Herzklopfen in Virgin River (German Edition)
hatte. Vielleicht hatte es auch daran gelegen, dass er sich nicht verletzlich zeigen wollte. Inzwischen war es Aiden aber leid, alleine zu sein, leid, immer eine gewisse emotionale Distanz zu wahren. Und etwas an Erin weckte in ihm den Wunsch, die Gelegenheit zu nutzen.
Seine bisherige Zurückhaltung hatte ohne Zweifel mit seiner schlechten Erfahrung zu tun. Aber, Himmel noch einmal, es war eine wirklich üble Erfahrung gewesen. Er glaubte, dass die Ursache für seine neuerliche extreme Vorsicht darin lag, dass seine Ex, Annalee, erst kürzlich versucht hatte, ihn ausfindig zu machen. Andererseits entsprach es nun mal den Tatsachen, dass Aiden, auch wenn Annalee nicht im Spiel war, sich nicht Hals über Kopf auf eine Frau einließ. Diese Zurückhaltung war für ihn ganz normal geworden. Obwohl seit der Geschichte mit Annalee schon viel Zeit ins Land gegangen war und sie nur kurz gedauert hatte, gehörte sie zu den dunkelsten und schlimmsten Kapiteln seines Lebens. Nichts hatte ihn auf Annalees Wahnsinn vorbereitet. Seit ihrem Kennenlernen hatte sie ihn nur belogen und manipuliert.
Aiden hatte ihr Geld gegeben, damit sie nach Hause, nach Georgia, fliegen konnte, um ihre Mutter zu besuchen. Fünf Tage später hatte sich die Kreditkartenfirma bei ihm gemeldet, um sich rückzuversichern, dass er damit einverstanden sei, dass seine Frau mit seiner Kreditkarte die zehntausend Dollar für einen einwöchigen Wellnessurlaub in Acapulco bezahlte. Das einzig Kluge, das er in ihrer kurzen Ehe getan hatte, war, darauf zu verzichten, ihr eine Vollmacht für seine Konten zu erteilen. Ständig hingen in ihrem Schrank neue, teure Klamotten, ohnedass er wusste, wo sie das Geld dafür hernahm. Er vermutete, dass sie die Kleider gestohlen hatte. Doch sobald er sie auf ihr Verhalten oder ihr Handeln ansprach, ging sie in die Luft wie eine Rakete, zertrümmerte die Wohnung oder brach total zusammen und verwandelte sich in ein verletzliches, bedürftiges Kind. Ihre Beziehung glich einer einzigen unglaublichen Achterbahnfahrt, die zwischendurch von wildem, zügellosem Sex gekrönt wurde. Aiden begann sich zu fragen, ob er den Verstand verloren hatte.
Leider gelang es ihm nicht mehr so ganz, sich an die Phasen zu erinnern, in denen Annalee ihm normal erschienen war. Süß, niedlich, entgegenkommend, liebenswert. Und Gott, sie war wunderschön – nicht wie das typische Mädchen von nebenan, sondern im klassischen Sinne. Sie hatte hellblondes Haar, dunkle Augen, leicht gebräunte Haut, volle Lippen und war mit einem umwerfenden Körper gesegnet, der einen Zug zum Entgleisen gebracht hätte. Sie war nur einen Meter sechzig groß, hatte eine zierliche Taille, wohl gerundete Hüften und große Brüste.
Nach den ersten beiden Wochen ihrer Ehe hatte er in ihr nur noch den Teufel in Frauengestalt gesehen. Aiden war sich nicht sicher, ob Annalee geistig gestört war oder einfach nur das gemeinste, hinterhältigste Biest der Welt. Lange Zeit hatte er versucht, genau das herauszufinden, anstatt sich endlich scheiden zu lassen. Aber dann war er eines Tages einmal – absichtlich etwas früher aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen und hatte sie dabei erwischt, wie sie sich mit einem jungen Seemann vom Stützpunkt zwischen den Laken gewälzt hatte. Als Aiden ihn aus dem Bett gezerrt und gegen die Wand gedrückt hatte, hatte der Kleine geschrien. Der Kerl war total ahnungslos gewesen, dass das Mädchen verheiratet war! Er hatte sie um zehn Uhr morgens in einer Bar kennengelernt. Nach seiner unerfreulichen Begegnung mit Aiden war er abgehauen, so schnell er konnte.
Dieses Ereignis hatte dazu geführt, dass Aiden endlich aus dem Albtraum erwachte, der vom Kennenlernen bis zur Scheidung vier Monate lang gedauert hatte.
Einer seiner Patienten im Krankenhaus hatte damals gerade innerhalb weniger Tage seine Scheidung über die Bühne gebracht. Von ihm hatte sich Aiden den Namen eines Anwalts geben lassen, um sich sofort um seine eigene Scheidung zu kümmern. Aiden hatte Annalee die Scheidungspapiere persönlich übergeben, und danach hatte sie sich aus dem Staub gemacht. Er hatte wirklich geglaubt, er sei mit ihr fertig. Bis er vor wenigen Wochen zum ersten Mal wieder von ihr gehört hatte, schien es auch tatsächlich so gewesen zu sein.
In den letzten acht Jahren hatte Aiden keine Frau mehr kennengelernt, die ihn nur im Geringsten an den weiblichen Teufel, der sein Leben innerhalb kürzester Zeit so komplett durcheinandergebracht hatte, erinnert
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