Herzklopfen für Anfänger
mitgenommen? Na?«
Kate saß zusammengesunken auf dem Beifahrersitz. Carl bückte sich, um ihren Fuß hineinzuheben. Ein zärtlicher Moment, der alles sagte.
»Ich habe ihm gesagt, du würdest mich abholen«, murmelte sie.
»Oh. Oh, ich verstehe. Und ist es dir gar nicht in den Sinn gekommen, mir das vorher mitzuteilen? Ich hatte heute Abend eine Party, Kate. Ich hätte auch ausgehen können. Und ich hatte …« Nein, das Trinken sollte ich besser nicht erwähnen. »Wie wolltest du denn nach Hause kommen?«
Kate zuckte erneut mit den Schultern.
Carl stemmte die Hände in die Hüften. »Genau«, sagte er.
So langsam entstand in meinem Kopf ein Bild. Ein ziemlich peinliches Bild. Ein extrem peinliches Bild. Eine völlig betrunkene Kate und ein einigermaßen vernünftiger Freund, der damit klarzukommen versuchte. Ich blickte auf die dunklen Flecken auf seinen Stiefeln. Wahrscheinlich hatte sie ihm darauf gekotzt. Ich schlug die Wagentür zu.
Kläglich lächelnd wandte ich mich ihm zu. »Kann ich dich nach Hause bringen, Carl?«
»Nein«, sagte er. »Es ist nicht weit. Ich komme schon klar.«
Das würde er auch. Er war einen Kopf größer als ich und sah selbst bei Tageslicht einigermaßen alarmierend aus.
»Äh, nun, danke, dass du bei ihr geblieben bist. Mir ist klar … äh, ich meine, es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe. Bist du sicher, dass ich dich nicht doch nach Hause fahren soll?«
Er blickte sich um. »Nö«, sagte er. »Machen Sie sich keine Mühe.«
Oh, wie ich mich schämte! Ich stieg wieder ins Auto und ließ den Motor an.
»Na«, schnaubte ich. »Ich kann nur hoffen, dass du dich gründlich schämst. Du dummes, dummes, dummes Mädchen!«
Kate starrte trüb aus dem Fenster und sagte nichts. Ich wütete weiter.
»Der arme Junge! Was hast du dir nur dabei gedacht? Du hättest im Krankenhaus landen können. Oder sogar bei der Polizei. Offensichtlich kann ich dir überhaupt nicht vertrauen. Da denke ich, du liegst bei Amanda zu Hause im Bett, und dabei rennst du durch die Gegend, machst dich lächerlich und kotzt auf die Straße.«
Die Fenster waren mittlerweile beschlagen von meinem wütenden Wortschwall, Merlins Keuchen und dem Dampf, der von Kates schmutzigen, feuchten Kleidern aufstieg. Ich stellte die Heizung höher und starrte finster auf die Straße. Gab es eigentlich in meinem Leben im Moment irgendetwas, was mir keine Probleme machte?
Kate wischte sich mit der Hand übers Gesicht und hustete.
Und dann übergab sie sich erneut.
Na toll.
15
Es gibt ein Heilmittel gegen das Trauma elterlicher Verantwortung. Ein Hotelfrühstück. Ein Hotelfrühstück mit einem sehr netten Mann.
Ich stellte mir den Wecker auf sechs und duschte leise, um Kate nicht zu wecken. Aber als ich auf Zehenspitzen in die Küche schlich, um Wasser für den Tee aufzusetzen, saß sie bereits am Tisch, schlürfte Tee und aß eine Scheibe Toast.
»Oh«, sagte ich und spähte in die Teekanne. Aber sie enthielt nur die kalten Reste von gestern. »Ich habe nicht erwartet, dich hier vorzufinden, Fräulein. Wie geht es deinem Kopf?«
Sie blickte mich an, als hätte ich sie gerade gefragt, ob das große, runde gelbe Ding am Himmel die Sonne sei.
»Gut«, erwiderte sie. Ich zeigte auf den Toast in ihrer Hand.
»Und dein Magen?«
»Tut ein bisschen weh«, gab sie zu. »Aber ich werde es überleben.«
»Oh, da bin ich ganz sicher«, erwiderte ich von oben herab. Gereizt überlegte ich, wie es nur möglich war, dass sie einen ganzen Kübel voller Bacardi trinken und trotzdem um sechs Uhr auf sein und Toast essen konnte. Ich dagegen fühlte mich, als sei der Gatwick Express durch meinen Kopf gerast. Stress. Das war es. Stress und Alter.
Und Schuldgefühl natürlich. Ich setzte Wasser auf und gesellte mich zu ihr an den Tisch.
»Und willst du mich jetzt darüber aufklären, was das letzte Nacht für eine Vorstellung war?«
Sie legte die Toastscheibe hin und seufzte.
»Mum, es war nichts.«
Es hatte sich also nichts verändert.
Ich versuchte es mit einer anderen Taktik. »Du bist also tatsächlich auf der Probe gewesen?«
»Ja, natürlich.«
»Aber dann hast du dich mit Amanda gestritten?«
»So ähnlich.«
»Worüber?«
»Nichts.«
»Nein, nicht nichts, Kate.« Ich wartete. Sie wartete. »Und?«, sagte ich schließlich. »Wegen Carl vermutlich.«
Dies schien den Kern der Sache zu treffen, denn sie verzog schmerzlich das Gesicht und ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken.
Dann hob sie ihn
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