Herzgrab: Thriller (German Edition)
Sie hatte ihren Auftrag erfüllt und Salvatore Del Vecchio gefunden, wenn auch nur tot. Aber was zählte das? Im Moment war ihr das völlig egal. Sie hätte in dieser Nacht beinahe ihren Mann verloren. Daran wäre sie zugrunde gegangen. Mehr als je zuvor wurde ihr in diesem Augenblick bewusst, wie sehr sie ihn liebte.
» Es tut mir alles so leid « , schluchzte sie.
» Du brauchst jetzt Ruhe. «
» Ruhe? Ich habe nicht mal ein Zimmer für die Nacht. «
» Kein Problem. « Er wischte ihr die Tränen von der Wange und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. » Ich weiß, wo wir übernachten. «
Hinter ihnen schwang die Tür der Wachstube auf, und der Maresciallo trat heraus. Ein Hemdzipfel hing ihm aus der Hose, sein Blick war angespannt, die Augen gerötet. Er zündete sich eine Zigarette an. » Staatsanwalt Fochetti möchte noch einmal mit Ihnen beiden sprechen. « Müde deutete er zur Tür.
Elenas Magen krampfte sich zusammen. Sie hatte weder die Kraft noch die Lust, alle Details ein weiteres Mal mit Fochetti durchzukauen und die restliche Nacht auf dem Revier zu verbringen.
» Was meinst du? « , flüsterte Peter.
Sie schüttelte den Kopf.
» Fochetti muss bis morgen warten. « Er nahm sie an der Hand und führte sie von der Wachstube weg.
» Wohin gehen Sie? « , rief der Maresciallo ihnen nach.
» Ins Bett. «
Die Honeymoon-Suite in der Casa delle Rose war immer noch frei. Der Fettklops schnarchte wie üblich hinter dem Tresen und reichte Gerink automatisch den Zimmerschlüssel, als dieser auf die Tischklingel schlug.
Minuten später lagen sie bei offenem Fenster im Himmelbett und lauschten dem Regen, der durch die Dachrinne plätscherte. Mittlerweile hatte das Gewitter den Geruch nach Katzenpisse von der Straße weggewaschen, und der Wind trug eine angenehme Kühle ins Zimmer.
Nur eine Kerze flackerte in der Zugluft.
Elena hatte sich nackt unter dem Leintuch zusammengerollt und presste das rote Plüschherz an ihre Brust. Peter lag mit Shorts bekleidet neben ihr und betrachtete ihr Gesicht, als sähe er es zum ersten Mal.
» Darf ich dich etwas fragen? « , flüsterte er.
» Sicher. «
» Warum hast du unser Haus verlassen? «
Sie ließ sich mit der Antwort lange Zeit und suchte in Gedanken nach den wahren Hintergründen. Wie war das alles nur gekommen?
» Mein Vater « , sagte sie schließlich. Natürlich hatte alles mit dem wichtigsten Mann im Leben einer Frau begonnen, dem Vater. » Meine Schwester hat er als Mädchen akzeptiert, mich nie. Er hat sich um jeden Preis einen Jungen gewünscht, und deshalb war ich in seinen Augen nichts wert. Ich durfte mich nicht einmal mit meinem ersten Freund treffen. Stattdessen musste ich ständig Leistungen erbringen. Aber es war aussichtslos, seine Zuneigung zu gewinnen. Er ließ mich nie an sich ran … bis zu seinem Tod. «
Gerink streichelte sie. » Weiß ich doch. «
Sie machte eine Pause. » Aber als ich unser Baby verlor, gingen mir die Worte meines Vaters ständig durch den Kopf. Schließlich habe ich selbst an mir als Frau gezweifelt. Ich suchte nach einer Bestätigung, die ich nicht finden konnte … Dinos Geburtstagsfeier kam, und alle Kollegen waren da. Ich erinnerte mich an unsere erste Begegnung auf dem Polizeiball, sah aber jetzt, wie unglücklich du warst, und erinnerte mich, wie lebensfroh du früher gewesen bist. Ich gab mir die Schuld an unserer Misere, ging hinaus und wollte einfach nur allein sein. Ich betrank mich, begegnete schließlich Dino in der Gartenlaube und machte alles nur noch schlimmer. «
Er unterbrach sie nicht, sondern hörte nur zu.
» Ich konnte dir nicht mehr in die Augen schauen. Ich wusste, ich würde dir nur noch mehr Kummer bereiten. Aber in Wahrheit wollte ich mich selbst bestrafen – für alles. Sich zu hassen ist letztendlich viel leichter, als man glaubt. «
Er schwieg immer noch.
» Kannst du das verstehen? « , fragte sie.
Er berührte ihre Wange. » Du hast zum ersten Mal ›unser Baby‹ gesagt. «
» Das war es ja auch. « Tränen liefen ihr übers Gesicht. » Ich habe mich so darauf gefreut. Egal ob Junge oder Mädchen – ich wäre eine gute Mutter gewesen und du ein großartiger Vater, viel besser als meiner. «
Sie presste das Plüschherz enger an sich. » Ich werde mir diesen Seitensprung nie verzeihen können. Und du? «
» Glaubst du, ich habe mit meinen Eltern gebrochen, um dich jetzt wegen dieser Sache aufzugeben? Da kennst du mich schlecht. «
Sie griff nach seiner Hand. » Selbst dein
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