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Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch

Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch

Titel: Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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er nicht sowieso schon durchnässt vom Regen wäre.
    Zwei Punkte Abzug für Paris. Das haste jetzt davon, Schnösel.
    Die Decke im Erdgeschoss ist unglaublich hoch und übersät mit Kronleuchtern und Fresken von flirtenden Nymphen und lüsternen Satyrn. Es riecht leicht nach Orangenreiniger und Whiteboard-Markern. Ich folge dem Quietschen der Gummisohlen in Richtung Mensa. Unter unseren Füßen ist ein marmoriertes Mosaik ineinander verfangener Spatzen. Und am anderen Ende des Ganges hängt eine vergoldete Uhr, die zur vollen Stunde schlägt.
    Die ganze Schule wirkt auf mich ebenso einschüchternd wie beeindruckend. Sie sollte Schülern mit persönlichen Leibwächtern und Shetlandponys vorbehalten sein und nicht jemandem offen stehen, der den Großteil seiner Kleidung aus dem Billigkaufhaus hat.
    Die Mensa haut mich um, obwohl ich sie schon beim Rundgang durch die Schule gesehen habe. Früher habe ich in einer umgebauten Turnhalle, in der es nach Bleichmittel und Männerunterhosen stank, zu Mittag gegessen. Darin gab es lange Tische mit festgeschraubten Bänken, Pappbecher und Plastikstrohhalme. Die Kassiererinnen trugen Haarnetze und servierten Tiefkühlpizza, Tiefkühlpommes und Tiefkühlnuggets. Die Getränketheken und Automaten lieferten den Rest meiner sogenannten Ernährung.
    Aber das hier: Das könnte ein Restaurant sein.
    Im Gegensatz zum historischen Überfluss der Eingangshalle wirkt die Mensa elegant und modern. Sie ist vollgestellt mit runden Birkenholztischen und geschmückt mit Pflanzen in Hängekörben. Die Wände sind orangerot und hellgrün gestrichen, und ein gepflegt aussehender Franzose mit einer weißen Kochmütze serviert eine Auswahl von Speisen, die verdächtig frisch aussehen. Es gibt mehrere Glasschränke mit Getränken in Flaschen, aber es sind keine Softdrinks mit viel Zucker und viel Koffein, sondern Säfte und ein Dutzend verschiedene Mineralwasser. Auf einem Tisch wird sogar Kaffee angeboten. Kaffee! An der Clairemont kenne ich ein paar nach Starbucks lechzende Schüler, die für Kaffee in der Schule töten würden.
    Auf den Stühlen sitzen bereits lauter Leute, die sich trotz des klappernden Geschirrs (richtiges Porzellan, kein Plastik) und den Rufen der Köche mit ihren Freunden unterhalten. Zögernd bleibe ich in der Tür stehen. Andere Schüler huschen an mir vorbei und verteilen sich in alle Richtungen. Mein Brustkorb fühlt sich an wie zusammengeschnürt. Soll ich mir zuerst einen Platz suchen oder Frühstück holen? Und wie soll ich überhaupt etwas bestellen, wo die Speisekarte doch blöderweise auf Französisch ist?
    Ich zucke zusammen, als jemand meinen Namen ruft. O bitte, o bitte, o bitte …
    Ich lasse den Blick über die Menge schweifen und entdecke eine Hand mit fünf Ringen, die mir vom anderen Ende des Raums aus zuwinkt. Meredith zeigt auf einen leeren Stuhl neben sich und ich schlängle mich dankbar und fast auf schmerzliche Weise erleichtert dorthin.
    »Ich hab überlegt, ob ich bei dir klopfen soll, damit wir zusammen herlaufen können, aber ich wusste nicht, ob du eine Langschläferin bist.« Meredith zieht besorgt die Augenbrauen zusammen. »Tut mir leid, ich hätte doch klopfen sollen. Du sahst gerade total verloren aus.«
    »Danke, dass du mir einen Stuhl freigehalten hast.« Ich stelle mein Zeug ab und nehme Platz. Es sitzen noch zwei andere Leute am Tisch, und wie Meredith mir am Vorabend versprochen hat, kenne ich sie von dem Foto an ihrem Spiegel. Ich werde wieder nervös und stelle den Rucksack zu meinen Füßen noch mal anders hin.
    »Das ist Anna, das Mädchen, von dem ich euch erzählt habe«, erklärt Meredith.
    Ein schlaksiger Typ mit kurzen Haaren und langer Nase hebt zum Gruß die Kaffeetasse. »Josh«, stellt er sich vor. »Und das hier ist Rashmi.« Er nickt in Richtung des Mädchens, das neben ihm sitzt und seine Hand in der Kängurutasche seines Kapuzenpullovers hält. Rashmi trägt eine Brille mit blauem Gestell und hat dichtes schwarzes Haar, das ihr über den ganzen Rücken reicht. Sie nimmt mich kaum zur Kenntnis.
    Aber das ist schon in Ordnung. Kein Problem für mich.
    »Alle sind da außer St. Clair.« Meredith reckt den Hals und sieht sich in der Mensa um. »Er ist meistens spät dran.«
    »Immer«, verbessert Josh. »Er ist immer spät dran.«
    Ich räuspere mich. »Ich glaube, ich bin ihm gestern Abend noch begegnet. Im Flur.«
    »Nette Frisur und englischer Akzent?«, fragt Meredith.
    »Ähm, ja. Ich denke schon.« Ich bemühe mich,

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