Herzklopfen in Virgin River (German Edition)
ein paar Programme, damit Art leichter buchstabieren und rechnen lernte. Wenn man Art einmal etwas beigebracht hatte, war er anschließend meist sehr gut darin. Trotzdem schien er im Schreiben und Rechnen nicht wirklich besser zu werden. Es war so, als ob er dort seine Grenzen erreicht hätte – doch er liebte den Computer. Art war außerdem extrem wortgenau und wenig kreativ in dieser Hinsicht. Art dachte nicht über seinen Horizont hinaus. Wenn man ihn bat: „Bring den Müll raus“, konnte es gut sein, dass er fragte: „Wohin raus?“ Stattdessen war es besser ihm zu sagen: „Sammele den Müll in dieser Tüte und dann verschließe die Tüte mit einem Knoten und wirf sie in die Mülltonne.“
Luke brauchte ungefähr fünfzehn Minuten, bis er alle Sachen zusammenhatte. Dann ging er zur Fleisch-, Käse- und Gemüseabteilung und überlegte sich, welche leicht verderblichen Lebensmittel er mitnehmen sollte, nachdem er Art ausreichend Zeit gelassen hatte, den Shoppingausflug zu genießen. Aber zunächst packte Luke erst einmal die unverderblichen Dinge, die auf Shelbys Liste standen, in den Wagen: Olivenöl, Cracker, Reis, Nudeln und Müsli. Er nahm auch Bier und Whiskey mit. Dann entschied er sich, auch noch ein paar Bücher, DVDs und CDs zu kaufen, bevor er sich auf die Suche nach Art machte.
Nachdem er ihn weder beim Schmuck noch bei den Computerspielen fand, dehnte er seinen Suchradius auf die Werkzeug- und Kosmetikabteilung aus und hielt nebenbei auch bei den Tiefkühlprodukten nach Art Ausschau. So allmählich begann sich Luke zu wundern, dass Art in keiner seiner üblichen Lieblingsabteilungen zu finden war.
Schließlich entdeckte er ihn am anderen Ende des Supermarkts beim Hundefutter. Art stand mit einer kleinen, rundlichenFrau, die er um einiges überragte, zusammen. Die Frau hatte lockige, braune Haare. Sie hielten Händchen und schauten einander tief in die Augen. Luke grinste beim Anblick des etwas merkwürdig aussehenden Pärchens. Dennoch wirkten der große, schwerfällige Art und diese kleine, stämmige Frau auf eine seltsame Weise perfekt. „Art?“, rief Luke.
Art schrak zusammen. Er lächelte, und seine kleinen Augen blickten Luke so groß an, dass Luke sich nur mit Mühe das Lachen verkneifen konnte. Er hatte Art noch nie so selig und breit grinsen sehen. „Luke! Das ist Netta! Aus meiner Gruppe! Sie war meine Freundin.“
„Im Ernst?“ Luke reichte ihr die Hand. „Hallo, Netta, freut mich“, sagte er. „Ich glaube, wir sind uns schon einmal begegnet. Hast du nicht mal mit Art in diesem Laden zusammengearbeitet?“
„Sie haben sie rausgeworfen, Luke!“, erklärte Art ihm sofort ganz aufgeregt. „Sie haben alle rausgeworfen! Sogar Stan. Dem gehört der Laden. Er hat eine Menge Ärger bekommen, weil alles falsch gemacht wurde! Netta sagt, er musste Geld zahlen und war stinksauer !“
„Total … mmm … stinksauer “, wiederholte Netta schnell.
„Wie schade für den alten Stan“, erwiderte Luke lächelnd. „Ich wünschte, ich könnte Mitleid mit ihm haben. Und, Netta, wo wohnst du jetzt?“
„In einem … mmm … Haus“, antwortete sie. „Mit Ellen und Bo. In Fortuna. Ich helfe in der Bäckerei.“
„Und was machst du heute bei Costco?“, fragte Luke sie.
„Wir kaufen unsere … mmm … Sachen bei Costco. Und Ellen lässt mich … mmm … das machen.“
„Art“, meinte Luke, „Warum lädst du Netta nicht zu einem Hotdog oder einer Pizza oder Cola oder so was ein. Setzt euch hin. Erzählt euch, was es Neues gibt. Ich besorge dann ganz langsam den Rest. Lass dir Zeit.“
Art schaute ihn einfach nur an.
Netta griff nach seiner Hand. „Komm … mmm … Hotdog, Art.“
„Los, geh schon, Art. Holt euch Hotdogs. Unterhalt dich ein bisschen mit Netta.“
Weil Art wie erstarrt wirkte, fuhr Luke rasch ein Wendemanöver mit dem Einkaufswagen und entfernte sich so schnell wie möglich von den beiden.
Natürlich besaß Art Geld, und er konnte gut damit umgehen. Luke hätte niemals sein Portemonnaie gezückt, um ihm einen Schein zuzustecken, schon gar nicht in Gegenwart einer Frau. Art bezog eine Behindertenrente vom Sozialamt, eine kleine staatliche Unterstützung, und Luke zahlte ihm einen Lohn für seine Arbeit. Dafür bekam er von Art etwas Miete für die Hütte, in der er wohnte. Ansonsten musste Art sich nicht an den weiteren Lebenshaltungskosten beteiligen. Manchmal, wenn Art etwas Geld übrig hatte, schenkte er Luke und Shelby was. Das war in Ordnung, allerdings
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