Herzklopfen in Virgin River (German Edition)
und Maureen meistens eine katholische Messe und aßen danach irgendwo zum Dinner. Sonntagmorgens hörten sie sich Noahs Predigt an; George platzte förmlich vor Stolz über den jungen Pastor. Maureen hatte noch nie einen so gut aussehenden, jungen Reverend, der in Jeans und einem karierten Hemd vor seiner Gemeinde stand, wobei sein Hund in seiner Nähe auf dem Boden lag, den Gottesdienst abhalten sehen. „Ihr Presbyterianer“, sagte sie lachend zu George, „habt überhaupt keine Ahnung von der Schönheit der Liturgie.“
Die wahre Magie erlebte Maureen jedoch in ihrer Zweisamkeit mit George. Dinge, von denen sie nie geahnt hatte, dass sie sie vermisste, erfüllten auf einmal ihr Leben – Alltägliches, wie: mit einer Handarbeit auf dem Sofa sitzen, während George neben ihr im Fernsehen ein Baseballspiel verfolgte. George liebte Baseball, und er kommentierte jedes Spiel! Der Unterschied zwischen einem George, der sich gut unterhalten fühlte, und einem George, der sich einfach nur die Zeit vertrieb, ließ sich daran erkennen, wie viel er mit dem Fernseher sprach. Baseball bekam eine Menge Kommentare; die Filme, die Maureen aussuchte, höchstens ein gelegentliches Schnarchen. Ihr war nicht bewusst gewesen, wie sehr sie das Schnarchen eines Mannes vermisst hatte.
Maureen saß vor dem Wohnmobil und genoss die kühle Morgenluft, unterdessen spülte George drinnen das Frühstücksgeschirr ab. Bisher hatte es noch niemanden gegeben, mit dem sie sich die häuslichen Pflichten teilen konnte. Bei dem Gedanken daran, dass jetzt alles anders war, durchströmte sie ein Glücksgefühl. Wenn man vom Teufel sprach … George trat mit einer Zeitung unter dem Arm aus dem Camper und brachte zwei Tassen Kaffee mit nach draußen. Er reichte ihr einen Becher Kaffee mit Süßstoff und einem kleinen Spritzer Milch. Dann ließ er sich mit seinem schwarzen Kaffee auf einen Stuhl neben Maureen nieder und studierte die Zeitungsüberschriften.
Das gehörte auch zu den Sachen, die ihr anscheinend gefehlt hatten – ein Mensch, mit dem man schweigen konnte. Jemand, der neben ihr saß und einfach da war, ohne aufdringlich zu sein. Zwölf Jahre lang war sie, wir ihr nun klar wurde, alleine, wenn auch nicht einsam, gewesen. Und nicht einmal während der ganzen Zeit war es ihr in den Sinn gekommen, dass es eine Lösung dafür gäbe. Beiläufig griff George nach ihrer Hand und hielt sie fest, was Maureen daran erinnerte, dass da noch etwas war. Sie empfand eine zarte Zuneigung, die wundervollerweise irgendwo zwischen Leidenschaft und Wohlbehagen lag.
Maureen war davon ausgegangen, dass sie nie wieder diese Gefühle verspüren würde. Deshalb überraschte es sie, dass eine dreiundsechzigjährige Frau dieselben Freuden des Lebens genießenkonnte wie vielleicht damals mit Anfang zwanzig. Nein, sogar mehr . Es war doch nicht dasselbe. Als junge Braut hatte sie Hemmungen gehabt; sie war auf sich selbst konzentriert und nur schwer erregbar gewesen. Nun, wo sie so viel weniger attraktiv war, fühlte sie sich viel freier und viel mehr wie sie selbst. Sie glaubte, dass sie dies George zu verdanken hatte, der ihr geholfen hatte, langsam Vertrauen aufzubauen. George, bei dem sie sich so wundervoll und begehrenswert vorkam. Maureen gehörte zu dem Typ Frauen, die sich, auch nach der Geburt ihrer fünf Kinder, immer noch das Laken über den Kopf gezogen hatte, um sich selbst zu betrachten. Nun duschte sie sogar manchmal mit George. Sie lachten darüber, wie lächerlich sie aussehen mussten, mit ihren schlaffen Körpern und dem dünnen, grauen Haar an ihren intimsten Stellen. Sie lachten darüber, wie gut ihre alternden Körper nach einem langsamen und liebevollen Vorspiel noch funktionierten.
Sie drückte Georges Hand. „Ich habe nachgedacht, George.“ „Mach mir keine Angst.“
„Ich war furchtbar kritisch mit meinen Jungs, weil sie sich nicht verlieben, binden und sesshaft werden wollten. Ich kann überhaupt nicht mehr zählen, wie oft ich sie gefragt habe, was ihr Vater und ich getan haben, dass Ehe und Familie sie dermaßen abschreckten. Bis vor Kurzem ist mir nie in den Sinn gekommen, dass sie sich möglicherweise einfach nur an mir und meinem Verhalten ein Beispiel genommen haben. Ich war sicher, kein Interesse mehr an einer neuen Beziehung zu haben. Oder ehrlich gesagt, dachte ich, dass sich kein Mann mehr für mich interessieren würde. Ich hatte keine Ahnung, dass ich in Wirklichkeit dabei war, niemandem eine Chance zu geben – genau wie es
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