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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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unvollständig aufgetaute Profiteroles, die in der Mitte noch eisig waren. Wir verfütterten einander die letzten Grissini. Beide waren wir nur in ein Handtuch gehüllt. Genau wie er hatte ich meins um die Taille geschlungen. Ich fand es aufregend, zur Abwechslung einmal ein Sexobjekt und kein Haushaltsgerät zu sein. Von Zeit zu Zeit berührte er meine Brüste mit der gleichen liebevollen, unkomplizierten Zärtlichkeit, mit der ich Merlins Ohren zauste. Wir nahmen unsere Kaffeetassen mit auf den Balkon. Dieses Mal war es ein anderer Kaffee, der nach Haselnuss schmeckte. Er drückte sein Gesicht an meinen Nacken.
    »Oho«, sagte er. »Sieht ganz gut aus, oder?«
    Wir blickten auf das funkelnde Panorama. Die Nacht war völlig still. Regenlos und pechschwarz. Ich wünschte, ich könnte sie besser beschreiben, aber kein Wort schien zu passen. Wunderschön. Atemberaubend. Unbeschreiblich eben.
    »Ich frage mich, ob wir jemals erfahren werden, was dort draußen wirklich ist«, sagte er. »In unserem Leben, meine ich. Ob wir wohl irgendwann über unser Sonnensystem hinauskommen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Du? Und in gewisser Weise bin ich auch froh darüber. Mir gefällt die Tatsache, dass wir so wenig über das Universum wissen. Wäre es nicht enttäuschend, wenn wir in eine andere Galaxie aufbrechen würden und feststellen müssten, dass es dort genauso aussieht wie hier? Tankstellen, Supermärkte …«
    »Burgerbuden.«
    »Genau. Außerdem wissen wir doch, was dort draußen ist.«
    »Ach ja?«
    Ich drehte mich zu ihm um. »Natürlich. Nimmerland, du Dummer.« Genau dort waren wir nämlich jetzt. Zumindest für den Moment.
    Er lächelte. »Das weckt Erinnerungen.«
    »Der zweite Stern von links und dann geradeaus bis zum Morgen.« Dorthin wünschte ich uns mit aller Kraft. »Warte mal. Oder war es doch rechts?«
    Er grinste. »Ja klar.«
    »Ja, du hast recht. Es war tatsächlich rechts. Es soll nur noch nicht Morgen sein. Es soll nie mehr Morgen werden, Nick.«
    Er drehte mich wieder um und drückte sein Kinn auf meinen Nacken. Mit jeder Hand umfasste er eine Brust.
    »Okay«, sagte er. »Was hältst du denn davon, wenn wir stattdessen etwas anderes erforschen? Wie wäre es mit dem zweiten Stern rechts, dann links auf Mars zu, um den kleinen Kreisverkehr direkt hinter Merkur herum, und dann über die zweispurige Straße, bis wir auf Venus treffen?«
    »Warum gerade Venus?«
    Er lachte. »Weil sie die Göttin der Liebe ist natürlich.«
    »Das klingt viel besser.«
    »Ja, nicht wahr?«
    Er nahm mir meine Tasse ab und stellte sie neben seine auf den Tisch. Dann hob er mich hoch. Einfach so.
    »Das ist allerdings eine weite Reise«, sagte er und trug mich hinein. »Wir sollten uns lieber gleich auf den Weg machen.«
    Als ich um fünf aufwachte, wusste ich nicht, wo ich war. Das Licht von der Straßenlaterne zeichnete das Fenster auf die gegenüberliegende Wand. Er lag dicht neben mir, ein Bein über meines gelegt, das Gesicht entspannt im Schlaf.
    Sanft rüttelte ich ihn wach. Er blinzelte.
    »Ich kann dich nicht mehr treffen«, sagte ich zu ihm.
    Seine Augen gingen ganz auf. Jetzt blinzelte er nicht mehr.
    »Ich träume, oder?«
    Ich schüttelte leicht den Kopf. »Nein.«
    »Ein Alptraum?«
    »Ja.«
    »Dann ist es vorbei?«
    »Ja. Ich kann nicht mehr, Nick.«
    Er hob den Arm und schob die Hand hinter den Kopf. Seine Haare hatten sich im Schlaf zu lauter winzigen Locken gekringelt. Wenigstens hatte ich diese schöne Erinnerung. Er runzelte die Stirn. »Ich kann nichts sagen, um dich umzustimmen, oder?«
    Das war eigentlich keine Frage.
    Und das war auch gut so, denn ich hätte ihm sowieso nicht darauf antworten können. Durch meine Tränen sah ich sein Gesicht nur verschwommen. Er zog mich an sich.
    »Ich liebe dich, Sally. Weißt du das?«
    »Das hilft mir auch nicht.«
    »Ich hätte es dir früher sagen sollen.«
    »Nein, ich hätte es dir sagen sollen.«
    »Dass du mich liebst?«
    »Ich liebe dich.«
    Er umarmte mich, so fest er konnte. So fest, dass es wehtat. »Und trotzdem verlässt du mich.« Seine Stimme klang seltsam.
    »Ich muss.«
    »Nein, du musst nicht, Sally, du musst nicht.«
    Geradeaus bis zum Morgen.
    »Doch, ich muss.«

23
    Es ist so leicht, Urteile über Menschen zu fällen. Die Untreuen zu kritisieren und zu verdammen. Und noch leichter ist es, Regeln und moralische Grundsätze aufzustellen, und sie denjenigen vorzuhalten, die scheitern.
    Ich dachte daran, wie David, damals

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