
Gerink seine Hand und schlug sie auf der gegenüberliegenden Seite an das Mauerwerk. Er hörte, wie Königs Knöchel knirschten und ihm das Messer aus der Hand fiel.
Als sie das nächste Stockwerk erreichten, war König über ihm. Die Faust traf seine Schläfe, und er hatte das Gefühl, sein Kopf zerberste in tausend Splitter.
Keuchend blieb er liegen. König sprang auf. Der Bastard durfte das Messer nicht zu fassen kriegen. Gerink rappelte sich mit schmerzendem Schädel auf. Seine Beine gehorchten ihm nicht. Außerdem war er kurz davor, sich zu übergeben. Er taumelte ins Erdgeschoss.
Aus dem Augenwinkel sah er, wie König mit dem Messer in der Hand durch die Tür ins Freie stürzte. Der Wind peitschte Regen und Blätter in den Glockenturm. Elena war in Gefahr! Im Getöse hörte Gerink ein metallisches Klicken. Im nächsten Moment taumelte König rücklings in den Turm und fiel zu Boden.
Elena stand im Türrahmen einen Wagenheber in der Hand. Hinter ihr erhellte ein Blitz die schwarze Nacht.
57
Gerink schüttelte seine Benommenheit ab, stürzte zu König und ließ sich auf ihn fallen. Mit den Knien presste er Königs Arme zu Boden, und noch bevor der Ostdeutsche etwas sagen konnte, schlug Gerink ihm die Faust ins Gesicht.
König gab keinen Ton von sich. Verzweifelt versuchte er, sich zu befreien, indem er das Knie hochriss, um es Gerink in den Rücken zu rammen.
Gerink presste die Faust fester zusammen und schlug damit mehrmals wie mit einem Hammer zu. Königs Lippe platzte auf, die Nase brach an mehreren Stellen, und die Haut unter seinen Augenbrauen riss auf. Immer noch gab der Deutsche keinen Ton von sich, obwohl ihm reichlich Blut übers Gesicht strömte. Dieser Mistkerl war anscheinend darauf trainiert, keine Schmerzen zu empfinden. Gerink würde das ändern.
Er sah, wie Elena an seine Seite trat.
» Versuch gar nicht erst, mich davon abzubringen, die Wahrheit aus diesem Schwein rauszuprügeln. «
» Keine Sorge, das habe ich nicht vor « , sagte Elena. » König ist immer noch gefährlich genug, um uns beide auszuschalten. «
Sie wand dem Deutschen das Messer aus der Hand, das er immer noch umklammert hielt, aber nicht einsetzen konnte, da Gerink auf seinem Arm kniete.
» Was hast du vor? « , fragte Gerink.
Elena drehte das Messer zwischen den Fingern, holte aus und trieb es durch Königs rechte Handfläche in den Holzboden.
König bäumte sich schreiend auf. Es war das erste Mal, dass Gerink den Deutschen vor Schmerzen brüllen hörte. Und es tat gut.
Elena stand auf und wischte sich das Regenwasser aus dem Gesicht. » Du kannst ja doch schreien. Dabei dachte ich einen Moment lang, du wärst nur ein gefühlloser Muskelberg, der zum Spaß Frauen in Kellergewölben in Stücke schneidet. «
» Dich krieg ich auch noch, du Hure « , presste König hervor.
» Gib mir den Wagenheber « , verlangte Gerink.
Elena reichte ihm das schwere Gerät.
Kommentarlos holte Gerink damit aus und brach König die Finger der linken Hand. Anschließend erhob er sich.
König lag mit dem Messer durch die Hand auf dem Boden fixiert, wand sich wie ein Wurm, hatte aber keine Möglichkeit, sich zu befreien.
» Behalt ihn im Auge « , sagte Gerink und ging die Treppe nach oben. Er holte die Pistole, die immer noch in der mittleren Etage auf den Holzdielen lag.
Als er wieder unten war, stand Elena neben König, der aufgehört hatte, um sich zu schlagen. » Den Wagenheber habe ich übrigens von einem Lieferwagen, der vor dem Eingang des Turms steht « , erklärte sie. » Damit wollte er wohl türmen. «
Blitzlichter erhellten das Innere des Glockenturms für mehrere Sekunden. Ein lang anhaltender Donner krachte über das Land. Danach war nur das Prasseln des Regens zu hören.
Gerink stand der Schweiß auf der Stirn. Er beugte sich zu König hinunter und zog den Schlitten der Waffe zurück, sodass eine Patrone in die Kammer sprang. Er konnte nur ahnen, was im Kopf eines Mannes wie König vorging, der ein Leben lang Menschen für andere aus dem Weg geräumt hatte. Mit Folter konnte man nichts aus ihm herausbekommen, genauso wenig wie aus Lyashenko. Diese Männer hatten schon Schlimmeres in ihrem Leben mitgemacht und den Mund gehalten.
» In etwa fünfzehn Minuten sind die Carabinieri da « , sagte Gerink leise. » So lange haben Sie Gelegenheit, uns die Wahrheit zu sagen. Wenn Sie das tun, werde ich Sie in Notwehr mit einem sauberen Schuss töten. Falls nicht, überlasse ich Sie den Carabinieri. Ihre Entscheidung.
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