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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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Mum?«

27
    O Gott. Volltreffer. Mein Magen schlug einen dreifachen Salto und landete mit einem Platsch irgendwo neben meinen Schuhen.
    »Nick Brown?«, stieß ich hervor. »Mein Kollege? Was ist mit ihm?«
    Und das gerade jetzt, als ich gedacht hatte, ich könnte mich vom Haken winden. Gerade als ich gedacht hatte, ich könnte meinen Betrug gegen Depressionen, Schuldgefühle gegen Elend und Leidenschaft gegen Bedauern eintauschen. Ich hatte auf einmal das Gefühl, auf glühenden Kohlen zu sitzen.
    »Ja, natürlich dein Kollege Nick Brown«, sagte sie und schob ihr Glas zur Tischkante, damit der Kellner nachschenken konnte. Unsere Vorspeisen standen vor uns. Ich blickte auf meine. Mein Arm lag auf dem Tisch, und ich spürte, wie der Puls an meinem Handgelenk hämmerte. Vielleicht hatte es nichts zu bedeuten. Vielleicht ging es nur um meinen Job. Vielleicht hatte sie in der Zeitung etwas über Drug-U-Like gelesen. Oder vielleicht … vielleicht, vielleicht, vielleicht. Es gab kein Vielleicht. Ich wusste genau, was sie meinte. Ich lachte glockenhell. Ein wenig zu theatralisch. »Und?«, fragte ich. »Was soll mit Nick Brown sein?«
    Einen Moment lang wirkte Morgan ein wenig verlegen. Als ob sie zu peinlichen Schlussfolgerungen gelangt wäre und sich nun vor einer erzürnten Mutter rechtfertigen müsse. Oder vielleicht auch nicht.
    »Na ja«, sagte sie. »Ich hatte so einen Eindruck.«
    »Ach, wirklich?«, unterbrach ich sie fröhlich. »Was für einen Eindruck denn?«
    Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. Verdammt. Meine Schuld. Meine Schuld. Ich hätte sie ausreden lassen sollen. Warum hatte ich das getan?
    Sie pikste eine Jakobsmuschel auf ihre Gabel.
    »Den Eindruck«, fuhr sie in festerem Tonfall fort, »dass zwischen euch etwas läuft.« Sie steckte die Jakobsmuschel in den Mund und musterte mich.
    Ich ergriff meine Gabel. Was sollte ich antworten? Was? Denk nach, befahl ich mir. Ich dachte nach. Aber nicht lange genug. Morgan schluckte ihre Jakobsmuschel herunter. Ich aß ein bisschen Salat.
    »Warum?«, fragte ich.
    Ihr Blick war ernst geworden. »Aus vielen Gründen«, erwiderte sie. Sie beugte sich ein wenig vor und senkte die Stimme. »Du hast gesagt, du seist bei Ruth, warst aber gar nicht da. Du warst überhaupt in der letzten Zeit häufig weg. Und du hast dich einfach so komisch benommen.«
    »Ich hatte viel zu tun und war im Stress, Morgan. Da ist es doch wohl kaum überraschend, dass …«
    »Und ich habe euch in der Küche gesehen.« Ich hielt inne. »Mum, er hatte die Arme um dich gelegt.«
    Dieser winzige Moment der Zärtlichkeit. Diese eine züchtige Umarmung. War das vielleicht das schlechte Karma, das mich jetzt ereilte? Ich legte die Gabel auf den Teller und trank einen Schluck Wein. Ich musste mir ein Wasser bestellen.
    »Morgan«, sagte ich steif. »Zwischen Nick Brown und mir läuft nichts.«
    Das zumindest entsprach der Wahrheit. Nein, tat es nicht. Doch. Ich ergriff die Gabel wieder und schob einen weiteren Bissen in meinen Mund. Einen Pilz. Er schmeckte wie Teppichboden. Morgans Hand lag auf dem Tisch.
    »Lüg mich nicht an, Mum. Ich bin es leid, angelogen zu werden. Ich habe recht, oder?« Diese neue, direkte Morgan jagte mir Angst ein. Ich aß weiter und schüttelte den Kopf. Noch ein Stück Teppich. Ein Blatt. Eine Mini-Kartoffel. Das war meine Tochter. Das war Jonathans Tochter. Sie war nicht irgendwer.
    Ich konnte auf keinen Fall über meine Untreue mit ihr reden. Wenn ich nur genug Nahrung in meinen Mund schaufelte, konnte ich die Antwort vielleicht so lange hinauszögern, bis ich mich dazu in der Lage fühlte.
    »Es hat doch keinen Sinn«, fuhr sie fort. Ihre Stimme wurde spröde. »Ich bin nicht blöd, Mum. Jeder hätte es sehen können. Es war so offensichtlich. Ich habe versucht, es zu übersehen, habe mir gesagt, dass er dich vielleicht nur tröstet, weil du dich so aufgeregt hattest, und er …«
    Ich schluckte einen Bissen. »Ich habe mich auch aufgeregt! Hättest du dich nicht aufgeregt in dieser Situation? Er hat mich getröstet. Mehr war da nicht, Morgan. Er ist ein Freund. Ein guter Freund. Mehr ist an der Geschichte nicht dran. Ich bin nicht …«
    Aber sie redete einfach weiter, als hätte ich gar nichts gesagt. »Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr begann es Sinn zu machen. Bitte, sag mir die Wahrheit, Mum.«
    Ich ließ mein Besteck sinken. Ein letzter Versuch. Wenigstens Schadensbegrenzung.
    Dann konnten wir dieses Thema vielleicht abschließen. Was für eine

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