Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch
Monate mit Matt zusammen. Er war halbwegs groß, halbwegs witzig und hatte halbwegs passables Haar. Es war eine dieser typischen Situationen nach dem Motto: »Da ich gerade niemand Besseren habe, hast du Lust rumzumachen?« Mehr als Küssen lief allerdings nicht zwischen uns und selbst das war nicht besonders toll. Zu viel Spucke. Ich musste mir danach immer das Kinn abwischen.
Wir trennten uns, als ich von Frankreich erfuhr, aber es war keine große Sache. Weder heulte ich noch schickte ich ihm sentimentale E-Mails oder zerkratzte den Kombi seiner Mutter mit einem Schlüssel. Jetzt geht er mit Cherrie Milliken, die im Chor singt und glänzendes Haar wie aus einer Shampoowerbung hat. Aber es macht mir nichts aus.
Zumindest nicht richtig.
Außerdem konnte ich nach unserer Trennung ungehindert Toph nachschmachten, meinem superscharfen Multiplex-Kollegen. Nicht, dass ich ihm nicht schon nachgeschmachtet hätte, als ich noch mit Matt zusammen war, aber trotzdem. Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen. Und es entwickelte sich etwas mit Toph – wirklich, das sage ich nicht nur so –, als der Sommer zu Ende war. Aber außer mit Matt war ich noch nie mit jemandem zusammen und er zählt eigentlich nicht. Ich behauptete ihm gegenüber mal, ich sei im Ferienlager mit einem Typen namens Stuart Thistleback gegangen. Stuart Thistleback hatte kastanienbraunes Haar und spielte Kontrabass, und wir waren total verknallt, aber er wohnte in Chattanooga und wir hatten beide noch keinen Führerschein.
Matt wusste, dass ich mir das ausgedacht hatte, aber er war zu nett, um es mir zu sagen.
Ich will Meredith gerade fragen, welche Kurse sie belegt, als ihr Handy die ersten paar Takte von Strawberry Fields Forever flötet. Sie verdreht die Augen und geht ran. »Mom, es ist Mitternacht hier. Sechs Stunden Zeitunterschied, schon vergessen?«
Ich werfe einen Blick auf ihren Wecker, der wie ein gelbes U-Boot geformt ist, und stelle überrascht fest, dass sie recht hat. Meine Tasse chocolat chaud ist längst leer. Ich stelle sie auf der Kommode ab. »Ich sollte jetzt gehen«, flüstere ich. »Tut mir leid, dass ich so lange geblieben bin.«
»Warte einen Moment.« Sie hält das Mikrofon des Handys zu. »Es war nett dich kennenzulernen. Sehen wir uns beim Frühstück?«
»Ja. Bis dann.« Ich bemühe mich, es beiläufig klingen zu lassen, freue mich insgeheim aber so sehr, dass ich aus ihrem Zimmer hüpfe und gegen eine Wand laufe.
Huch. Keine Wand. Einen Jungen.
»Ugh.« Er taumelt zurück.
»Entschuldigung! Tut mir furchtbar leid, ich hab dich nicht gesehen.«
Er schüttelt den Kopf und macht einen etwas benommenen Eindruck. Das Erste, was mir an ihm auffällt, ist sein Haar – mir fällt bei allen Leuten immer zuerst das Haar auf. Seins ist dunkelbraun und zerzaust und irgendwie lang und kurz zugleich. Ich muss an die Beatles denken, weil ich sie gerade in Meredith’ Zimmer gesehen habe. Es ist Künstlerhaar. Musikerhaar. Ich-tue-so-als-wäre-es-mir-egal-dabei-ist-es-das-in-Wirklichkeit-gar-nicht-Haar.
Wunderschönes Haar.
»Ist schon okay, ich hab dich auch nicht gesehen. Alles in Ordnung bei dir?«
O Mann. Er ist Engländer.
»Ähm, ist das hier nicht Mers Zimmer?«
Im Ernst, ich kenne kein amerikanisches Mädchen, das einem englischen Akzent widerstehen kann.
Der Junge räuspert sich. »Meredith Chevalier? Ziemlich groß mit vielen Locken?« Dann sieht er mich an, als wäre ich plemplem oder schwerhörig wie meine Oma, Nanna Oli phant. Nanna lächelt nur und schüttelt den Kopf, wenn ich sie frage: »Welches Salatdressing hättest du gern?« oder »Wo hast du Opas Gebiss hingelegt?«
»Entschuldigung.« Er macht einen winzigen Schritt weg von mir. »Du wolltest gerade schlafen gehen.«
»Ja, das ist Meredith’ Zimmer. Ich war gerade zwei Stunden bei ihr.« Ich verkünde es ganz stolz wie mein Bruder Seany, wenn er etwas Widerliches im Garten gefunden hat. »Ich heiße Anna! Ich bin neu hier!« Lieber Himmel, was soll dieser beängstigende Enthusiasmus? Meine Wangen laufen rot an und ich könnte im Erdboden versinken.
Der gut aussehende Junge grinst amüsiert. Seine Zähne sind wundervoll – oben gerade und unten krumm mit einem winzigen Überbiss. Ich habe eine Schwäche für so ein Lächeln, weil meine eigenen Zähne auch alles andere als perfekt sind. In die Lücke zwischen meinen Schneidezähnen kann man eine Rosine schieben.
»Étienne«, stellt er sich vor. »Ich wohne einen Stock höher.«
»Ich wohne
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