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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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Morgans Anruf gerechnet, deshalb war ich perfekt vorbereitet.
    »Entschuldige, dass ich dich während der Arbeit anrufe, Mum«, sagte sie. »Aber ich wollte nur … du weißt schon. Ist alles in Ordnung?«
    »Alles ist bestens«, erwiderte ich. »Das Thema ist abgeschlossen, und ich will nichts mehr davon hören. Was ist mit dir? Hast du wenigstens einen dicken Kopf? Verdient hättest du es.«
    »Ich bin okay«, erwiderte sie.
    »Gut.«
    »Mum …«
    »Morgan, ich muss Schluss machen. Es warten Patienten auf mich.«
    »Ja, Entschuldigung. Ich wollte nur …«
    »Es ist okay. Was mich angeht, so hast du mir nie auch nur ein Wort davon erzählt, okay?«
    Als ich zurückkam, kniete Ruth immer noch vor dem Schrank mit den Kontaktlinsen. Arbeit. Das war das einzige Mittel. Ich musste Patienten untersuchen und Berichte schreiben. Ich hatte viel zu tun. Das war das einzig Wahre. Weitermachen. Einen Schritt nach dem anderen. Den Tag in überschaubare Abschnitte einteilen. Ihn einfach überstehen. Den nächsten überstehen. Und so weiter, bis zum Erbrechen.
    »Hm«, sagte sie und blickte auf. »Tja nun.«
    »Was?«
    »Hm«, machte sie wieder. »Kennst du die Band Kite? Russell hat für heute Abend eine Eintrittskarte übrig. Er wollte mit seinen Fußballkumpels dahin gehen, und einer kann nicht. Meinst du, ich soll mitgehen?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte ich. »Magst du die Band?«
    »Ja, es geht. Wenn ich was von ihnen höre, summe ich es mit. Die Frage ist eher, ob ich wirklich einen Abend mit Russell und einem halben Dutzend testosterongesteuerter Kerle verbringen will?«
    »Tja, so gesehen … willst du denn?«
    »Hm«, machte sie wieder. »Hm, hm.«
    »Hm, in der Tat«, sagte Dennis, der mit Colin, dem Lagerverwalter, hereinkam. Er hatte ein paar Plakate unter dem Arm. Man hatte uns ein großes Paket Werbematerial für die offizielle Drug-U-Like-Eröffnung am zehnten August geschickt. »Ich glaube nicht, dass ich mich an diese Farbe jemals gewöhnen kann. Dann schon eher an dich.«
    Er entrollte eins der Plakate und betrachtete es.
    »Die Amerikaner haben eine alarmierende Tendenz zur Übertreibung. Ach, übrigens, hast du schon die Termine für die Weiterbildung, zu der sie dich schicken? Ich habe vorhin mit Adam drüben in Crawley gesprochen. Er meinte, es sei urkomisch. Alle hüpfen herum und schreien. Keine Ahnung, wie einem das bei der Leitung eines Ladens helfen soll.«
    Ich nickte. »Ich muss noch mit …« Ich schluckte, um einen weiteren Seufzer zu unterdrücken. »Ich muss mit Nick Brown darüber sprechen. Kommt er diese Woche vorbei?«
    Dennis blickte gerade auf seine Uhr. »Nick Brown?«, fragte er stirnrunzelnd. »Der ist doch weg, oder?«
    »Weg?«
    Er nickte.
    »Er ist anscheinend fertig. Ich meine, er wäre nach San Diego zurückgegangen, oder, Colin?«
    Colin nickte. Ich spürte, dass Ruth mich ansah.
    »Ach so«, sagte ich. »Ja, gut.«
    »Ich glaube, du musst wegen des Seminars mit David Harrington sprechen. Er hat Browns Termine übernommen. Seine Nummer müsste auf dem Schreiben stehen. Wenn nicht, sag mir Bescheid, dann suche ich sie dir heraus.«
    Die beiden Männer gingen. Ruth legte mir die Hand auf den Arm.
    »Ist das wahr?«, sagte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. »Davon wusste ich nichts.« Ich bekam kaum einen Ton heraus.
    »Aber …«
    Ich stand auf. »Davon wusste ich nichts«, wiederholte ich. »Nichts.« Ich ergriff die Schachtel mit den Patientenkarten. »Ruth, kannst du das bitte für mich herunterbringen? Ich muss für fünf Minuten verschwinden, um mich auszuweinen.«
    Sie sprang auf und begleitete mich in mein Untersuchungszimmer. Die Tränen schossen mir mit solcher Wucht aus den Augen, dass ich kaum noch etwas sehen konnte.
    Ruth schloss die Tür hinter uns.
    »Weg?«, sagte sie. »Einfach so? Aber hat er nicht …«
    »Ruth, ich habe dir doch gesagt, dass ich Schluss mit ihm gemacht habe. Woher sollte ich es denn wissen?«
    »Ja, aber …«
    »O Gott, Ruth, ich glaube es nicht.« Ich zog Papiertaschentücher aus der Schachtel am Waschbecken. »Ich dachte, ich könnte … o Ruth!« Wütend wischte ich mir die Tränen ab. »Weg! Einfach so. Ohne sich zu verabschieden.«
    »Ach, Sally«, sagte sie. »Es tut mir so leid. Aber ich dachte, du hättest dich bereits dazu entschlossen …«
    »Das hatte ich ja auch. Das habe ich. Ich dachte, ich wäre stark und – und jetzt – Ruth, er ist weg. Ich fasse es nicht. Ich meine, ich weiß ja, dass es keinen Unterschied macht, aber –

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