Herzklopfen für Anfänger
individuelles Glück, persönliche Erfüllung und anderen guten Dingen, auf die unsere Gesellschaft ein Recht zu haben glaubt. Natürlich war mir klar, dass sie in Bezug auf Ehe und Kinder über wenig Erfahrung verfügte, aber ich hatte ihre Worte trotzdem aufgesogen wie ein Schwamm. Ich war einem neuen Club beigetreten. Dem der Gescheiterten, der Untreuen.
Aber das war gestern Abend gewesen, und in meinen verletzlichen Nachtstunden sah ich klarer. Das waren alles nur Entschuldigungen, Rechtfertigungen. Ein groß angelegter Versuch, den Schuldigen Absolution zu erteilen. Ich hatte Unrecht getan, und es gab keine Entschuldigung für mich. Wenn mein Glück so viele andere unglücklich machte, wie konnte ich dann erwarten, im Recht zu sein?
Ich ignorierte mein Handy, zog meinen Terminkalender aus der Tasche und trug Mr Poselthwaite ein. Dann blätterte ich zu den Notizen hinten. Die Anproben, der Kuchen, die Einladungen, die Limousine. Die Fotos aus der Downing Street. Mein Bewerbungsgespräch – war in zwei Tagen tatsächlich schon Freitag? Die Kostüme für Kates Aufführung nächste Woche, die ich noch fertig machen musste. Ich hatte so viel zu tun. So viele Dinge zu erledigen. Alle gehörten sie zu meinem Leben, und doch schienen sie nichts mehr mit mir zu tun zu haben. Ich kam mir wie ein Eindringling in meiner eigenen Familie vor. Erneut griff ich zu meiner Tasche, und dieses Mal holte ich das Handy heraus. Nicks Antwort-SMS war lang und liebevoll. Er hatte sie erst vor einer halben Stunde abgeschickt. Er sei draußen auf seinem Balkon, schrieb er, und es regne schon wieder. Und er mache sich Sorgen, ob ich klarkäme. Er hätte Probleme damit, und er wolle reden.
Seine Worte brachten mich zum Weinen. Aber wir hatten eine ganze Nacht, bevor Jonathan zurückkam. Und obwohl ich beschlossen hatte, dass es die letzte sein sollte – verzichten würde ich nicht auf sie.
***
»Von hier hast du einen wunderbaren Blick auf die Sterne.«
Komisch, dass Ruths Worte bei mir irgendwie das Gegenteil bewirkten. Ich kam mir vor wie jemand, der aufhören will zu rauchen, aber die letzte Zigarette endlos hinauszögert.
Er stand hinter mir, die Arme locker um meine Taille gelegt. Die Haare auf seiner Brust kitzelten meinen Rücken. Der Zeltverleiher war da gewesen, und ich hatte eine fruchtbare Stunde im Garten verbracht, während der äußerst geschwätzige Mr Poselthwaite alles vermessen hatte. Dann hatte ich Morgan angerufen und eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen, um ihr Bescheid zu sagen, dass ich alles in die Wege geleitet hätte. Er würde nächste Woche einen Kostenvoranschlag schicken.
Dann war ich mit Merlin spazieren gegangen, hatte ihn gefüttert, mich geduscht, umgezogen und war zu Nick gefahren.
Er kochte gerade, als ich ankam, und zwar offensichtlich grottenschlecht. Für mich war es etwas Neues, mit einem Mann zusammen zu sein, der seine eigene Pfeffermühle und seinen eigenen Pfannenwender hatte. Und dass er überhaupt nicht kochen konnte. Absurderweise gefiel mir das, und ich griff ein, bis seine empörte Weigerung, sich bemuttern zu lassen, mir klarmachte, dass ich genau das tat. Ich machte es bei allen Menschen so, aber er wehrte sich und wollte nichts davon wissen.
»Du«, sagte er streng, »setzt dich dort auf den Hocker. Und dann isst du Grissini, schaust mir zu und siehst sexy aus. Du trinkst den Weißwein in deiner Hand und gibst zustimmende Laute von dir, wenn es angebracht ist. Ich kann nichts lernen, wenn ich keine Fehler machen darf.«
Offensichtlich wollte er nicht bemuttert werden. Flüchtig fragte ich mich, ob ich wohl ähnlich reagieren würde, wenn ich ein Regal aufhängen wollte und er mir anbieten würde, die Löcher für die Dübel zu bohren. Ich glaubte eigentlich nicht. Komisch, wie wir auf einmal ständig die Grundregeln neu analysierten, auf denen unsere Ehen basierten. Ich kam mir vor wie ein neuer Mensch. Als ob ich mich gehäutet hätte.
Wie mochte wohl seine Frau sein?, fragte ich mich.
Ich stellte mir vor, wie sie Hof in ihrer Küche hielt und seine Angebote ablehnte, ihr zu helfen. Aber lange hielt ich mich mit diesem Gedanken nicht auf. Seine Bemühungen gingen mir so ans Herz, dass ich völlig von Rührung und Gefühlen überwältigt war, als er den Kampf mit seiner Bolognese-Sauce endlich beendet hatte. Ich bestand darauf, dass er sie im Backofen warm stellte, während wir uns in seinem Bett liebten.
Dann aßen wir Spaghetti, klumpige Sauce und nur
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