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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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verblödet, Kate. Wenn nichts los ist, warum machst du dann so ein Gesicht?«
    »Nichts, okay? Nichts!«
    »Kate, es ist nicht nichts. Willst du mir bitte sagen, was los ist, bevor ich …«
    »Mum, es ist nichts. Okay?«
    Das war Morgan, die hinter mir stand, und anscheinend gerade eine Flasche Wein entkorkte. Ich hörte das trockene Quietschen des Korkenziehers im Korken. Kate schob ihren Stuhl zurück, raffte ihren langen Rock und stürmte Türen knallend aus dem Zimmer.
    »Morgan«, sagte ich. »Was sollte das?«
    Morgan zog den Korken heraus und begann, den Korkenzieher herauszudrehen. »Nichts, Mum. Wirklich«, sagte sie.
    Jede Mutter weiß, dass »nichts« das inhaltsreichste Wort überhaupt ist, deshalb gab ich mich nicht so schnell zufrieden mit ihrer Antwort. Aber genau in diesem Moment rief mich Jonathan. Ich warf Morgan einen strengen »Warte, bis ich wiederkomme«-Blick zu und lief zur Garage, um nachzusehen, welche Tragödie sich ereignet hatte. Wie immer ging es um die Schlauchanschlüsse, mit denen Jonathan einfach nicht umgehen kann. Als ich nach einer Weile wieder in die Küche kam, hatte sich Morgan, die sich mit ihren vierundzwanzig Jahren nicht mehr von mütterlicher Strenge beeindrucken lässt, natürlich schon verdrückt.
    »Merlin«, verkündete ich, »irgendwas ist im Busch.« Leise schlich ich die Treppe hinauf.
    Normalerweise schaue ich nicht durch Schlüssellöcher, und da wir an unseren Türen wegen der Türknöpfe sowieso keine hatten, drückte ich mein rechtes Ohr einfach gegen Kates Tür.
    Sie redeten in dem Tonfall miteinander, in dem sie sich eigentlich angeschrien hätten, wenn sie nicht sehr, sehr leise hätten sein müssen. Ich konnte sie kaum verstehen.
    »Du blöde Kuh«, zischelte Kate. »Du hast mir versprochen, du würdest es ihr nicht sagen – du hast es mir versprochen! Wie konntest du nur?«
    »Was?«, protestierte Morgan. »Ich habe doch gar nichts gesagt. Und außerdem war das so gar nicht abgemacht. Du hast gesagt, du würdest es ihnen sagen. Das war schon vor sechs Wochen. Aber du hast nichts gesagt. Bist du eigentlich völlig bescheuert? Du musst es ihnen sagen. Wie lange willst du es denn noch vor ihnen verstecken?«
    Es wurde still. Dann wurde ein Fenster geöffnet, und ich hörte ein Plopp. Mir drehte sich der Magen um. O Gott.
    »Nun, Mum ist nicht blöd«, fuhr Morgan fort. »Wenn ich du wäre, würde ich meinen Arsch bewegen und nach unten gehen, um es ihr zu sagen, bevor sie es selbst herausfindet. Das wird sie nämlich. Genau wie Dad. Meine Güte! Du bist ein solcher Idiot, Kate! Was hast du dir nur dabei gedacht?«
    O Gott. Es passte alles zusammen. Ihre Stimmungsschwankungen! Ihre Wutanfälle! Ihre Weigerung, etwas zu essen. Und außerdem hatte sie sich geweigert, sich in der Gemeinschaftsumkleide umzuziehen, als ich ihr letzten Monat dieses neue T-Shirt gekauft hatte. Anscheinend stand sie gerade auf, ich hörte nämlich ihre schweren Stiefel.
    »Ach ja, und du bist die Beste und Bravste, was?« Pause. »Ja, klar. Ich könnte auch über dich ein oder zwei Geschichten erzählen, also halt mir keine Strafpredigten! Es ist mein Leben! Mein Körper! Okay?«
    Ihr Körper? Um Gottes willen. Ärmel – ich hatte mich von den Ärmeln ablenken lassen. Ob sie vielleicht nur ein Euphemismus für eine hoch angesetzte Taille waren, damit man die sanfte Rundung des … Oh, oh, oh! Das wurde ja immer schlimmer. Sollte ich hineingehen? Draußen bleiben? Sie zur Rede stellen? Weiter lauschen? Mir Notizen machen? Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Im Zimmer war es still geworden, Eine Bettfeder quietschte. Ich würde noch ein bisschen lauschen. Nur noch ein bisschen …
    »Sally, was machst du?«
    Jonathans Stimme. Das war schlecht. Denn ganz gleich, was für eine entsetzliche Sache Kate mir enthüllen wollte, wir mussten es gründlich überdenken, bevor ihr Vater davon erfuhr. Mittlerweile war ich fest davon überzeugt, dass es sich wirklich um etwas ganz Entsetzliches handeln musste. Aber der stand jetzt genau hinter mir. Also mussten wir wohl zusammen da durch.
    »Pst«, zischte ich ihm zu. »Ich lausche.«
    »Auf was?« Er hatte immer noch das Fensterleder in der Hand. Fragend zog er eine Augenbraue hoch.
    »Auf das, was die Mädchen sagen natürlich. Es muss etwas sehr Schlimmes vorgefallen sein, und sie wollen es mir nicht sagen.«
    »Was kann denn so schlimm sein? Zanken sie sich?«
    »Nein! Ich glaube … ich bin nicht sicher … aber Kate …« Ich rang nach

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