Herzkurven
starrte ihn mit großen verängstigten Augen an.
Sie hätte ihre Angst nicht klarer machen können. Ross’ Herz fühlte sich wie ein zusammengeknülltes Stück Papier an. »Ich bin mir sicher, dass Tante Danny sich richtig gut um sich selbst kümmert, Süße. Sie ist eine Krankenschwester, sie weiß alles über solche Sachen.«
Tat sie das? Kümmerte sie sich um sich selbst?
Ross hatte vor, es herauszufinden, allerdings würde es eine Herausforderung, eine Frau auf ihre Brüste anzusprechen, mit der er nicht nackt im Bett lag. Aber als er an das Gespräch über Zäpfchen dachte, entschied er, dass es doch keine so unvernünftige Frage war.
Er war allerdings in den nächsten Tagen nicht fähig, an Dannys Brüste zu denken, und noch viel weniger, über sie zu reden. Sobald die Wirkung der Zäpfchen nachließ, fühlte er sich schrecklich.
Als Mia ihm anbot, die Lieder ihrer
Destiny’s-Child
- CD zu singen, um Onkel Ross zu helfen, sich besser zu fühlen, schlug Danny vor, das auf ein andermal zu verschieben. Ross war überrascht, dass sie sich eine solch goldene Gelegenheit entgehen ließ. Um Mias Vorstellungen erträglich zu machen, brauchte es einige Mengen Alkohol und Ohrstöpsel – wenn dieses Kind sang, wurde die Milch sauer.
Ross beobachtete durch das Schlafzimmerfenster, wie Mia fröhlich auf dem Trampolin herumsprang. »Schau sie dir an! Das ist nicht fair«, beschwerte er sich weinerlich, als Danny mit dem geleerten Eimer wieder zurückkam. Ross war immer am schlimmsten, kurz nachdem er sich übergeben hatte, weil er sich dann für einen kurzen Moment besser fühlte und die Energie besaß, sich zu beklagen.
»Sie ist ein Kind. Die erholen sich schnell.«
»Ich bin auch noch nicht senil.«
»Verglichen mit ihr, bist du ein alter Knacker. Und jetzt hör auf zu jaulen und trink dein Gerstenwasser!«
»Warum? Es kommt ja doch nur wieder hoch.«
Danny fing an, die Bettdecke nach unten zu ziehen.
Ross klammerte sich daran wie eine verängstigte Jungfrau. »Was machst du da?«
Sie versuchte, ihm die Decke aus den Händen zu reißen. »Lass mich schauen!«
Er griff fester zu. »Du hast es schon gesehen!«
»Nicht das, du Trottel! Ich will sehen, wie dehydriert du bist.«
»Mir auf den Schniedel zu schauen wird dir verraten, wie dehydriert ich bin?«
Ross wirkte so schockiert, dass Danny anfing zu lachen. Sie schob die Decke nach unten, kniff sanft mit Daumen und Zeigefinger in seine Bauchdecke und ließ wieder los. »Nein, aber das.« Sie betrachtete ihn nachdenklich. »Wenn du nicht bald aufhörst zu reihern, brauchst du intravenös Flüssigkeit.«
Ross griff nach seinem Gerstenwasser.
Danny lächelte anerkennend. »Braver Junge!«
Er nippte langsam und grummelte: »Ich dachte, Leute zu pflegen hätte etwas mit Fürsorglichkeit zu tun.«
*
Eine Weile später wurde Ross von dem Geräusch von Druckluftbremsen in der Einfahrt geweckt, gefolgt von einem Klopfen an der Haustür. Nach ein paar Minuten stapfte Danny an der Tür vorbei, und hinter ihr kamen zwei Männer, von denen jeder ein Ende eines plastikverpackten Sofas trug. Ross hatte völlig vergessen, Danny davon zu erzählen. Zwei Sessel und ein Polsterhocker folgten. Als die Lieferanten wieder verschwunden waren, stellte Danny sich am Fuß des Bettes auf, die Arme verschränkt und die Lippen zusammengekniffen. »Ich erinnere mich nicht dran, dich gebeten zu haben, irgendwelche Möbel zu kaufen.«
»Es sollte eine Überraschung sein«, wand Ross sich heraus.
»Nächster Versuch, Ross!«
»Ich wollte keine weitere Nacht auf diesem schrecklichen Folterwerkzeug von Sofa verbringen.«
Danny verengte die Augen zu Schlitzen. »Hast du sonst noch etwas bestellt?«
»Nein«, log er.
»Bist du dir da
völlig
sicher? Weil momentan nicht die beste aller Zeiten ist, um mich gegen dich aufzubringen, Fabello.«
»Du würdest einen Mann treten, der bereits am Boden liegt?«
»Nicht irgendeinen Mann:
dich.
« Danny klopfte ungeduldig mit den Fingern auf ihre Arme und summte ein paar Takte eines Liedes. »Ich warte.«
Ross erkannte die Melodie. Es war ein Warnsignal. »Joe kommt am Mittwoch, um mir dabei zu helfen, das Bad herauszureißen.«
»Oh, tut er das?«
»Du hast gesagt, dass du das Haus repariert haben willst. Es ist okay, ich habe Lloyd und Deryl schon gefragt, und wir können ihr Bad benutzen, bis hier alles wieder läuft.«
Ross entschied sich dafür, die Augen zu schließen und sich tot zu stellen, bevor sie ihn umbrachte. Weil er
Weitere Kostenlose Bücher