Herzgrab: Thriller (German Edition)
anschließend, worum es in dieser … «
» Expartner « , unterbrach Gerink sie.
» Mamma mia. « Scatozza verdrehte die Augen.
» Okay, hört zu! « Eiserts Blick nahm den kalten Blauton der Arktis an. » Was zwischen euch vorgefallen ist, interessiert niemanden auf diesem Revier und mich am allerwenigsten! Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Elena meine Schwester ist. Sie ist alt genug, um zu wissen, was sie tut. Klärt es von mir aus mit Musketen und Vorderladern, aber außerhalb der Dienstzeit. Verstanden? In diesem Fall seid ihr Partner, und zwar für die nächsten drei Tage. Es geht nicht anders. «
Eisert griff in die Schublade und holte einige Papiere hervor. » Ich wollte eine Woche, aber die Staatsanwältin hat nur eine dreitägige Auslandsdienstreise für zwei BKA -Beamte beantragt, die heute Vormittag vom Richter genehmigt wurde. Das Übliche: Ihr nehmt den Pajero, und hier ist das Rechtshilfeersuchen der Staatsanwaltschaft. « Sie schob die Originaldokumente über den Tisch zu Gerink. » Eine italienische Übersetzung haben die Kripo beamten in Florenz bereits per Fax erhalten. Die Kollegen erwarten euch morgen Nachmittag. Sie kümmern sich um eure Unterkunft und sind instruiert, euch Akteneinsicht in den Fall zu gewähren. Findet raus, was mit Teresa Del Vecchio passiert ist. «
Scatozzas Grinsen gefror zu Eis. » Wow, wow, wow! « , murmelte er. » Die nächsten drei Tage? Ich kann nicht. Laut Dienstplan habe ich morgen frei. «
Eisert blickte auf ihren Laptop und klickte zweimal mit der Maus. » Stimmt, aber ich habe den Dienstplan soeben geändert. «
» Aber … «
» Besorg mir einen Beamten, der Italienisch spricht und dich vertritt. Falls nicht, ist das dein neuer Fall. « Sie schob den Autoschlüssel für den Dienstwagen über den Tisch.
Gerink nahm den Schlüssel an sich. Normalerweise bestand Scatozza nur darauf, an Ferragosto freizuhaben, dem 15. August, der in ganz Italien gefeiert wurde. Dieses Datum war ihm heilig; an welchen Tagen er sonst Urlaub bekam, war ihm bisher egal gewesen. Warum war er ausgerechnet jetzt so erpicht darauf?
» Aber räumt die verdammte Kiste vorher aus « , sagte Eisert. » Im Kofferraum liegen seit einer Woche die Nachtsichtgeräte und die Tuben Tarnfarbe von eurem letzten Einsatz mit der WEGA . «
Gerink riss sich zusammen, um nichts zu sagen. Scatozza, dieser Idiot, hätte der Spezialeinheit den Krempel längst zurückgeben müssen – Zeit genug hatte er gehabt.
» Außerdem habe ich übermorgen einen wichtigen Arzttermin « , murrte Scatozza.
» Einen Arzttermin? Den musst du verschieben « , säuselte Eisert in einem süffisanten Ton. Dann wurde ihre Stimme wieder ernst. » Wir bleiben in Kontakt. Die Staatsanwältin wünscht täglich einen Bericht und ich sowieso. Abmarsch! «
Gerink erhob sich und ging an Scatozza vorbei. » Falls wir in Florenz keinen Arzt für dich finden, fällst du eben tot um. Dann findet der nächste Ferragosto ohne dich statt. «
Und ich habe eine Sorge weniger, fügte er in Gedanken hinzu.
9
Als die Sonne hinter den Dächern verschwand, kam Elena in die Fußgängerzone der Innenstadt. Die Arbeitszeit in den Büros ging zu Ende, und an den ersten sonnigen Abenden des Jahres wimmelte es in den Gassen von Touristen und Straßenmusikern, die die Parks und Lokale mit Leben erfüllten. Die Markisen waren noch ausgerollt, und Eisdielen und Kaffeehäuser hatten Hochkonjunktur.
Das Gespräch zwischen Hödel und seiner Tochter hatte etwa eine Stunde gedauert. Aber solange nicht klar war, ob Lydia ihre Pläne endgültig aufgegeben hatte, war der Konflikt noch nicht ausgestanden. Elena wollte sich morgen mit Hödel treffen, um mit ihm über die neue Situation zu sprechen.
Im Moment stand der Termin mit Monica Del Vecchio bevor. Elena hatte auf Facebook ein Foto von ihr gesucht und tatsächlich eines gefunden. Nun sah sie sich vor dem Café Habsburg nach einer etwa zwanzigjährigen Frau mit schmalem Gesicht, braunen Augen und langen schwarzen Haaren um. Sie entdeckte sie unter einem Sonnenschirm, wo sie Schlagsahne von einem Eiskaffee löffelte. Monica trug ein helles Sommerkleid mit Spaghettiträgern und hatte vermutlich von Natur aus diesen gleichmäßig intensiven dunklen Teint, den man in keinem Solarium der Welt bekam. Völlig natürlich, nicht einmal die Fingernägel waren lackiert. Lediglich Armreifen aus Holz zierten ihre Handgelenke. Mit der Sonnenbrille im Haar sah sie aus wie eine südländische
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