Herzklopfen in Virgin River (German Edition)
Tränen über die Wangen rannen. „Das schaffe ich nicht noch einmal.“
„Das verstehe ich“, erwiderte Mel leise. „Kann ich etwas für dich tun? Glaubst du, ein gutes Antidepressivum würde dir helfen?“
„Beim Verlust eines Kindes? Nein“, entgegnete sie kopfschüttelnd. „Ich muss einfach eine Weile trauern, die Armemeines Mannes spüren und Gott fragen, welche Pläne er mit mir hat. Es ist ja nicht so, als ob ich die erste Frau auf der Welt wäre, die keine eigenen Kinder bekommen kann. Und wie viele Frauen haben das, was ich habe? Den tollsten, wunderbarsten, liebevollsten Mann von der Welt. Der arme Phil. Sein Herz ist auch gebrochen, und ich denke die ganze Zeit nur an mich.“
„Sei einfach für ihn da, so wie er für dich da ist, Süße. Dann ruf bei deinem Doktor an und erkläre ihm, dass du wahrscheinlich ein bisschen psychologische Unterstützung gebrauchen könntest, um mit der letzten Fehlgeburt fertig zu werden.“
„Aber ich glaube nicht, dass ich so weitermachen will … mit dieser verrückten Hoffnung, vielleicht doch noch schwanger zu werden und ein Kind auszutragen …“
„Darum geht es nicht“, meinte Mel. „Egal wie sehr du dich bemühst, du brauchst ein bisschen Hilfe, damit du diesen Verlust überwinden kannst. Das war ein großer und harter Schlag für euch beide. Ihr habt diesem Arzt Zehntausende von Dollars, die nicht von der Versicherung gedeckt sind, bezahlt – er muss ein paar psychologische Berater in seinem Team haben oder zumindest jemanden kennen, den er empfehlen kann. Du brauchst niemandem zu versprechen, dass du dir den Kopf noch mehr zerbrechen willst, nimm dir einfach psychologischen Beistand. Such dir Hilfe.“
„Vielleicht versuchen wir es bei unserem Reverend …“
„Such dir professionelle Hilfe, Darla. Bitte. Ich will nicht, dass du an der Sache zerbrichst. Ich hatte noch keine Fehlgeburt – aber ich bin lange nicht schwanger geworden und erinnere mich noch gut an den Schmerz und die Enttäuschung, die ich allein deswegen empfunden habe. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie schwer es im Augenblick für dich sein muss.“
Darla schwieg einen Moment lang. Dann wischte sie sich über die Wangen und sagte: „Ich glaube, sieben Mal sind genug.“
„Das kann ich dir nicht verdenken“, erwiderte Mel.
Alle paar Wochen musste Luke nach Eureka fahren, um im Costco Großmarkt Vorräte für Haus und Hütten zu besorgen. Er kaufte Unmengen an Toilettenpapier, Seifenstücken, Küchenrollen, Reinigungsmittel, und manchmal musste er auch Ersatz für Badehandtücher, Badematten und so weiter mitbringen. Wenn er schon mal dort war, besorgte er auch noch ein paar Lebensmittel für den eigenen Bedarf. In der Tiefkühltruhe im Schuppen neben seinem Haus lagerte zwar massenhaft gefrorener Fisch, aber frisches Hühnchen und Rindfleisch konnten sie trotzdem immer gut gebrauchen. Shelby erstellte immer eine Liste mit den Dingen, die sie gerne auf Vorrat dahatte, angefangen bei Ketchup bis hin zu Thunfisch in Dosen. Nun, wo ihr Krankenschwester-Ausbildungsprogramm wegen der Sommerferien pausierte und ihre Schwangerschaft schon weit fortgeschritten war, kam sie nur noch selten in den Lebensmittelladen. Deshalb war Luke nun häufiger in der Stadt.
Er musste Art nicht extra noch mal sagen, wann er dorthin wollte. Denn Art fragte ihn bereits Tage vorher mehrfach danach. „Wann fahren wir zu Costco, Luke?“
„In zwei Tagen“, pflegte Luke ihm zu antworten. Art, ein Mann mit Downsyndrom, den Luke als Hilfskraft für die Vermietung der Ferienhütten eingestellt hatte, war so etwas wie Lukes Schatten. Er lebte in einer eigenen kleinen Hütte in der Nähe von Lukes und Shelbys Haus.
„Wie viel Uhr, Luke?“, wollte er wissen.
„Gegen zwei.“
Dann: „Morgen fahren wir zu Costco, Luke.“
Und später: „Heute fahren wir zu Costco, Luke.“ Wieder eine Stunde später: „Zeit, zu Costco zu fahren, Luke?“
Zu Costco zu fahren, gehörte von allen Dingen auf der Welt zu Arts absoluten Lieblingsbeschäftigungen. Er interessierte sich nicht für den Baumarkt, aber er liebte Costco. Luke verlangte nie von ihm, dass er bei ihm blieb oder ihm beim Einkaufen half, und ließ sich selbst eine Menge Zeit, weil Art sichwirklich alles ansehen wollte, vor allem die Sachen, die er sich niemals kaufen würde. Art liebte die Schmuckabteilung, und er war von Computern fasziniert. Als Luke die Satellitenschüsseln installiert hatte, schenkte er Art einen günstigen Laptop und
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