Herzklopfen für Anfänger
Villa-mit-vier-Toiletten außerhalb von Fuengirola lebten, waren nur an diesem Wochenende in England.
Und unsere Pläne wurden sofort fallengelassen.
Natürlich hätte ich wegen familiärer Verpflichtungen absagen können. Kein Mensch hätte mir einen Vorwurf deswegen gemacht. Aber es war viel zu verführerisch, wenigstens Jonathans Mutter zu entgehen. Und außerdem ging es um meine Karriere. Ich hatte nie auch nur den leisesten Pieps von mir gegeben, wenn Jonathan beruflich verreisen musste.
»Ja sicher«, sagte ich. »Aber es ist wichtig, dass ich mitfahre. Natürlich wissen sie, dass die Leute andere Verpflichtungen haben. Aber was ist mit meiner Verpflichtung meinem Job gegenüber? Es sieht nicht gut aus, wenn gerade die leitende Optikerin nicht mitfährt, oder? Ich muss diese Leute beeindrucken!«
Jonathan wirkte überhaupt nicht beeindruckt. Seiner Meinung nach verdiente ich gerade mal ein Taschengeld. Irritiert stocherte er in seinem Speck herum und legte ihn auf die Baguettescheiben.
»Es sind doch nur drei Tage, Jonathan. Ich lasse euch genug zu essen da. Die Betten beziehe ich frisch, und außerdem ist ja Kate da, vergiss das nicht. Du bist nicht völlig auf dich allein gestellt.«
Und außerdem waren es seine Eltern. Ich nahm die Grillpfanne, die er einfach auf der Arbeitsplatte abgestellt hatte und beförderte sie ins Spülbecken. »Was ist denn mit deinem Abendessen?«, fragte ich ihn. »Ist das alles? Und wo ist Morgan? Wollte sie heute Abend nicht mit dir kommen?«
»Sie ist mit Kate und dem Hund nach draußen gegangen. Und ich habe eine Tennistrainerstunde. Heute ist Dienstag, stell dir vor.«
Sein Tonfall war anklagend. Ach, ich Dummchen. Dienstag, also Tennis, also eilige Heimfahrt von London, also mussten Tennisausrüstung, Sandwich und Donut bereitliegen. Also musste auch die Ehefrau bereitstehen. Und die war natürlich mal wieder spät nach Hause gekommen.
Ach du lieber Himmel! Ganz abgesehen davon, dass ich es lächerlich fand, dass ein Mann von zweiundfünfzig Jahren Trainerstunden im Tennis nahm, war sowieso immer etwas anderes. Wenn nicht Tennis, dann Kricket oder Bridge oder Golf. Am besten hängte ich mir irgendwo einen Sommerterminkalender hin.
»Natürlich«, sagte ich. Ich weigerte mich zwar, mich schuldig zu fühlen, sah aber trotzdem so aus, weil mein Gesicht mittlerweile so daran gewöhnt war. »Das hatte ich ganz vergessen. Soll ich nachsehen, ob wir irgendwo noch einen Schokoriegel haben?«
Sein Blick flackerte, als er die Renitenz in meiner Stimme hörte, aber er bückte sich nur schweigend und holte die Ketchupflasche aus dem Kühlschrank.
»Nein, das kann ich schon allein«, sagte er, schraubte den Deckel von der Flasche und kippte sich einen dicken Klecks Ketchup auf den Teller. Mit grimmiger Miene verschloss er sie wieder und goss sich eine Tasse Tee ein. »Fahr du nur in dein Lager«, jammerte er. »Mach dir keine Gedanken um uns. Wir kommen schon klar.«
Ehemänner sind wie Wespen. Oder wie schwarze spanische Kampfstiere. Reizbare Geschöpfe, die zu Wutausbrüchen neigen. Ein bisschen wie Jonathan. Ich sah ihm zu, wie er seine Teetasse und seinen Teller ergriff und fragte mich nicht zum ersten Mal, warum Frauen sich so zu Männern hingezogen fühlen, die distanziert und gereizt waren. War das der Mr-Darcy-Effekt? Der Heathcliff-Moment? Warum fanden junge Frauen Männer mit einem Problem attraktiv? Ja sicher, es gab eine gute Romanvorlage ab, all die Unsicherheit und die Schmetterlinge im Bauch. Aber war es auch eine gute Voraussetzung für eine lange glückliche Ehe? Ganz abgesehen von der großen Leidenschaft – sollte man nicht wenigstens nett zueinander sein?
Was für ein Arsch Jonathan doch war. Was für ein blinder, dummer Narr.
Hätte er auch nur den winzigsten Versuch gemacht, den Hauch einer Geste, um anzuerkennen, dass auch ich das Recht auf ein Leben hatte, dann hätte ich wahrscheinlich – nein, ganz bestimmt sogar – beschlossen, nicht zu fahren.
So jedoch verbrachte ich zwei Minuten damit, hinter seinem Rücken Grimassen zu schneiden. Er verschwand mit seinem Tee und seinem Essen im Garten. Niemand bot mir an, eine Tasse Tee zu machen. Niemand bot mir ein Sandwich mit gebratenem Speck an, bügelte meine Tennishemden oder dachte daran, dass mein Anzug von der Reinigung geholt werden musste. Und niemand bedachte, dass ich vielleicht müde war, schlechte Laune hatte und ab und zu nett behandelt werden wollte.
»Ach, was soll’s«, sagte ich zur
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