Herzklopfen in Virgin River (German Edition)
einer Kirche oder einer Klinik. Da Lukes Wagen nicht vor der Klinik stand, vermutete sie, dass die Familie für die Entbindung woanders hingefahren war.
Baby. Annalee wünschte, sie hätte ein Baby mit Aiden gehabt. Es war ein großer Fehler von ihr gewesen, kein Kind zu bekommen. Dann hätte Aiden sie nicht einfach nach der Trennung ignorieren können. Doch zu der Zeit, als sie geheiratet und sich wieder hatten scheiden lassen, war sie noch so jung gewesen. Die Vorstellung, an ein Baby gebunden zu sein, hatte ihr damals klaustrophobische Gefühle beschert. In Wahrheit ließ sie die Vorstellung immer noch erschaudern – sie war nicht besonders versessen auf Kinder. Aber sie hätte ihm das Kind überlassen und regelmäßig über das Sorgerecht entscheiden lassen können … Der Gedanke zauberte ihr ein Lächeln ins Gesicht. So ein Arrangement wäre eine lebenslange Rente.
Annalee betrat die Bar, setzte ihr umwerfendstes Lächeln auf und kletterte, vor dem bestaussehenden Barmann der Welt, auf den Hocker. „Hallo“, begrüßte sie ihn fröhlich.
„Hallo. Sie müssen sich verirrt haben.“
„Nein“, antwortete sie lachend und schüttelte den Kopf. „Nicht im Geringsten. Allerdings ist mein Timing heute nicht besonders gut. Ich wollte eigentlich nur die Familie besuchen, doch kaum war ich da, gingen die Wehen bei der Frau meines Cousins los, und sie musste ins Krankenhaus. Die ganze Familie im Schlepptau. Um die Wahrheit zu sagen, ich wollte ursprünglich mitfahren, aber weil die Ehefrau meines Cousins nahezu eine Fremde für mich ist, schien es mir keine so gute Idee zu sein. Ich wollte nicht stören.“
Der Mann hinter der Bar zog die Augenbrauen hoch. „Es handelt sich nicht zufällig um Shelby?“
„Ja, genau“, stieß sie gespielt überrascht hervor. „Meine Güte, Sie kennen hier wahrscheinlich jeden!“
„So ziemlich“, antwortete er. „Und auch, wenn es manchmal so aussieht, als ob alle Frauen schwanger sind, ist das nicht der Fall. Ich wusste, dass sie jederzeit so weit sein kann. Außerdem ist meine Frau zur Geburt gerufen worden.“
„Sie sind mit einer Ärztin verheiratet?“
„Hebamme“, korrigierte er. Er hielt ihr seine große Pranke hin. „Jack Sheridan“, stellte er sich vor.
Annalee reichte ihm die schmale Hand. Die Innenfläche seiner Hand war rau; das mochte sie. „Annalee“, sagte sie. „Annalee Riordan.“ Zu blöd, dass der Kerl nur ein abgebrannter Barmann vom Land war. Er sah scharf aus. Ihr gefielen große, raue Männer. Aber sie musste an die Zukunft denken und hatte nicht vor, sich einen armen Schlucker aus einem Provinzkaff zu angeln. Nun, schoss es ihr durch den Kopf und sie lächelte, vielleicht einen Nachmittag lang oder so. Aber sie hatte es eigentlich auf einen wesentlich dickeren Fisch abgesehen. „Es freut mich, Sie kennenzulernen.“
„Was darf ich Ihnen bringen?“, fragte Jack. „Ein spätes Frühstück, ein frühes Mittagessen, ein kühles Getränk?“ „Mal sehen.“ Sie schaute zur Uhr. „Ich bin schon seit fünf Uhr heute Morgen unterwegs. Halten Sie es für zu früh füreine Bloody Mary?“
„Kommt sofort“, entgegnete er und wandte sich von ihr ab, um sich um die Bestellung zu kümmern. Als er das Getränk vor ihr abstellte, fragte er: „Woher kommen Sie?“
„Ich bin heute aus San Francisco hierhergefahren“, erklärte sie. „Ich hatte geschäftlich dort zu tun, und weil ich schon mal in der Gegend war und ein Großteil der Familie hier zu wohnen scheint, dachte ich, ich nehme mir ein bisschen Zeit und besuche sie. Eigentlich lebe ich in New York.“ Sie griff in ihre feine Handtasche und holte eine extravagante Visitenkarte heraus, die sie ihm über den Tresen hinweg zuschob. „Es gibt da einen Designer in San Francisco, den ich aufsuchen wollte, um mir ein paar seiner neuen Entwürfe anzusehen. Ich habe ein paar sehr wichtige Kunden in New York, die sich wahrscheinlich sehr dafür interessieren.“
Jack betrachtete die Karte. „Gibt es in New York nicht jede Menge Modeberater?“
„Genau“, erwiderte sie breit grinsend. „Das ist es ja gerade jeder in New York sieht immer dieselben Sachen. Man rechnet damit, dass ich regelmäßig neue Trends für sie aufspüre.“
Jack steckte die Karte in seine Brusttasche. „Es ist vermutlich ziemlich offensichtlich – dass ich keine Ahnung von Mode habe. Meine Frau hat sich schon darüber lustig gemacht, da waren wir noch nicht zusammen. Wenn sie in L. A. leben würde, gäbe sie
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