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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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Teekanne. »Ich fahre.« Und statt Tee schenkte ich mir ein großes Glas Pimm’s ein.

6
    Ich dachte lange und gründlich darüber nach, ob ich tatsächlich an diesem Firmenwochenende teilnehmen sollte. Mit der Hochzeit, mit der Rettungskampagne meiner Mutter für das Frauenhaus und mit Kates Tanzproben hatte ich viel zu tun. Ganz zu schweigen davon, dass ich fünf Starlight-Express- Kostüme schneidern musste – eine Aufgabe, die mir zugedacht worden war, weil ich letztes Jahr Tutus entworfen hatte. Es würde mir wahrscheinlich Spaß machen, all dem für ein paar Tage zu entkommen. Abgesehen von ein oder zwei Weiterbildungsveranstaltungen hatte ich seit Jahren nichts mehr für mich gemacht. Es fühlte sich aufregend an, auf einmal berufliche Verpflichtungen zu haben. Jonathan schwirrte ständig irgendwo herum, und ich war diejenige, die mit dem Bügeleisen zu Hause blieb. Früher pflegten wir immer zu sagen, wie nett es sein würde, dass ich ihn zu Konferenzen begleiten konnte, wenn die Kinder erst einmal aus dem Gröbsten heraus wären. Aber manchmal fragte ich mich, ob ich mich richtig erinnerte, weil es irgendwie nie eintrat. Vielleicht hatte ich es mir nur eingebildet. Wenn ich es Jonathan gegenüber erwähnte, wirkte er nie besonders begeistert, und es schien sowieso immer irgendetwas zu sein, was mich zu Hause festhielt.
    Ich hatte zu tun. Wurde gebraucht. War unabkömmlich. Sollte mir das alles nicht eigentlich ein gutes Gefühl vermitteln? Nick Browns Gesicht tauchte vor meinem geistigen Auge auf. Aber ich hatte eine Hochzeit zu organisieren. Bis dahin waren es nur noch knapp vier Monate. Und ich war diejenige, die alles regeln musste. Nicht, dass es mir etwas ausmachte. Im Grunde meines Herzens verhielt ich mich wie die spießige Mittelklassefrau, die ich eigentlich nie sein wollte. Meine feste Überzeugung, dass es einen Riesenspaß machen würde, Morgans Hochzeit zu planen, schien mir der beste Beweis dafür zu sein.
    Früher spielten Morgan und Kate mit ihren Barbies. Sie richteten den Puppen Zimmer ein, die sie mit Taschenbuch-Wänden abtrennten. Ich brachte ihnen kleine Milchbecher und winzige Schinkenbrote, Schokoriegelstückchen und Bruchstücke von Chips, die ich in kleine Schüsseln aus Bonbonpapier füllte. Das hat sie hellauf begeistert. Aber das war sehr lange her.
    Mittlerweile kamen sie nicht mehr so gut miteinander aus. Der Samstagnachmittag hätte so schön sein können. Jonathan werkelte in der Garage herum, und ich saß mit meinen Mädchen am Küchentisch über Gästelisten und Hochzeitstorten. Zuerst war alles eitel Sonnenschein, aber nach einer halben Stunde hing Spannung in der Luft. Kate war wie üblich schwarz gekleidet und geschminkt, und bei jedem ihrer Worte lief es einem kalt über den Rücken.
    »Was, das da? Du machst wohl Witze?«
    »Nein, Kate«, erwiderte Morgan mit gepresster Stimme. Sie hatte sich bereits Kates abfällige Bemerkungen über ihren Chignon angehört, und jetzt sah es so aus, als sei das nur der Anfang gewesen. Sie hatte ein Foto aus der Mappe vor sich gezogen und legte es unter Kates verächtlichen Blicken auf den Tisch. »Ich mache selbstverständlich keine Witze. Das ist das Kleid.« Sie zeigte auf das Foto. »Und ins Haar bekommst du einen Freesienkranz. Dazu gehört dieser wirklich entzückende, bestickte kleine Beutel. Ich habe außerdem superschöne Ballerinas aus Brokat gesehen und …«
    »Warte mal, warte mal«, unterbrach Kate sie und starrte auf das Foto. »Du meinst, das ist das Kleid, das ich anziehen soll?«
    Morgan blinzelte verwirrt. »Ja, natürlich. Was hast du denn gedacht?«
    Kate antwortete nicht. Ihr stand der Mund vor Entsetzen offen. »Und Ballerinas?«, fauchte sie. »Ballerinas? Das ist nicht dein Ernst. Das kannst du unmöglich ernst meinen.«
    Jonathan, der eigentlich draußen bleiben sollte, um uns nicht zu stören, war in die Küche gekommen, um sein Fensterleder in der Spüle auszuwaschen. »Das kannst du unmöglich ernst meinen«, äffte er sie ungewöhnlich fröhlich nach. Es war nett, ihn zur Abwechslung einmal lächeln zu sehen.
    »Ach, sei still, Daddy. Das ist nicht lustig«, fuhr Kate ihn an. »Das kann sie wirklich nicht ernst meinen. Nie im Leben, Morgan. Nein.«
    Oh, was waren die Hochzeitsvorbereitungen doch für ein Vergnügen! Morgan entriss ihrer kleinen Schwester das Foto und blickte sie drohend an. »Ich meine es todernst, Kate. Todernst. Dieses Kleid wirst du anziehen.«
    »Du wirst ganz reizend darin

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