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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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schläft.«
    Sie machte eine Pause, entweder um Luft zu holen oder um sich gegen Widerspruch zu wappnen.
    »Ah, Osmose«, brüllte Demelza, die auf syntaktische Fehler beinahe wie ein Pawlowscher Hund reagierte. Brionys Mutter, die leise vor sich hin geschnarcht hatte, wachte erschreckt auf. »Das ist ein feines Konzept für Sie.« Demelza strahlte sie an. »Und hier noch eins.« Sie griff nach einem Korb auf dem Tisch, der mit Kosmetika gefüllt war. Darin steckte ein Schildchen, auf dem stand: »Alle’s Lippenstifte für 1.99 Pfund.«
    Demelza ergriff das Schildchen. »Ah«, sagte sie. »Die Geißel des modernen Lebens. Ich glaube fest daran, dass ein falsch gesetzter Apostroph tief blicken lässt.«
    »Mann«, sagte ich zu Ruth, als ich endlich in die Küche entkommen war, um mehr Wein und Chips zu holen. »Ist sie auf Drogen?«
    Ruth zuckte mit den Schultern. »Sie ist Schriftstellerin.«
    Ich nahm eine Flasche Weißwein aus dem Kühlschrank. »Und das sagt wohl alles, was?«
    Ruth nickte. »Ja klar, Sal. Es gibt nur zwei Arten von Autoren: Strickjacke und Handtasche – oder völlig verrückt. Man ist entweder das eine oder das andere.«
    »Ach ja? Und was bist du? Oder ist das eine blöde Frage?«
    Sie schielte und blies die Backen auf. »Natürlich. Was ist das?« Sie griff nach einem Blatt Papier, das auf der Kommode lag.
    »Oh«, erwiderte ich. »Das ist Mums Petition. Ich soll Unterschriften für sie sammeln.«
    »Petition wofür? Ah, ich verstehe.« Sie begann zu lesen. »Was ist das für ein Frauenhaus?«
    Ich reichte ihr eine Kopie des Briefes, den meine Mutter geschrieben hatte.
    »Ich soll das an alle weiterleiten, die mir einfallen. Sie brauchen Spenden, damit sie das Haus kaufen können.«
    Sie las den Text. »Du solltest Demelza eine Kopie davon geben.«
    »Wovon?«, fragte Demelza, die gerade in die Küche kam.
    »Davon.« Ruth reichte ihr die Petition. »Demelzas Tante ist Collette Carr, Sal.«
    »Wirklich?« Collette Carr war eine bekannte Romanautorin. Nicht nur, weil sich ihre Bücher millionenfach auf der ganzen Welt verkauften, sondern auch, weil sie ständig mit der Literaturkritik aneinandergeriet. Im Moment lebte sie in einer umgebauten Scheune in der Nähe von Gloucester mit siebenundzwanzig Gänsen, einem zahmen Lama und einer Ziege. Keine Strickjacke. Keine Handtasche. »Das wäre toll, Demelza. Wenn es dir nichts ausmacht.«
    Sie überflog den Brief und schlürfte dabei ihren Gin Tonic. »Nur eins, Süße, wenn ich das sagen darf. Ich hätte in Absatz vier keinen Infinitiv genommen.«
    Es war weit nach Mitternacht, als ich schließlich den letzten Gast verabschiedete. Das bedeutete einerseits, dass ich kein Schönheitsprogramm mehr absolvieren konnte. Andererseits hatte ich keine Zeit mehr, mir darüber Gedanken zu machen, dass ich mich auf morgen früh freute. Wenigstens hatte ich meine Gunk Wundermaske, die meine Sorgenfalten wegschmelzen würde.
    Sie würde nicht nur meine Sorgenfalten verschwinden lassen, informierte mich der beiliegende Flyer, sondern auch jegliche überflüssige Wasseransammlung, sodass die Haut um meine Augen im Schlaf straff, jugendlich und strahlend werden würde. In Verbindung mit dem kühlenden Gunk Augen-Kontur-Gel, das Veronique mir ebenfalls in die Hand gedrückt hatte, verschwänden alle Krähenfüße auf wundersame Weise. Ich war mir zwar nicht ganz sicher, wie das erreicht wurde. Da aber der unbedingte Glaube an die Wirksamkeit eine wesentliche Bedingung für ein gesundes Verhältnis zu teuren Cremes und Lotionen war, machte ich mir keine Gedanken darüber. Ich gab ordentlich Creme um beide Augen und legte vorsichtig die Maske an. Sie kam mir ein bisschen stramm vor, aber das war wahrscheinlich Absicht. Zufrieden legte ich mich hin, damit die revolutionäre Osmose auf meinem Gesicht stattfinden konnte. Wenn alles gut ging, dann war ich für den neuen Tag gerüstet, zwar nicht frei von meinen Nick-Brown-Ängsten, aber wenigstens frei von unschönen Augenringen und Tränensäcken. Ich machte das Licht aus, schüttelte mein Kissen noch einmal auf und sank in einen tiefen, erholsamen Schlaf.
    Kurz darauf klingelte das Telefon.
    Ein paar Sekunden lang tastete ich blind in die Dunkelheit, bis ich realisierte, wo ich war. Beziehungsweise, wo das Telefon war. Ich kam mir vor, als hätte ich einen Fisch auf dem Gesicht.
    »Ja? Was? Hallo?«
    Ich hörte ein zischendes Geräusch, dann sagte eine barsche Stimme: »Äh, Mrs Matthews?«
    Schlagartig war ich wach

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