Herzgrab: Thriller (German Edition)
Filmschauspielerin. Einige Männer schielten ständig zu ihr hinüber.
Elena trat an ihren Tisch. » Monica Del Vecchio? « Erneut kam ihr der Name bekannt vor, doch sie wusste nicht, wo sie ihn schon einmal gehört hatte. Das Mädchen erhob sich und reichte ihr die Hand.
» Elena Gerink « , stellte sie sich vor.
» Danke, dass Sie so rasch kommen konnten. «
» Keine Ursache. « Elena setzte sich und bestellte ebenfalls einen Eiskaffee – allerdings ohne Schlagsahne. Sie bemerkte, dass Monica sie verstohlen aus dem Augenwinkel musterte. » Alles in Ordnung? «
Die junge Frau verzog die Lippen zu einem Schmollmund. » Es ist nur so … Ich habe noch nie eine Privatdetektivin kennengelernt. «
Elena schmunzelte. » Und die haben Sie sich wohl anders vorgestellt? Eine graue Maus mit Hornbrille und Aktentasche? «
» Ja, so in der Art. «
Nach ihrem Einsatz im Hotel Caruso hatte Elena ihre gesamte Aufmachung – angefangen von den Stöckelschuhen bis über die Bluse und den Minirock – wieder in Tonis Schrank verstaut. Danach hatte sie ausführlich mit Monica telefoniert und sie um einige Unterlagen gebeten. Jetzt trug Elena Jeans, Sommerschuhe und ein enges schwarzes T-Shirt. Notizblock brauchte sie keinen. Sie würde sich die Informationen merken – so wie immer. » Haben Sie alles mit? « , fragte sie.
Monica zog einen Papierstapel aus ihrer Handtasche. » Wie viel wird es kosten? « , fragte sie, bevor sie Elena die Dokumente gab.
Das arme Ding wirkte, als besäße es nicht viel Geld. Dazu kam ein skeptischer Blick, als befürchtete sie, übers Ohr gehauen zu werden.
» Der Eiskaffee geht auf meine Rechnung « , sagte Elena, » und dieses Gespräch kostet Sie nichts. Ich höre mir Ihren Fall an, und danach sage ich Ihnen, welche Möglichkeiten Sie haben. «
» Danke. « Monica lächelte und schob Elena den Packen herüber. » Ihr Mann versicherte mir, Sie seien fair. «
» Das hat er gesagt? « Es versetzte ihr einen Stich ins Herz, als sie an Peter dachte. Am liebsten hätte er sie wahrscheinlich zum Mond geschossen.
Elena nahm das Foto zur Hand. Es zeigte einen älteren Herrn um die fünfzig. Graues, straff nach hinten gekämmtes Haar, enorme Geheimratsecken und einen typischen Schnauz- und Kinnbart, wie exzentrische Künstler ihn oft trugen. Die Brauen waren buschig und markant, und der intensive Blick der dunklen Augen nahm sie sofort gefangen. Dieser Mann sah aus wie ein Patriarch, der keinen Widerspruch duldete. Ein Foto zeigte ihn mit brauner Reiterhose und kariertem offenem Hemd neben einem Rappen auf einer Pferdekoppel, weitere Bilder in einem Orchideenglashaus und in einem chaotischen Malerat el ier. Sämtliche Fotos waren im Sommer aufgenommen worden.
Plötzlich erkannte sie den Mann! Salvatore Del Vecchio. Natürlich! Vor einigen Wochen hatten die Kulturbeilagen der Tageszeitungen Porträts über ihn gebracht.
» Sie sagten, Ihr Vater sei Maler, aber ich wusste nicht, dass es sich dabei um den Salvatore Del Vecchio handelt. «
Monica antwortete nicht. Offensichtlich wurde sie nicht gern damit konfrontiert, Tochter eines weltberühmten Malers zu sein.
» Er verwendete eine besondere Maltechnik, nicht wahr? «
» Er malte stets auf einer bestimmten Leinwand « , antwortete Monica. » Die Keilrahmen wurden in Norditalien gefertigt, und er benutzte spezielle Pinsel und eigens zusammengemischte Farben. «
Am Telefon hatte Monica etwas von einer » Sternschnuppe « gesagt und dass sie ihren Vater unbedingt finden wolle. Warum ausgerechnet jetzt? Elena hatte schon für einige Klienten gearbeitet, deren wahre Motive erst im Lauf des Auftrags ans Tageslicht gekommen waren. Möglicherweise war das auch hier der Fall.
» Stammen alle Fotos aus der Toskana? «
» Aus San Michele, dem Familiensitz meines Vaters. «
Elena deutete auf einen handgeschriebenen Zettel, der in einer Klarsichtfolie steckte. » Ist das der Abschiedsbrief? «
» Das ist alles, was Salvatore seiner ›Sternschnuppe‹ hinterlassen hat. « Monica betonte den Kosenamen auf abfällige und ironische Weise.
Möglicherweise war die Sache mit der Sternschnuppe bloß ein zu dick aufgetragener Köder, den Elena schlucken sollte, und es ging lediglich um Geld … oder um etwas völlig anderes.
Das Schreiben begann mit den Worten » Cara Monica! « Es war auf Italienisch und etwa eine Seite lang.
» Blättern Sie weiter. Ich habe den Brief für Sie übersetzt. «
Elena fand die deutsche Fassung und überflog den Text. »
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