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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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N für Nick und sieben große X hintereinander. Ich hatte auf dem Parkplatz gestanden und jedes einzelne gezählt.
    Es gab zwei weitere Bewerber um den Posten, einer davon ein Mann, den ich vom Sehen kannte. Er war leitender Optiker in einer kleineren Filiale in Croydon. Der andere Bewerber war eine Frau aus dem Norden, die wegen der Versetzung ihres Mannes in den Süden gezogen war, und eine neue Stelle suchte. Und ich, die ich ziemlich aus dem Ruder gelaufen war und jetzt den Weg zurück suchte. Die Empfangsdame machte ein Häkchen hinter meinen Namen und schickte mich in den elften Stock.
    Seltsamerweise war ich nicht im Mindesten nervös.
    Wahrscheinlich bekam ich deshalb den Job auch.
    »Tja nun«, sagte Russell, reichte mir etwas zu trinken und machte einen übertriebenen Kniefall. »Müssen wir jetzt Ma’am zu dir sagen?«
    »Aber sicher doch«, sagte Ruth, die sich beinahe so für mich freute, als sei sie selbst befördert worden. Wie selbstlos und kostbar diese Freundschaft doch war. Ich war so froh, dass sie in der Firma blieb.
    Ich trank einen Schluck und bemühte mich, so zu tun, als würde ich mich freuen. Ich hatte Ruth schon erzählt, dass ich mich von Nick getrennt hatte. Sie fand, ich sei verrückt. Aber das war ja auch nicht anders zu erwarten.
    Wir feierten nicht lange im Pub. Russell wollte mit seiner neuesten Eroberung ins Kino gehen – einem Mädchen aus der Kosmetikabteilung, die Ruth aufs Äußerste missbilligte.
    »Wirklich, Russ«, schalt sie ihn, als wir auf dem Parkplatz des Pubs standen. »Sie ist ja fast noch ein Schulmädchen.«
    »Sie ist neunzehn«, protestierte er.
    Ruth schniefte. »Aber gerade so.«
    Russell zog seine Sonnenbrille aus der Tasche. »Und ich bin gerade so neunundzwanzig«, sagte er und setzte sie auf.
    »Das merkt man«, sagte Ruth. Sie schien es heute Abend auf den armen Russell abgesehen zu haben.
    Er ließ seine Schlüssel an einem Finger baumeln. »Und was soll das heißen?«
    Ruth schob den Riemen ihrer Handtasche auf die Schulter und schniefte wieder. »Es heißt, dass man das merkt. Offensichtlich bist du zu jung, um dich an eine erwachsene Frau zu wagen.«
    Russell klickte sein Auto auf. Er musterte Ruth von oben bis unten. »Und wie kommst du darauf, dass ich das überhaupt will?«, fragte er.
    Danach ging ich in den Supermarkt. Blind wanderte ich durch die Gänge und kaufte die Dinge ein, die ich fürs Wochenende brauchte. Jonathan war zum Glück nicht da, als ich nach Hause kam.
    »Er ist zur Vorstandssitzung in den Tennisclub gefahren«, informierte mich Kate, als sie mir half, die Einkäufe auszuladen. Sie sah strahlend aus, mit ihrer gebräunten jungen Haut und der engen schwarzen Jeans. »Er hat gesagt, ich soll dich an die CD erinnern. Oh, und Debbie hat angerufen. Sie sagt, sie wäre dir wirklich dankbar, wenn du am Electra-Kostüm Haken einnähen könntest, weil der Reißverschluss schon wieder kaputtgegangen ist.«
    Grinsend tätschelte sie mir das Handgelenk.
    »Ich habe gesagt, dass du das natürlich machst. Oh, und fast hätte ich es vergessen. Morgan hat auch angerufen, irgendwas wegen eines Treffens mit dir. Auf jeden Fall wollte sie dich sprechen.«
    »Weswegen? Hat sie was gesagt?«
    Kate schüttelte den Kopf. »Ich glaube, sie hat gehofft, du könntest nächste Woche nach London kommen, wegen ihrer Anprobe. Aber ich glaube nicht, dass du das schaffst, weil ich die Aufführung habe. Sie klang ein bisschen beleidigt deswegen, aber das kennen wir ja. In der letzten Zeit ist sie die reinste Pest.«
    Warum hatte sie sich dann letzte Woche nicht mit meiner Mutter und mir getroffen? »Ach, komm, Kate«, sagte ich. »Sie ist bloß gestresst.«
    »Warum hast du eigentlich das Kostüm an?«, fragte sie. »Ich kann das nicht leiden, wenn du dich so aufbrezelst.«
    »Ich hatte heute mein Bewerbungsgespräch.«
    »Ach ja! Natürlich! Entschuldige! Hast du den Job gekriegt?«
    »Ja.«
    »Super, Mum.«
    Sie umarmte mich, und mir traten die Tränen in die Augen. Einfach so. Das ging so nicht weiter!
    Ich fuhr Kate zu Amanda und ließ mich von ihrem fröhlichen Geplapper beruhigen. Auf dem Rückweg fuhr ich dieselbe Strecke wie damals. Ich nahm den Fuß vom Gaspedal. Es schien so lange her. Aber die Spuren, die meine Reifen im Graben hinterlassen hatten, waren immer noch zu sehen. Zwei Furchen im Gras.
    Als ich in unsere Straße einbog, weinte ich richtig. Ich weinte, als ich die gefrorenen Garnelen aus dem Tiefkühler holte. Ich weinte, als ich das

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