Herzklopfen für Anfänger
Es war so demütigend. Wie konnte er mir das nur antun? Wie konnte Cody mir das nur antun?«
Es dauerte nicht lange, bis wir das herausfanden. Es hätte keinen Sinn gehabt, Jonathan mitten in der Nacht anzurufen. Doch sobald ich am nächsten Morgen aufwachte, griff ich zum Telefon, und noch vor zehn war er wieder zu Hause. Ich hatte mich auf einen gewaltigen Wutausbruch gefasst gemacht, aber angesichts dieser wirklich schlimmen Sache blieb er unverhältnismäßig ruhig.
Zuerst rief er bei der Polizei an, und dann berichtete er uns, dass Cody in der Nacht auf Kaution freigelassen worden war. Nach Jonathans Gespräch mit Codys Vater, Morgans Gespräch mit Cody und unserem Gespräch mit Morgan war am Nachmittag dann klar, dass unsere wilden Spekulationen übertrieben gewesen waren. Cody hatte zwar Probleme, aber die Polizei konzentrierte sich vor allem auf einen Mann, den Cody über die Arbeit kennengelernt hatte. Anscheinend handelte dieser im großen Stil mit Drogen. Dass Cody keine Vorstrafen hatte und ein Geständnis abgelegt hatte, waren gute Voraussetzungen. Obwohl er jedoch wahrscheinlich nicht ins Gefängnis musste, würde es im September keine Hochzeit geben. Morgan verkündete unter Tränen, sie könne zwar jemanden mit einem Drogenproblem heiraten, sie könne aber nicht mit jemandem zusammenleben, der sie belog.
Gegen Abend war klar, dass Cody andere Vorstellungen hatte. Er hatte mindestens achtmal angerufen. Den letzten Anruf nahm Kate entgegen, bevor sie ins Bett ging.
»Der Drug-U-Like-Mann«, verkündete sie fröhlich, was Morgan ein wässeriges Lächeln entlockte. Ich spürte, wie ich rot wurde.
»Na ja, so eine große Sache ist das nun auch wieder nicht«, sagte Russell, als wir Montagabend im Pub saßen. »Irgendwann in ihrem Leben nimmt die Hälfte der Bevölkerung Drogen. Er ist vor allem ein verwöhnter Bengel. Ich meine, in den meisten Nightclubs wird Samstagabends ein bisschen E gedealt. Das ist relativ normal, Sal. Es hätte schlimmer kommen können. Wenigstens war es kein Koks.«
Das hatte zu meiner Empörung auch Morgan vor nicht ganz vierundzwanzig Stunden gesagt. Es sei zwar eine schreckliche Erfahrung gewesen, aber es hätte sich ja nur um E gehandelt. Nur. Ich kam mir vor, als sei ich vom Mars auf die Erde gebeamt worden.
Ich hatte versucht, sie zu überreden, ein paar Tage zu Hause zu bleiben, aber sie war fest geblieben. Sie musste zur Arbeit, eine große Medienkampagne stand an, und zu Hause musste sie auch einiges erledigen. Zu Hause hieß ihre Wohnung. Wieder einmal überwältigte mich die schlichte Wahrheit, dass ihr Leben nicht mehr bei uns stattfand, sondern in London. Früh am Morgen brach sie mit Jonathan auf, wobei sie mir versprach, mich abends anzurufen – und erinnerte mich gleichzeitig daran, dass wir am nächsten Mittwoch verabredet waren.
Nun hatte mich mein eigenes Leben wieder. Meine Mutter war nach Eastbourne zurückgekehrt. Sie freue sich auf ein bisschen Ruhe und Frieden, hatte sie gesagt. Plötzlich fühlte ich mich sehr einsam. Kate war bestimmt mit Carl unterwegs, und die einzige Person, mit der ich reden konnte, war tabu.
»Trink aus«, sagte Russell, »dann hole ich dir noch was.« Er stand auf und lächelte, als ich mein Glas Wein austrank. »Der einzige Unterschied zwischen ihnen und uns ist, dass unsere Drogen legal sind. Das ist alles.«
Ruth rieb sich die Hände, dann hob sie den Finger.
»Dein Leben«, sagte sie zu mir, »ist eine einzige Aneinanderreihung von Krisen und Katastrophen. Eines Tages muss ich das alles aufschreiben.«
»Hm«, sagte ich. Im Stillen dachte ich, wie gern ich mich jetzt betrinken würde. »Aber sorg bitte dafür, dass es ein Happy End gibt, ja?«
Als ich aus dem Pub nach Hause kam, war Merlin das einzige Lebewesen im Haus. Seit Kate ihre Prüfungen abgeschlossen hatte, war sie ein bisschen wie die Plejaden. Nur aus den Augenwinkeln sichtbar. Immer unterwegs. Auf dem Küchentisch lag eine Nachricht von ihr. Jonathan habe angerufen, ich solle ihn später zurückrufen.
Und ich hatte eine SMS von Nick, der geschrieben hatte: Wollte nur hören, ob alles in Ordnung ist. Liebe. N.
Das Beste unter diesen Umständen war wohl, nicht zu antworten. Ich löschte die Nachricht. So langsam ging es mir besser.
Der Mittwoch war ein schöner, klarer Tag. Ein Tag, wie man ihn sich für den Anfang der Sommerferien wünschte. Es sei denn, man war wie ich von Wolken umgeben. Im Zug war es voll, heiß, und er hatte Verspätung. Auch das
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