Herzklopfen in Virgin River (German Edition)
Bergen, Annalee“, erklärte er ihr so ruhig wie möglich. „Meine Schwägerin hat Wehen, und ich begleite sie ins Krankenhaus. In Fortuna gibt es ein paar nette Motels – fahr dorthin. Ich rufe dich an, sobald ich Zeit habe, mit dir zu reden.“
Sie schüttelte den Kopf. Aus ihren großen blauen Augen kullerten Tränen. „Weshalb bist du bloß so grausam?“, fragte sie ihn. „Es ist nicht meine Schuld. Ich kann nichts dafür.“
„Du solltest deinen Mädchennamen tragen“, erinnerte er sie. „Nicht Riordan. Du treibst schon wieder ein falsches Spiel mit mir, Annalee, und du solltest besser sehen, dass du verschwindest. Ich meine es ernst.“
„Ach, Aiden …“ Sie verbarg ihr Gesicht in zitternden Händen und weinte.
Er blieb ungerührt vor ihr stehen. Als sie ihr, für alle Welt täuschend echt wirkendes, tränenverschmiertes Gesicht hob, um ihn anzusehen, fuhr er sie an: „Das kannst du dir sparen. Ich falle nicht darauf herein. Und jetzt verschwinde.“
Aiden hörte, dass seine Mutter schockiert nach Luft schnappte. Annalee reckte das Kinn und erwiderte: „In Ordnung, Aiden. Ich verschwinde. Bitte kümmere dich um die Scheidung. Du hast meine Telefonnummer und die E-Mail-Adresse, falls es Probleme gibt.“
„Gut. Und jetzt hau ab!“ Dann beobachtete er, wie Annalee sich bravourös umdrehte, in ihren neuen Lexus stieg und rückwärts ausparkte, bis sie wegfahren konnte.
„Ich denke nicht, dass ich dich schon jemals in meinem Leben so mit einem Menschen habe sprechen hören“, sagte Maureen eindeutig entsetzt. „Vor allem nicht mit einer Frau. Einer tränenüberströmten Frau.“
„Sie ist keine normale Frau“, erklärte Aiden, ohne seine Mutter dabei anzuschauen. „Sean, ich fahre zum Krankenhaus,Luke möchte, dass ich mitkomme. Es ist zwar nicht so, dass ich da etwas tun könnte – aber vielleicht will er einfach jemanden dabei haben, der ihm erklären kann, was vor sich geht und weshalb. Du kannst bei mir mitfahren, Mom, falls du willst. Oder, wenn du meinst, dass du meine Gegenwart nicht ertragen kannst, bringt dich sicher George hin.“
„George will sicher nicht in der Klinik herumsitzen und auf das Baby warten, und ich möchte es nicht verpassen. Außerdem würde ich gerne mit dir sprechen.“
Aiden schüttelte den Kopf. „Ich glaube kaum, dass es eine Möglichkeit gibt, deine Neugier zu befriedigen. Aber ich erzähle dir, was ich kann.“ Er wandte sich erneut an seinen Bruder. „Sean, bitte hör mir kurz zu – sorge dafür, dass Annalee sich nicht wieder hier herumtreibt. Sie hat eine extrem destruktive Ader. Ich traue mich gar nicht, mir vorzustellen, zu was sie als Nächstes fähig ist.“
„Aiden“, fing Maureen wieder an. „Sie ist nur eine zarte, kleine Frau, die …“
„Ich lasse sie nicht hierbleiben“, versprach Sean.
„Und vergiss nie, dass ihr keine Lüge zu groß ist. Ihre Geschichten waren immer sehr einfallsreich. Ich denke, sie glaubt ihre Lügenmärchen selbst. Ich bin mir nicht einmal sicher, wo sie genau aufgewachsen ist – jedenfalls nicht in diesem Land, so viel steht fest. Vielleicht in Russland oder in Bosnien – vermutlich an einem sehr unruhigen Ort. Das Lügen und die Manipulationen, so etwas könnte sie in ihrer Kindheit gelernt haben. Als Überlebensstrategie. Es ist zwanghaft … und geschieht automatisch. Ich erzähle dir das nicht, um sie zu entschuldigen, sondern damit du auf der Hut bist. Sie kann sehr überzeugend sein.“
Aiden spürte die Hand seiner Mutter auf der Schulter. „Welche Art von Lügen, Aiden?“, fragte sie ihn. „Meinst du, sie hat gelogen, als sie von einer zweiten Chance gesprochen hat?“
Er betrachtete seine Mutter angespannt. In seinem Gesichtspiegelte sich die blanke Wut. „Garantiert. Sie lügt immer, Mom.“ Aiden versuchte, ruhig zu bleiben. „Das ist alles erstunken und erlogen.“
Annalee hatte bereits ein kleines Hotelzimmer gebucht; aber nicht in Fortuna, sondern in Garberville und auch nicht unter dem Namen Annalee Riordan. Außerdem war sie auch nicht alleine, doch das brauchte Aiden nicht zu erfahren. Annalee wohnte mit Mujo zusammen. Er war in jeder Hinsicht ihr Partner.
Annalee fuhr eine Weile durch die Gegend, bis sie schließlich in Richtung Virgin River abbog. Sie blieb in ihrem Wagen sitzen, frischte ihr Make-up auf und sorgte dafür, dass ihr Haar ordentlich lag, bevor sie die kleine Bar im Zentrum der Stadt betrat. Ein Glücksspiel – Annalee hatte die Wahl zwischen einer Bar,
Weitere Kostenlose Bücher