Herzkurven
sich Sorgen machte, was für schlechte Erinnerungen er wachgerufen hatte, weil Danny sich jetzt um eine andere kranke Person im Zimmer ihrer Schwester kümmern musste, beschloss er, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, sie zu fragen, ob sie zu ihren Vorsorgeuntersuchungen ging. Sie war auf jeden Fall um einiges besser zu ertragen als seine Schwestern oder seine Mutter, die einen Riesenwirbel machten und ständig seine Symptome mit denen von Freunden verglichen, die meistens an dem, was er gerade gehabt hatte, gestorben waren. Ross erinnerte sich, wie er mit seiner Mutter darüber diskutiert hatte, dass niemand an einem eingewachsenen Zehennagel starb.
»Gott ist mein Zeuge, Una Docherty ist daran gestorben!«, hatte Breda erklärt.
»Egal, wie oft ein Krug zum Brunnen geht, am Ende bricht er.«
Was Danny an Mitgefühl fehlte, das machte sie durch ruhige, sachliche Effektivität wieder wett. Sie besaß die einzigartige Begabung zu erkennen, wann sie ihm helfen musste und wann sie ihn besser in Frieden ließ. Ross genoss die Berührung ihrer kühlen geübten Hände und kam bald über die Peinlichkeit hinweg, dass sie seinen Eimer leerte. Danny hatte keine dämlichen kryptischen Ratschläge zu verteilen. Sie beschränkte sich auf die Tatsachen und war bisweilen fast schon beleidigend ehrlich.
»Sei nicht dämlich, Fabello!«, erklärte sie Ross, als er am ersten Tag seiner Krankheit unbedingt jedes Mal ins Bad wollte, wenn er sich übergeben musste. »Du wirst dich nur auf die Fresse legen, und dann muss ich deinen jämmerlichen Körper wieder vom Boden aufsammeln. Tu mir den Gefallen und kotz in den Eimer!«
Er zog weiterhin die Grenze bei den Zäpfchen.
»Hat man einen Hintern gesehen, hat man alle gesehen.«
Ross fühlte, wie sein Gesicht heiß wurde. »Nicht diesen Hintern.«
»Mein Gott! Bist du gerade rot geworden?«
Er
wurde
rot, als Danny ihn im Bett wusch.
»Wofür ist das?«, fragte Ross, als sie eine Schüssel, Seife und Handtücher in den Raum trug, nachdem sie die Kinder zur Schule gebracht hatte.
»Ich brauche es, um eine Atombombe zu bauen. Wonach sieht es denn aus?«, entgegnete sie sarkastisch. »Du brauchst ein Bad.«
»Nein, tue ich nicht.«
»Doch, tust du schon. Du stinkst.«
Ross schnüffelte kurz unter die Decke. Sie hatte nicht unrecht. »Ich werde duschen.« Er versuchte, sich aufzusetzen, aber ihm wurde schwindlig, und er fiel wieder nach hinten.
»Genau.« Danny füllte die Schüssel mit Wasser.
Ross ertrug die Waschung in gequältem Schweigen; zuerst, weil ihm peinlich war, wie schwach er war, und später dann, weil er steif wurde. Er verstand es nicht. Wieso fühlte sein Penis sich so fit, wenn der Rest von ihm starb? Warum war er nicht auch dehydriert? Dannys Berührung fühlte sich an wie Liebkosungen, und das sorgte dafür, dass er sich mehr und mehr verspannte. Unter normalen Umständen hätte Ross genau gewusst, wie er mit der Situation umgehen musste, aber das hier waren keine normalen Umstände. Das war
Danny
. Er musste die Signale, die sie aussendete, falsch deuten, aber er war ziemlich geübt darin, diese Art von Signalen zu deuten. Er räusperte sich unbehaglich. »Den Rest kann ich selbst!«
»Es ist okay.« Sie seifte den Waschlappen ein und fing an, seinen Bauch zu waschen.
Ross schob ihre Hand weg. »Ich habe gesagt, das mache ich.«
»Ich biete doch nicht an,
das
zu waschen, ich wollte dir nur den Bauch …« Dannys Augen entdeckten den Zaunpfahl, der die Decke auf Hüfthöhe nach oben schob. »Oh.«
Ross beobachtete sie durch seine Wimpern. »Und wer wird jetzt rot?«
Danny hätte ihm am liebsten das Wasser über den Kopf geschüttet. Was tat sie hier? Das war Ross, der in ihrem Leben aufgetaucht war, es auf den Kopf gestellt hatte und sie in den Wahnsinn trieb. Sie ließ den seifigen Lappen in die Schüssel fallen und stand auf.
»Was ist los? Hat man einen Penis gesehen, hat man alle gesehen.«
Dannys Mund wurde plötzlich staubtrocken, und alle Feuchtigkeit schien sich stattdessen zwischen ihren Beinen zu sammeln.
Ihr Schweigen beschämte ihn. »Nimm es nicht persönlich!«
Das machte Danny wütend. Nimm es nicht persönlich! Wer war sie? Ein Troll? Als sie vor nicht allzu langer Zeit zwischen ihm und einer Bar eingeklemmt gewesen war, hatte Ross gewollt, dass sie
es
sehr persönlich nahm. Sie eilte aus dem Zimmer.
Patrick hatte die Macht besessen, Nella mit einem Blick zerschmelzen zu lassen; und dann waren sie für den Rest des Tages im
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