Herzkurven
Chargers
stand. Seine Füße waren nackt, er hatte einen Dreitagebart und wirkte absolut entspannt.
Ross war so ins Schreiben vertieft, dass es ihn ein paar Momente kostete, überhaupt zu merken, dass er Besuch hatte. Er grinste und stellte seinen Laptop auf der Veranda ab. »Was macht ihr hier?«, fragte er und stand auf.
»Wir wollten uns die Leiche einmal anschauen«, antwortete Jeff.
Christine schlug ihn auf den Arm. »Sei nicht so geschmacklos!« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um Ross einen Kuss zu geben, aber er hielt sie auf.
»Sosehr es mich auch schmerzt, den Kuss einer schönen Frau abzulehnen: Lass es besser, Chris! Ich habe erst gestern aufgehört, mich ständig zu übergeben, und Florence Nightingale hier behandelt mich immer noch, als hätte ich die Beulenpest.« Ross bot ihr seinen Stuhl an, aber Chris setzte sich mit JJ auf dem Schoß auf die verblichene Strandliege.
Diskret nahm Danny Jeff Rosemans Frau unter die Lupe.
Sie war eine schlanke dunkelhaarige Maorifrau Anfang dreißig mit großen braunen Augen und fantastischer olivfarbener Haut. Sie wirkte in ihrem einfachen beigefarbenen Kleid mit den zierlichen goldenen Sandalen frisch und hübsch. Danny kam sich neben ihr vor wie eine Kuh, in ihren alten Caprihosen, nackten Füßen und dem formlosen orangefarbenen T-Shirt mit dem Aufdruck
An mir sieht das gut aus
.
Ross stellte sie vor.
Christine bewunderte Dannys Haare. »Ist das gefärbt?«
»Haarmascara«, erklärte Ross, »obwohl man im Notfall auch einen Marker verwenden kann.«
Danny ignorierte ihn. »Hätten Sie gern einen Kaffee? Ein Glas Wein? Oder ein Bier?«
»Ein Kaffee wäre wunderbar.« Christine reichte JJ ihrem Mann. »Ich helfe Ihnen.«
»Das ist wirklich nicht nötig.«
»Ich möchte aber.«
Jeff schaukelte seinen sabbernden Sohn auf den Knien und lächelte Danny warm an. »Ich hätte gern ein Bier, Danny.«
Ross schenkte ihm einen scharfen Blick. In der Art, wie Jeff mit Danny sprach, lag etwas Vertrautes, was seltsam war, nachdem sie sich nicht mehr gesehen hatten, seit sie beim Krankenhaus den Truck schrottreif gefahren hatte. »Ich nehme gern auch ein Bier«, sagte Ross.
»Nein, nimmst du nicht«, antwortete Danny, als sie mit Christine ins Haus ging. »Schau erst mal, ob dein Mittagessen drinbleibt.«
Ross setzte sich mit finsterer Miene.
Jeff lachte. »Also hat deine Krankheit dich vom Sofa runtergebracht?«
»Bis auf weiteres.« Er beäugte Jeff neugierig. »Wer hat dir erzählt, dass ich krank war?«
»Danny.«
Ross starrte ihn an. »Danny?«
Jeff wechselte das Thema zu den San Diego Chargers. Er hielt JJ s klebrige Hände, als der Junge sich auf die Füße stemmte und auf den Schenkeln seines Vaters hüpfte. JJ schaute zu Ross und grinste breit.
Ross lächelte zurück und zwinkerte ihm zu.
Danny sah sein Zwinkern noch, als sie und Christine mit zwei Tabletts zurückkamen, beladen mit den Kaffeetassen, Jeffs Bier, einem Teller mit Käse und Crackern und einer Schüssel mit Ross’ Mittagessen. Christine hatte laut aufgelacht, als sie gesehen hatte, was Danny ihm bereitete. Danny gab die Getränke aus und setzte sich neben Chris auf den Liegestuhl.
Ross starrte in seine Schüssel. Es sah aus wie das Zeug, das seine Schwestern ihren Kindern fütterten, wenn sie anfingen, feste Nahrung zu sich zu nehmen. Er beobachtete, wie JJ an einem Stück Käse lutschte, und fragte sich, ob es vielleicht zu einer Verwechslung gekommen war. »Was ist das?«
»Grießbrei«, antwortete Danny. »Das ist meine Spezialität – natürlich abgesehen von Haferbrei.«
Das Klingeln des Telefons im Haus ließ Danny aufstehen, und sie entschuldigte sich, um ranzugehen.
Ross verstand es einfach nicht. Wenn man bedachte, dass sie einen von Jeffs Trucks vernichtet hatte, hätte er erwartet, dass Danny in Jeffs Nähe nervös sein würde, aber sie war fröhlich und freundlich. Er schaute zu Jeff. »Seit wann seid ihr zwei befreundet?«
Jeff setzte JJ wieder auf seinen Schoß, um an seinem winzigen Schuh die Schleife neu zu binden. »Seitdem ich ihr einen Job angeboten habe.«
Das Baby klammerte sich mit seinen kleinen Händen an die Unterarme seines Vaters und beobachtete alles fasziniert.
»Du hast
was
getan?«
»Ich habe Danny einen Job angeboten.«
»Warum?«
»Die Dinge im Krankenhaus laufen nicht so glatt, wie ich es mir wünsche. Ich habe mit dem Krankenhaus-Management gesprochen, und wir sind übereingekommen, dass es im besten Interesse aller Seiten ist, ein
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