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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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alle Ewigkeit lieben sollen. Nur so lange, bis sie ihre Kinder großgezogen haben. Danach fielen sie, wie ich bereits sagte, tot um. Aber heutzutage nimmt man Viagra, und ab geht die Post! Runde zwei. Warum nicht?«
    »Seepferdchen bleiben ein Leben lang zusammen, oder nicht?«
    »Ach, das ist also dein Vorbild? Musst du dich genauso verhalten wie Seepferdchen? Du bist kein Seepferdchen. Du bist eine Frau, Sal. Und, denk daran, das mit der Kinderaufzucht hast du schon so gut wie hinter dich gebracht.«
    Ruth hatte keine Kinder. Kinder großzuziehen war eine Lebensaufgabe. War ihr das nicht klar? »Aber, okay«, fuhr sie fort. »Sagen wir, das ist tatsächlich dein Vorbild. Gut. Dann hast du eben eine Affäre.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich es einfach nicht ertragen könnte. Es geht nicht um Sex, Ruth. Natürlich hast du absolut recht mit der sexuellen Anziehung, aber das macht es nicht so schrecklich. Verstehst du denn nicht? Wenn ich einfach nur sexuell frustriert wäre, dann könnte ich mir auch einen Vibrator kaufen und mit Jonathan so weiterleben wie bisher. Es geht wirklich nicht um Sex. Das ist das ganze Elend. Das ist der Grund, warum ich solche Angst habe. Es geht um alles andere. Um all die anderen Dinge, die bei uns nicht mehr vorkommen – Freunde sein, loyal sein, einander verbunden sein, einander respektieren, die Gesellschaft des anderen genießen, auf den anderen achten.«
    »Blödsinn! Du hast viel zu viel nachgedacht, oder?«
    »Verstehst du denn nicht? Wenn wir all das hätten, würde der Sex keine Rolle spielen. Wenn ich Jonathan liebte, wenn ich das Gefühl hätte, dass diese Dinge zu meinem Leben gehörten, wenn ich das Gefühl hätte, dass Jonathan mich wirklich lieben würde, dann wäre es egal, dass wir in sexueller Hinsicht nicht mehr verrückt aufeinander sind. Denn dann würde es um Liebe gehen, nicht um Sex. Um den Ausdruck von Liebe. Einen Ausdruck von …«
    »Boah! Okay. Ich glaube, jetzt habe ich es verstanden.« Sie hob die Hand. »Die Ausgangssituation, wie ich sie sehe, ist also, dass du dich schwer in Nick Brown verliebt hast.«
    Sie zählte die einzelnen Punkte an den Fingern ab.
    »Du denkst, du hast dich in ihn verliebt. Du weißt, dass er nicht allzu lange hierbleiben wird. Trotzdem träumst du davon, mit ihm in den Sonnenuntergang zu segeln und alt mit ihm zu werden. Und wenn ihr dann zu alt seid und nicht mehr ficken könnt, dann macht ihr eben Liebe. Wenn das auch nicht mehr geht, kocht ihr zusammen was Schönes. Du denkst, dass du keine Kontrolle über das Ganze hast. Du denkst, du liebst deinen Mann nicht mehr, und du bist ziemlich sicher, dass er dich auch nicht mehr liebt.«
    Sie ließ die Hand sinken und nickte weise.
    »Du hast recht. Es ist wirklich ernst«, sagte sie.

22
    Ruth war noch eine Stunde geblieben und hatte sich so benommen, wie man es sich von einer Freundin wünscht.
    Sie tröstete mich, war vernünftig und ruhig und verurteilte mich vor allem nicht. Und schließlich brach ich zusammen und weinte. Endlos, voller Selbstmitleid und geräuschvoll, bis ich keine Tränen mehr hatte und uns beiden eine Tasse Kaffee machte. Danach fuhr sie nach Hause. Ich machte mit Merlin noch einen Spaziergang im Dunkeln und schickte Nick eine SMS mit Sternen und Küssen. Kurz darauf ging ich ins Bett, ohne eine Antwort von ihm abzuwarten oder ihn anzurufen.
    Ich hatte kaum zwei Stunden geschlafen, als ich aufwachte, von einer schrecklichen Überzeugung erfüllt. Ruth hatte recht, dachte ich. Ewige Treue mochte fade und trivial klingen, aber genau das hatte ich vor all den Jahren in der Kirche gelobt. Das war unsere Abmachung. Deshalb heiratete man ja. Ich liebte Nick Brown, und Jonathan liebte ich nicht. Aber das hatte nichts zu sagen.
    Es war halb zwei, und draußen regnete es schon wieder. Ich ging hinunter in die Küche. Der Umschlag mit dem Termin des Zeltverleihers lag immer noch auf dem Küchentisch. Ich ergriff ihn, und erneut stiegen Schuldgefühle in mir auf. Dass ich den Termin mit dem Mann vergessen hatte, war nur eine Kleinigkeit. Doch dies schien ein Sinnbild für alle Sünden zu sein, die ich begangen hatte. Ich hatte selbstsüchtig meine Bedürfnisse an erste Stelle gesetzt, vor meinen Mann, mein Ehegelübde, meine Kinder, meine Familie – vor das Glück und das Wohlergehen so vieler Menschen.
    Ruth sagte nichts von Eigennutz. Im Gegenteil – sie sprach von der Verantwortung für das Selbst, vom Recht auf

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